LGBTQ

Muslimische Theologen veröffentlichen Statement zur Geschlechtermoral

Mehrere muslimische Theologen und Prediger aus Nordamerika veröffentlichen ein Statement zur Geschlechtermoral. Demnach stehe die Geschlechtermoral im Widerspruch zu gesellschaftlichen Normen.

04
06
2023
Symbolbild - Familie - Geschlechtermoral
Symbolbild - Familie © Shutterstock, bearbeitet by iQ

Eine Gruppe muslimischer Prediger und Theologen aus Nordamerika hat eine Erklärung veröffentlicht, in der sie auf die Herausforderungen eingehen, mit denen Glaubensgemeinschaften aufgrund der öffentlichen Diskussion über Sexualmoral konfrontiert seien. Sie betonen, dass die islamische Sexual- und Geschlechtermoral im Widerspruch zu einigen gesellschaftlichen Ansichten stehe, die für Muslime eine Spannung mit ihren religiösen Überzeugungen erzeuge.

In der Erklärung zeigen sich die Experten besonders darüber besorgt, dass LGBTQ-zentrierte Werte durch die Gesetzgebung bei Kindern gefördert werden, ohne die Zustimmung der Eltern zu beachten. Die Unterzeichner argumentieren demnach, dass solche Politiken das Erziehungsrecht untergraben, ihre Kinder entsprechend ihrer religiösen Überzeugungen zu erziehen und ihr verfassungsmäßiges Recht auf Religionsfreiheit verletzen würde.

Islam: Sexuelle Beziehung nur zwischen Frau und Mann

Die Position des Islams zur Sexual- und Geschlechterfragen sei eindeutig. Demnach sind sexuelle Beziehungen nur innerhalb der Ehe erlaubt, wobei die Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden könne. Der Islam verurteile eindeutig sexuelle Beziehungen mit demselben Geschlecht und verbiete voreheliche und außereheliche sexuelle Handlungen.

In der Erklärung wird außerdem darauf hingewiesen, dass der Islam zwischen Gefühlen, Handlungen und Identitäten unterscheide. So sollten „sündhafte Handlungen nicht die Identität eines Individuums definieren“, heißt es in der Erklärung.

Demnach sei die Position des Islam zur Sexualmoral unveränderlich und könnten nicht durch individuelle Interpretationen oder gesellschaftliche Trends überarbeitet werden. Weiter heißt es, dass die Haltung des Islam zu unzulässigen sexuellen Beziehungen Hand in Hand gehe mit dem Schutz des individuellen Rechts auf Privatsphäre.

„Als religiöse Minderheit, die häufig mit Ausgrenzung konfrontiert ist, weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass moralische Meinungsverschiedenheiten nicht zur Intoleranz führen dürfen oder Anstiftung zur Gewalt bedeuten. Wir erkennen unsere moralische sowie verfassungsmäßige Verpflichtung an, mit denjenigen friedlich zusammenzuleben, deren Überzeugungen von unseren abweichen“, erklären die Theologen.

„Heiligkeit des Glaubens bewahren“

Die Gelehrten räumen ein, dass einige religiöse Gruppen versucht hätten, religiöse Lehren umzudeuten, um LGBTQ-Ideologien einzubeziehen, und betonten, dass solche Bemühungen theologisch nicht vertretbar seien. Sie fordern demnach politische Entscheidungsträger auf, das verfassungsmäßige Recht von Glaubensgemeinschaften zu schützen, um ihre religiösen Überzeugungen frei auszuüben zu können.

Abschließend rufen die Unterzeichner die muslimische Gemeinschaft auf, die Heiligkeit ihres Glaubens zu wahren und falsche Aussagen im Namen des Islam zu vermeiden. Darüber hinaus erinnern sie Muslime daran, dass selbst die sündhaftesten Menschen das Potenzial haben würden, Vergebung zu erlangen, und ermutigen sie, sich in ihrer Hingabe zu Allah zu üben.

Leserkommentare

Emre sagt:
Der Mensch ist sehr komplex und dynamisch, mit seinen Emotionen, Hormonen, Gedanken, Identitäten, Taten, seiner Chemie, Biologie, Psychologie usw. Der innere und äußere Frieden ist ein großes Ziel des Menschen. Die Geschlechtsidentität ist wie jede Identität prozesshaft und entwickelt sich durchgehend dynamisch weiter. Im sozialen Miteinander sind (Selbst-)Respekt und Rücksichtnahme erwünscht und es gilt nicht die Geschlechtsidentität als maßgeblich, sondern das biologische Geschlecht. Der Staat hingegen darf eine Privatrealität nicht vorziehen vor eine soziale bzw. biologische.
07.06.23
17:16
Marco Polo sagt:
Dieses Theologen-Statement islamischer Prägung steht im Widerspruch zu den religiös und spirituell thematisierten Normen, wie sie aktuell beim 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag Nürnberg 2023 nicht nur in den Raum gestellt, sondern zum Schutz und zur Fürsorge für die Vielfalt geschlechtlicher und sexueller Identitäten Verwendung finden. Diskriminierungen gegenüber LGBTIQ-Menschen darf eine Gesellschaft im 21. Jahrhundert keinesfalls mehr dulden. Sie stellen eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte dar und einen Angriff auf die Würde der Betroffenen. Man kann sagen: Die evangelische Kirche ist queerer als einst. So klärt z.B. die Buch-autorin, Theologin und Hochschulpfarrerin Dr. Kerstin Söderblom seit über 25 Jahren als aktive Brückenbauerin zwischen christlich-pastoraler Arbeit im Pfarramt, biblischer Theologie und queer- theologischen Perspektiven über eine queersensible Seelsorge auf. Eine christliche Kirche wie die evangelische versteht sich auch als Herberge der Behütung gerade für Menschen, die den üblichen Lebensstilerwartungen nicht entsprechen. Religiöse Gemeinden dürfen kein Ort des Schreckens mehr für queere Menschen sein. Diese ständig als sündhafte Täter hinzustellen, die immer nur Vergebung unterwürfigst zu erflehen haben, ist sehr inhuman, diffamierend und verachtenswert. Religiös verbrämte & feindselige Anti-LGBTQ-Ideologien haben kein Recht darauf, auch noch verfassungsmäßig bestätigt oder geschützt zu werden. Verbale Hetzjagden auf nicht heteronormativ fixierte Menschen oder noch viel schlimmere Aktivitäten - gar noch nach Schariarecht - haben in Europa definitiv nichts mehr verloren und gehören sanktioniert, juristisch verfolgt und bestraft.
09.06.23
2:36
Evergreen sagt:
Man kann alle einzelnen Menschen mit abweichenden Geschlechtsorientierungen voll respektieren und trotzdem den LGBTIQ+-Kult skeptisch sehen. Auf das Parlament gehört keine Parteifahne und auf die Rathäuser keine Regenbogenfahne. Innenministerin Faeser wollte bei der Fußball-Weltmeisterschaft mit ihrer Regenbogen-Armbinde das Vorhaben unterstützen, dass die deutsche Fußballmannschaft mit Regenbogen-Armbinde aufs Spielfeld läuft. Solche Instrumentalisierung des Sports kenne ich sonst nur aus der NS-Zeit und aus kommunistischen Ländern. Für die Kindererziehung sind zuerst die Eltern zuständig. Der Staat und seine Erzieher:innen sollten nicht wieder übergriffig werden. Wer die Ehe für Alle für falsch hält, darf nicht diffamiert werden. Ich diffamiere ja auch nicht diejenigen, welche homosexuell sind und in entsprechenden Lebenspart- schaften leben. Doch Ehe und solche Lebenspartnerschaften gleichzusetzen, ist Ideologie. Und mit solcher Ideologie schadet man letztlich dem Anliegen, mehr Toleranz für verschiedenste Lebensformen zu erreichen. Wer hier differenziert, darf nicht als menschenfeindlich abgestempelt werden. Sorgen dürfen nicht - mit politischen Absichten - als unberechtigte Phobie pathologisiert werden; über die Sprache versucht man wieder eine Gehirnwäsche. So drückt man sich um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit denen, welche anders denken.
09.06.23
19:43
grege sagt:
LBQT zentrierte Werte umfassen Akzeptanz, Respekt, Selbstbestimmung, Sichtbarkeit und Solidarität. Nur auf dieser Grundlage ist ein Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen, Kulturen, Geschlechter und sexueller Orientierungen möglich und sollte aufgrund dieser Bedeutung auch selbstverständlich Bildungsinhalt an öffentlichen Schulen von demokratischen und weltoffenen Staaten sein, in denen sich muslimische Migranten freiwillig niedergelassen haben. Es bedarf auch nicht der Zustimmung von christlichen Eltern, dass in staatlichen Schulen auch die Gleichberechtigung von Muslimen gelehrt werden soll. Gerade wenn islamische Extremisten oder Rechtsradikale unter den Eltern ihren Kindern solche Werte konterkarieren, müssen umso mehr die staatlichen Schulen in die Bresche springen. Es lässt schon tiefblicken, dass manche Muslime die oben genannten Werte,wie in diesem Forum, mit Nachdruck auf Basis fadenscheiniger Diskriminierungsvorwürfe einfordern, anderen Minderheiten diese Werte gezielt vorenthalten wollen. Daher haben sich diese amerikanischen Gelehrten sowie islamiq.de mit der kritiklosen Veröffentlichung wieder einmal das gewohnte Eigentor geschossen.
10.06.23
21:44
gregek sagt:
Warum ist die Gewährleistung von Grundrechten ggü. Minderheiten Ideologie? Ist die Forderung nach Gleichberechtigung von Muslimen auch Ideologie? Sind Aufrufe gegen Rassismus, als dessen Opfer sich manche Muslime auch gerne präsentieren, Inzenierungen und Instrumentalisierungen von Sport, Kultur und Show Business durch staatliche Organe? Wer den Einsatz für Gleichberechtigung von sexuellen Minderheiten als Kult oder Instrumentalisierung abtut, gibt sich kaum Mühe, Hass und Abneigung gegegnüber Homosexuellen zu verbergen. Der Diffarmierungsvorwurf stellt daher ein durchsichtiges Mänover dar, von der tatsächlichen Täterrolle in die vermeintliche Opferrolle zu schlüpfen. Dass man andere unliebsame Ansichten zugleich als Ideologie denunziert, vervollständigt ein deartiges, von Homophobie und Intoleranz durchsetztes Menschenbild. Als eine Folge dieser Homophobie sind Homosexuelle in islamischen Ländern / Gesellschaften schlimmsten Diskriminierungen, Übergriffen und Misshandlungen ausgesetzt, die von staatlicher Seiten nicht nur geduldet sondern auch forciert werden. Selbst hier in Deutschland, hat ein muslimischer Extremist eine schwules Touristenpärchen in Dresden angegriffen und eine Person ermordet, ein Vorfall. über den Islamiq.de bis heute nicht berichtet hat. Dabei wird Islamig.de nicht müde jede kleinsten Fliegenschiss auf die Fassade einer Moschee als islamfeindlichen Vorfall kundzutun. Bevor islamische Gelehrte und andere hier im Westen lebende Muslime ihre Bedenken gegen LBQT zentrierte Werte äußern, sollten diese Personen eheer mit Engagement gegen die Diskriminierung von religiösen und sexuellen Minderheiten in islamischen Ländern aufwarten. Im Gegenteil, Menschen, die auf die Diskriminierung von Homosexuellen in islamischen Ländern hinweisen, werden der Islamfeidlichkeit beschuldigt, damit man sich um eine ernsthafte Auseinandersetzung drücken konnte.
12.06.23
22:25
Dilaver_Ç. sagt:
Im Islam sind gleichgeschlechtliche Unzucht, das Tragen von Frauenkleidern durch Männer, das Tragen von Männerkleidern durch Frauen, sowie Werbung dafür zu machen eindeutig Haram (d.h. verboten). Erlaubt ist das Ausleben sexueller Neigungen ausschließlich innerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau. Und das steht nicht zur Disposition. Niemand wird es schaffen, Muslime dazu zu bringen, islamisch verbotene Dinge zu akzeptieren, oder Muslime einzuschüchtern, wenn Muslime darauf hinweisen. Mit strafrechtlichen Konsequenzen erst recht nicht. Punkt. Wer dies missachtet, indem er hier in einem islamischen Blog vehement Werbung dafür macht, wie es einige Kommentatoren hier immer wieder tun, der zeigt hier nicht nur seine krankhafte Boshaftigkeit, mit denen er anderen schadet, sondern auch, dass er kein Recht darauf hat, in Freiheit zu sein. Deshalb wird es gegen solche uneinsichtigen Kommentatoren in Zukunft rechtliche Konsequenzen geben, die wehtun, so dass sie es noch bitter bereuen werden, mit Vehemenz unangebrachte Werbung am falschen Ort gemacht zu haben. Irgendwann ist auch mal gut.
13.06.23
14:25
grege sagt:
Wer gegen Rassismus und Diskriminierung agiert, dem drohen also rechtliche Konsequenzen. Offenbar setzt wohl meinem Vorredner die gegenwärtige Hitzewelle dermaßen zu, dass er gar nicht mehr weiß, in welchem Land er überhaupt lebt. Anstatt solche lächerlichen und mitleidserregenden Drohgebärden auszustoßen, sollte er sich lieber mit seiner Religion in Bezug auf die LBQT Thematik auseinadersetzen. Mit ein wenig Sachverstand wird schnell deutlich, dass Islam mit LBQT vereinbar sein kann. Samer Murtazza läßt grüßen, der auch nicht an Selbstkritik gegenüber den muslimischen Communities spart.
22.06.23
23:24
Tobias F. sagt:
Du liebe Güte, wie lächerlich sich der Kommentierende, der sich hier Dilaver C nennt, äußert! "Rechtliche Konsequenzen?" Nach welchem Recht sollen die Äußerungen derjenigen, die hier die Universalität von Menschrechten betonen, Konsequenzen nach sich ziehen? Jedenfalls nicht, soviel kann auch ich als juristischer Laie sagen, nach irgendeinem hierzulande geltenden Recht. Sollte Herr C. konkreter werden in seinen Drohungen, würde er sich selbst strafbar machen. Denn wenn er von Konsequenzen redet, die durch ein von ihm herbeifantasiertes "Recht" durchgesetzt werden, droht er mit Selbstjustiz, mit Gewalt also, gegen Täter, die nur in seinem Wahn welche sind. Schätzt diese Webseite die Anwesenheit solcher Leute wir Dilaver C? Ich hoffe nicht!
19.07.23
18:30