Die AfD hat einer neuen Umfrage zufolge mit der SPD gleichgezogen und ist damit zweitstärkste politische Kraft in Deutschland. Der Koordinationsrat der Muslime sieht diesen Trend als problematisch an.
Der aktuelle Sprecher des Koordinationsrats der Muslime (KRM) und Generalsekretär des Islamrats Murat Gümüş bezeichnet das Umfrage-Hoch der AfD als „problematisch“. Die AfD setzte ihren Umfrage-Aufschwung fort und zog im neuen ARD-„Deutschlandtrend“ mit der SPD gleich. Beide Parteien kommen in der am Donnerstagabend veröffentlichten Erhebung von Infratest dimap auf 18 Prozent und teilen sich Platz zwei in der Wählergunst. Die Zufriedenheit mit der Ampel-Regierung fiel zugleich auf einen Tiefstand.
„Die AfD ist in der Vergangenheit gleich mehrfach mit islam- und ausländerfeindlichen und antisemitischen Aussagen aufgefallen. Eine glaubhafte Entschuldigung, Distanzierung oder Aufarbeitung hat es bis heute nicht gegeben“, erklärt Gümüş gegenüber IslamiQ. Dass sie trotz dessen in den Umfragen die SPD als zweitstärkste Partei aufhole und nach anderen Umfragen im Osten die meiste Zustimmung bekomme, beobachte der KRM-Sprecher mit großer Sorge.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die AfD im März 2021 als rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestuft – eine Einschätzung, die rund ein Jahr später in erster Instanz durch das Verwaltungsgericht Köln bestätigt wurde. Die Partei setzt sich dagegen juristisch zur Wehr. Das Verfahren beim Oberverwaltungsgericht in Münster läuft noch.
Die Umfragewerte der AfD sind schon länger im Aufwind, bei mehreren anderen Instituten lag sie zuletzt mit recht geringem Abstand hinter der SPD und vor den Grünen. Der Vorsitzende Tino Chrupalla wertete dies als Bestätigung für den Kurs seiner Partei und hob besonders eine klare Abgrenzung zu den Grünen hervor. „Die Bürger sehen, wohin die wertegeleitete Politik der Grünen führt. Nämlich zu Wirtschaftskrieg, Teuerung und Deindustrialisierung“, sagte er den Funke-Zeitungen. Chrupalla betonte zugleich, die AfD sei „keine bloße Protestpartei“ – er sehe vielmehr einen Trend, dass „immer mehr Bürger uns aus Überzeugung wählen“.
Im „Deutschlandtrend“ gaben allerdings 67 Prozent der AfD-Anhänger an, die Partei aus Enttäuschung über die anderen Parteien wählen zu wollen. Nur 32 Prozent begründeten ihre Tendenz mit Überzeugung. (dpa, iQ)