Auf dem Gelände einer Moschee in Hannover gibt es zwei Feuer. Die Hintergründe sind laut Polizei noch völlig offen. Die Landesregierung sichert Aufklärung zu.
In der Nacht zu Dienstag wurde ein Brandanschlag auf die IGMG-Moschee in Hannover verübt. An die Fassade eines Restaurants, das sich in dem Gebäudekomplex befindet, wurden Molotowcocktails geworfen. Es handele sich um mehr als einen Zündsatz, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch.
Den Beamten zufolge wurden in der Nacht einige Stühle im Außenbereich der Gaststätte, die Fassade des Gebäudes sowie ein Fenster beschädigt. Das Restaurant war zum Zeitpunkt des Brandes geschlossen. Verletzte gab es nicht.
Nun wurde am Dienstagnachmittag laut Polizei ein zweites, kleineres Feuer im Innenhof der Moschee gemeldet. Dort hatte laut einer Polizeisprecherin ein Gegenstand gebrannt. Es sei ebenfalls Brandstiftung zu vermuten, allerdings seien keine Molotowcocktails verwendet worden. Ein Zusammenhang zu dem ersten Feuer werde geprüft, sei aber nicht ausgeschlossen.
Recep Bilgen, Vorsitzender des Landesverbandes der Muslime, Schura Niedersachsen, hatte bereits am Dienstag bei Twitter von einem „Anschlag“ gesprochen. „Wir fordern eine lückenlose Aufklärung und den Schutz unserer Gotteshäuser“, schrieb Bilgen.
Bereits vor zwei Wochen machte KRM-Sprecher Murat Gümüs auf die gestiegene Anzahl der islamfeindlichen Vorfälle aufmerksam. Insgesamt acht Fälle innerhalb zwei Wochen. Im Monat Mai wurden bereits acht Moscheen angegriffen oder bedroht. Gümüş rief die Politik zu mehr Aufmerksamkeit auf.
„Ministerpräsident Weil und die gesamte Landesregierung verurteilen diese abscheuliche Tat“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Kathrin Riggert. Nach Angaben des niedersächsischen Innenministeriums ist noch unklar, ob es sich um einen Anschlag handelt. Der Schutz der betroffenen Moschee sei erhöht worden, sagte ein Sprecher. Es gebe aber aktuell keine Anhaltspunkte für eine konkrete Gefährdungslage aller Moscheen in Niedersachsen. Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben in alle Richtungen. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz ist eingeschaltet.
Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) twitterte: „Dieser Vorfall ist besorgniserregend. Wir nehmen ihn sehr ernst.“ Die Polizei in Niedersachsen werde alles Notwendige tun, um den Brand zügig und gründlich aufzuklären.
Das Gefühl der Verunsicherung in der muslimischen Gemeinschaft sei nachvollziehbar, sagte ein Ministeriumssprecher am Mittwoch. Bilgen hatte in seinem ersten Tweet Bezug auf den rassistischen Anschlag in Solingen vor 30 Jahren genommen. Erst am Montag wurde an die Opfer gedacht. Vier Männer hatten am 29. März 1993 nachts Feuer an das Wohnhaus einer türkischstämmigen Familie in Solingen gelegt. Zwei junge Frauen und drei Mädchen starben bei dem Anschlag. (dpa, iQ)