Im Jahr 2022 wurden mindestens 1324 islamfeindliche Vorfälle auf Muslime in Österreich registriert. Für die Dokustelle sei jeder Fall einer zu viel.
Im vergangenen Jahr zählte die Dokustelle nach eigenen Angaben insgesamt 1324 rassistische Übergriffe gegen Muslime in Österreich. Diese Zahl stelle laut der Dokustelle nur „eine Grauziffer des gesamten Phänomens dar“ und beleuchte quantitativ nur einen Bruchteil dessen, was Betroffene im Alltag erleben würden. Im Vorjahr lag die Zahl gemeldeter Fälle bei 1061.
Der diesjährige Bericht thematisiert tagtägliche Konfrontationen mit antimuslimischem Rassismus, zeigt Handlungsmöglichkeiten auf, präsentiert Statistiken und Analysen politischer Entwicklungen und antimuslimisch rassistischer Tendenzen in ganz Österreich.
Im Bericht werden die verzeichneten Fälle quantitativ dargestellt und analytisch näher beleuchtet. Hierbei wird zwischen Online- und Offline-Fällen unterschieden. Während online 1080 Fälle erfasst wurden, waren es offline 244 Fälle. Für die Dokustelle sei es klar erkennbar, wie sehr sich – durch zunehmende Digitalisierung des Alltags – Interaktionen in den digitalen Bereich verlagere.
Die Aufschlüsselung der 244 gemeldeten offline Fälle nach Art der Tathandlung zeige, dass betroffene Personen unter anderem im öffentlichen Raum, im Bildungsbereich sowie im Arbeitsbereich antimuslimischen Rassismus erfahren und diese Übergriffe auch vermehrt gemeldet werden würden. Unter Beleidigungen fallen Situationen, in denen Betroffene als Einzelpersonen sowohl verbal als auch durch missbräuchliche Handlungen (z.B. Ohrfeigen, Anspucken, das Runterreißen des Kopftuches) angegriffen werden.
Die Aufschlüsselung der Angriffe nach Geschlecht der Betroffenen zeigt, dass erneut mehr Frauen von islamfeindlichen Angriffen betroffenen sind, statt Männer.
Im Jahr 2022 führten die Dokustelle ein intensiviertes Online-Monitoring durch, um die hohe Anzahl von rassistischen Äußerungen gegenüber Muslime im Onlinebereich aufzuzeigen. Die meisten Verzeichnungen der Online-Angriffe seien unter der Kategorie „Verbreitung von Hass“ (92 Prozent) einzuordnen, bei mehr als 5 Prozent gehe es um Verhetzung. Es ließe sich, wie im vorhergehenden Jahr, eine besondere Korrelation zwischen politischen Ereignissen und verbaler Gewalt im Internet beobachten.
Im diesjährigen Bericht präsentiert die Dokustelle Österreich unter anderem 16 Forderungen, um antimuslimisch rassistischen Tendenzen gesamtgesellschaftlich entgegenzuwirken. Diese Forderungen werden von der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ) unterstützt. So fordert die IGGÖ die Umsetzung und Ausarbeitung des bereits im Regierungsprogramm (2019) angekündigten nationalen Aktionsplan gegen Rassismus: „Die Politik ist dazu angehalten, sich unmissverständlich gegen jedwede Form von rassistischer Diskriminierung gleichermaßen auszusprechen“, so Vural.
Antimuslimischer Rassismus sei ein Nährboden für extremistische Ideologien. Insbesondere Jugendliche mit Rassismus- und Ausgrenzungserfahrungen ernst zu nehmen ist daher ein wichtiger Aspekt der Extremismusprävention, der Ausbau und die finanzielle Förderung von Beratungs- und Unterstützungsstrukturen für Betroffene von rassistischer Gewalt unerlässlich. Gemeinsam mit der muslimischen Gemeinschaft werde sich die IGGÖ auch weiterhin für den Erhalt und den Schutz der Rechte der österreichischen Muslime und die Wahrung ihrer Würde als Bürger dieses Landes einsetzen.