Am Montag hat der Untersuchungsausschuss zum rassistischen Anschlag von Hanau erneut getagt. Zu dieser Sitzung war ein Bestatter geladen. Er lobte die Arbeit der Rechtsmedizin.
Der Bestatter von mehreren Todesopfern des rassistischen Anschlags von Hanau hat die Arbeit der Rechtsmediziner gelobt. Sie seien sehr sensibel mit den Leichnamen umgegangen, indem sie nach der Obduktion etwa auch Schusswunden genäht hätten, sagte er am Montag bei der Sitzung des Untersuchungsausschusses im Wiesbadener Landtag. Auch hätten sie den toten Körpern Talare angezogen, dies habe er zuvor nie erlebt.
Seine Firma habe drei Leichen muslimischer Opfer von der Rechtsmedizin abgeholt und nach Hanau gebracht, dort hätten die Familien am nächsten Tag die rituelle Waschung vorgenommen.
Ein Angehöriger eines Todesopfers hatte sich bei seiner Zeugenaussage im Untersuchungsausschuss entsetzt über den Zustand des Körpers seines Sohnes gezeigt, so hätten in der Leiche noch Nadeln gesteckt. Daran könne er sich nicht erinnern, sagte der Bestatter. Nach rund 18 Monaten habe er Gewebeproben abgeholt, die bei der Obduktion entnommen worden seien. Diese hätten sich in kleinen Dosen befunden und seien dann ebenfalls beerdigt worden.
Überlebende und Angehörige von Todesopfern kritisieren die Arbeit der Behörden. Dazu gehört ein heute 23-jähriger Mann, der bei dem Anschlag in der Arena-Bar gewesen war. Die ersten Polizisten und Sanitäter vor Ort seien erstmal nicht zu ihnen gekommen, sondern „gechillt“ bei ihren Fahrzeugen geblieben, sagte er bei seiner Zeugenaussage am Montag.
Ein 43-jähriger Deutscher hatte am 19. Februar 2020 in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst. Der Untersuchungsausschuss soll klären, ob es vor, während und nach der Tat zu einem Behördenversagen gekommen war. (dpa, iQ)