Interview

Hadsch 2023 – „Wir unterstützen unsere Pilger in allen Bereichen“

Tausende Muslime werden dieses Jahr den Hadsch vollziehen. Im IslamiQ-Interview sprechen wir mit Tahir Köksoy, Geschäftsführer der IGMG Hadsch-Umra & Reisen, über den anstehenden Hadsch, die steigenden Preise und das neue Anmeldesystem.

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06
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Hadsch 2023
Tahir Köksoy - Geschäftsführer der IGMG-Reisen GmbH

IslamiQ: Seit mehr als 50 Jahren bietet ihre Organisation Hadsch-Reisen an. Was macht Ihre Organisation besonders?

Tahir Köksoy: Die IGMG Hadsch-Umra Reisen GmbH ist die erste Organisation in Europa, die Hadsch-Reisen organisiert hat. Der erste Hadsch fand 1967-68 statt. Neun Personen nahmen daran teil. Im Laufe der Zeit haben wir immer mehr Projekte und Programme entwickelt und sind so zur größten Hadsch- und Umra-Organisation in Europa geworden.

In den letzten Jahren sind jetzt außerdem noch Kulturreisen dazugekommen, Alhamdulillah. In den letzten 50 Jahren haben wir viele Reisen durchgeführt. Einer der Hauptgründe für unseren Erfolg ist unser Bemühen, den Menschen eine fundierte Anleitung zu bieten. Sie geben uns den Vorzug, weil unsere Imame und Reisebegleiterinnen sehr bemüht sind, die Pilger in allen möglichen Bereichen zu unterstützen, damit sie den Hadsch auf bestmögliche Art durchführen können. Wir haben in den letzten Jahren vielerlei Projekte entwickelt: Die Umra für Rentner, einen Kinderclub während den Hadsch- und Umra-Reisen, die Organisation der Hadsch in sieben Sprachen und viele ähnliche Projekte – diese professionelle Durchführung spricht die Menschen an.

IslamiQ: Welche Dienstleistungen bieten Sie während der Pilgerfahrt an?

Köksoy: Unsere Hadsch-Organisation hat zuletzt im Jahr 2019, vor der Pandemie, ihr 50-jähriges Jubiläum gefeiert. Zu diesem Zeitpunkt haben wir unseren Pilgern religiöse Unterweisungen, Gesundheitsdienste, Vorträge, spezielle Programme am Arafat-Tag angeboten. Dieses Angebot war nicht nur auf türkische Bürger beschränkt, sondern auch auf Muslime, die in Europa leben. Es war in sieben Sprachen verfügbar. Überdies organisieren wir auch einzelne Reisen für deutsch- und englischsprachige Gruppen.

Viele Organisationen bieten zwei Mahlzeiten an, bei uns sind es drei. Wir stellen unseren Pilgern noch vor ihrer Abreise die Ausrüstung für den Hadsch zu Verfügung und führen Seminare und Schulungen durch, damit sie dem Gottesdienst bewusster nachkommen können. Weil wir ebendieses Service anbieten, denken die Leute in Europa, wenn es um den Hadsch oder die Umra geht, zuerst an die IGMG Hadsch- und Umra Organisation.

IslamiQ: Aufgrund der Pandemie konnten im Ausland lebende Muslime zwei Jahre lang nicht den Hadsch machen. Wie war dieses Jahr die Nachfrage?

Köksoy: Die Nachfrage war dieses Jahr sehr hoch. Während der Corona-Pandemie kamen der Hadsch und die Umra, und so gut wie alle Reisen zum Erliegen. Mit den Lockerungen und dem Ende der Pandemie haben die saudischen Behörden für die Muslime aus dem Ausland ein neues System eingeführt: das Nusuk-System, eine digitale Plattform. Dieses System ist direkt mit dem den saudischen Behörden verbunden.

Das Projekt war nicht erfolgreich, da es Mängel in der Organisation und Struktur aufwies, z. B. fehlendes Training, sprachliche Barrieren und organisatorische Probleme. Dieses Jahr sind sie es professioneller angegangen. Mit unserer Unterstützung, Koordination und mit den Unterweisungen unserer Imame werden wir inschallah wieder einen Hadsch organisiert haben. Die ersten Gruppen haben ihre Hadsch-Reise bereits angetreten.

IslamiQ: Wie viele Pilger werden dieses Jahr auf Hadsch gehen? Wie hoch ist das Kontingent?

Köksoy: Dieses Jahr werden wir den Hadsch auf zwei Wegen organisieren. Zum ersten werden wir unsere Pilger über das Nusuk-System begleiten, um ihnen eine schöne Pilgerfahrt zu ermöglichen. Das werden wir natürlich zusammen mit unserer Partnerorganisation vor Ort, der Firma Duyuf-ul Bayt, koordinieren. Die Pilger haben sich online registriert und wir werden sie begleiten. Dann haben wir auch noch die Visa für die türkischen Pilger beantragt. Insgesamt werden wir dieses Jahr wieder Tausende von Pilgern betreuen.

IslamiQ: Jedes Jahr wird die Reise nach Mekka immer teurer. Wird es den Hadsch in Zukunft nur noch für vermögende Leute geben?

Köksoy: Das sollte man nicht nur auf den Hadsch beschränken. Wegen der Wirtschaftskrise und anderer Ereignisse wird alles immer teurer. Sogar in den Ländern, in denen wir leben, haben wir unter anderem früher Diesel für 1 Euro gekauft – jetzt kostet er knapp 2 Euro. Fast überall haben sich die Preise verdoppelt. Das hat sich natürlich auch auf den Hadsch und die Umra ausgewirkt. Letztes Jahr kostete die Hadsch-Reise etwa 11 bis 12.000 Euro. Durch harte Arbeit, zahlreichen Gesprächen und Verhandlungen ist es uns gelungen, die Preise auf 7 bis 8.000 Euro zu senken.

Für den Hadsch gibt es bestimmte Voraussetzungen. Eine davon ist es, gesund zu sein, und die andere, finanziell gut gestellt zu sein. Die Preise können in den nächsten Jahren noch weiter steigen. Doch bemühen wir uns, den Hadsch für Muslime so schnell wie möglich zu ermöglichen.

IslamiQ: Für viele Pilger in Europa ist es notwendig, dass die Hadsch-Führung in der Sprache des Landes stattfindet, in dem sie leben. Was bietet Ihre Organisation in dieser Hinsicht an? Haben Sie spezielle Gruppen für konvertierte Muslime?

Köksoy: Wie ich bereits sagte, sind wir in dieser Hinsicht eine der erfahrensten Organisationen in Europa. In Europa leben nicht nur türkische Muslime, es gibt Muslime ganz unterschiedlicher Herkunft. Um sowohl ihnen als auch unseren Brüdern und Schwestern, die neu Bekanntschaft mit dem Islam gemacht haben, dienlich zu sein, organisieren wir die Reisen in den Sprachen Deutsch, Englisch, Flämisch, Französisch, Dänisch, Türkisch und noch weiteren Sprachen. Ziel ist es dabei, den Muslimen die Bedeutung dieses Gottesdienstes nahezubringen, damit sie es gebührend leben und ein Bewusstsein dafür entwickeln.

Auch versuchen wir jedes Jahr unsere Projekte zu erweitern. Denn eine Organisation ist nur dann erfolgreich, wenn sie sich erneuert, andernfalls macht sie Rückschritte.

IslamiQ: Sie organisieren auch Pilgerreisen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Können Sie uns darüber etwas erzählen?

Köksoy: Alhamdulillah, in den letzten Jahren sind auch Jugendliche auf Hadsch gegangen, und wir haben Projekte für die Umra entwickelt. 2018 haben wir eine Umra-Reise für Sehbehinderte organisiert, dann auch eine Umra für autistische Kinder, und dieses Jahr werden wir inschallah eine Umra für Kinder mit Gehbehinderungen organisieren.

Jedes Jahr versuchen wir eine Umra für Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu organisieren. Wenn wir von Umra sprechen, muss ich auch die Umra-Reise im Dezember erwähnen. Im vergangenen Jahr haben Tausende Jugendliche an dieser besonderen Reise teilgenommen. Früher gab es auch eine Reise zu Ostern, da aber derzeit Ostern mit dem Ramadan zusammenfällt, gibt es sie nicht mehr.

In Mekka und Medina wenden wir uns mit unserem Kinderclub, Schulungen, Lesungen und anderen Programmen an junge Menschen. Außerdem werden wir im Laufe des Jahres noch weitere Projekte umsetzen, wie die Umra über Jerusalem, der Ramadan-Umra und der Umra für Rentner.

Das Interview führte Enes Bayram.