Dürfen Muslime und Juden Insekten essen?
Menschen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, Allergien haben oder aus anderen Gründen Speisevorschriften einhalten, müssen also Inhaltsangaben auf den Packungen aufmerksam lesen – und hoffen, dass auch wirklich alles draufsteht, was drin ist. Denn offiziell muss klar gekennzeichnet sein, dass ein Lebensmittel Insektenteile enthält und auch, in welcher Form.
Auch Religion ist dabei ein Faktor: Wer in Judentum und Islam die jeweiligen Speisegesetze einhalten möchte, hat einige Ge- und Verbote zu beachten. Die Regeln leiten sich aus der Thora und Auslegungen ab beziehungsweise aus dem Koran und dem Agieren des Propheten Mohammed.
Im Judentum gibt es die Kaschrut, also bestimmte Voraussetzungen für den Verzehr von Speisen. Das, was den Regeln entspricht, wird koscher genannt. So müssen etwa milchige und fleischige Speisen getrennt sein, und es gibt reine und unreine Tiere – zu letzteren gehören neben Schweinen auch Würmer und Insekten.
„Laut Thora strengstens verboten“
Das Verzehren von Lebensmitteln, denen Insekten beigemischt sind, verstößt daher laut Orthodoxer Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) gegen Speisevorschriften. „Abgesehen davon, dass diese ernährungstechnische Zeitgeisterscheinung als nicht besonders appetitlich erscheint, ist der Verzehr von Würmern sowie allen anderen Insekten laut Tora strengstens verboten“, betonen die Rabbiner Avichai Apel (Frankfurt), Zsolt Balla (Leipzig) und Yehuda Pushkin (Stuttgart) für den ORD-Vorstand.
Das Verbot, Insekten und Würmer zu essen, sei so streng, dass der Verzehr eines einzelnen Insekts oft eine gleichzeitige Verletzung mehrerer Verbote in der Thora sei. Eine Ausnahme sei allenfalls der Verzehr von Heuschrecken, die von der Thora erlaubt würden – „aber keine Rolle auf Speiseplänen im Judentum spielen und im Rahmen einer Lebensmittelproduktion schon an den hohen Anforderungen der Koscher-Vorschriften für Lebensmittel scheitern würden“, so die Rabbiner.
Ist es halal?
„Kurzum: Insekten und Würmer sind nicht koscher und haben nichts im Essen zu suchen“, betonen Apel, Balla und Pushkin. Sie dringen daher auf „sichtbare Warnhinweise“ für Produkte, die Insekten und Würmer enthalten. Ähnlich strikt sehen es die meisten islamischen Gelehrten. Auch sie schränken den Verzehr im Prinzip auf Heuschrecken ein, die der Prophet Muhammad laut Überlieferungen ausdrücklich erlaubt und während seiner Kriegszüge selbst verspeist hat. (KNA/iQ)