Muslimische Organisationen fordern den Vorstandsvorsitzenden des Axel-Springer-Medienunternehmens Mathias Döpfner auf, sich für seine rassistische Äußerung über muslimische Menschen zu entschuldigen.
In einem offenen Brief fordert die Allianz gegen Islam– und Muslimfeindlichkeit CLAIM den Vorstandsvorsitzenden des Axel-Springer-Medienunternehmens, Mathias Döpfner, auf, sich für seine rassistische Äußerung über muslimische Menschen, die jetzt öffentlich wurde, zu entschuldigen. Unterzeichnet haben zahlreichen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Bündnisse. Wer eine Minderheit diskriminiert, verhalte sich antidemokratisch und mache nicht davor Halt, weitere Gruppierungen zu diffamieren und abzuwerten, heißt es in dem Brief: „Deshalb erwarten wir eine größere mediale und politische Aufmerksamkeit und Sichtbarmachung und fordern eine öffentliche Entschuldigung von Herrn Döpfner an die hier lebenden Muslim*innen sowie alle weiteren von antimuslimischem Rassismus betroffenen Personen!“.
Die Wochenzeitung „Die Zeit“ hatte über Nachrichten berichtet, die bei Springer konzernintern verschickt worden sein sollen. Das Blatt berief sich auf Dokumente, die aus den vergangenen Jahren stammen sollen. Es handele sich um E-Mails und Chatnachrichten aus dem engsten Führungskreis des Medienkonzerns, viele seien vom Springer-Chef selbst, berichtete die Zeitung. In den aufgelisteten Zitaten ging es zum Beispiel um abfällige Kommentare über Ostdeutsche oder um Kritik an Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). „Free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs“ lautet eine der privaten Döpfner-Nachrichten. Er diffamiert und stigmatisiert bewusst muslimische Menschen und trägt damit zu Rassismus – und insbesondere zu antimuslimischem Rassismus – bei. Im offenen Brief weist CLAIM auf die „rassistischen und antimuslimischen Ressentiments“ in der Berichterstattung einiger Springer-Medien hin. Aufgrund der hohen Reichweite dieser Medien gebe es das Potenzial, den demokratischen Zusammenhalt in Deutschland zu gefährden.
Döpfner hat für umstrittene Äußerungen in konzerninternen Nachrichten öffentlich um Entschuldigung gebeten. In einem auf der „Bild“-Webseite veröffentlichten Beitrag „in eigener Sache“ schrieb der Medienhaus-Chef: „Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich mit meinen Worten viele gekränkt, verunsichert oder verletzt habe.“
Der 60-Jährige erklärte sich weiter so: „Wenn ich wütend oder sehr froh bin, wird mein Handy zum Blitzableiter. Ich schicke dann manchmal Menschen, denen ich sehr vertraue, Worte, die „ins Unreine“ gesagt oder getippt sind. Weil ich davon ausgehe, dass der Empfänger weiß, wie es gemeint ist. Und weil ich mir nicht vorstellen kann oder will, dass jemand diese Worte an Dritte weitergibt.“ Dies sei nun aber geschehen. „Daraus kann man viele Lehren ziehen. Das habe ich getan. Eine davon bleibt die Idee von der „Gedankenfreiheit“.“
Eine Entschuldigung an die ebenso diffamierte Gruppe der Muslim*innen ist bislang ausgeblieben. (dpa, iQ)