Am Jahrestag des Völkermords von Srebrenica werden weitere 46 Opfer bestattet. Das jüngste unter den Identifizierten ist 16 Jahre alt.
Der Völkermord von Srebrenica jährt sich am 11. Juli zum 28. Mal. In diesem Jahr sollen 46 identifizierte Opfer beigesetzt werden. Das jüngste unter den Identifizierten sei 16 Jahre alt. Die Überreste von 65 weiteren Opfern werden trotz erfolgreicher DNA-Analyse aufbewahrt, weil die Hinterbliebenen einer Beerdigung noch nicht zugestimmt haben. Der Grund dafür ist hauptsächlich die geringe Anzahl der Überreste dieser Opfer und die Familien hoffen, in der kommenden Zeit weitere Teile des Skeletts zu finden.
Die Überreste der aus dem Massengrab Dobro Polje in Kalinovik exhumierten Opfer werden in diesem Jahr beigesetzt. Die meisten sterblichen Überreste der Opfer, die dieses Jahr beigesetzt werden, wurden aus Massengräbern exhumiert, die vor bis zu 20 Jahren entdeckt wurden. Ihre sterblichen Überreste liegen seitdem in den Regalen der Leichenhalle in Tuzla bis heute. Die Familien fanden erst in diesem Jahr die Kraft, über die offizielle Identifizierung und Bestattung zu entscheiden.
Unter den Opfern, die in diesem Jahr bestattet werden, sind auch drei Minderjährige. Es handele sich um Jungen, die erst 16 und 17 Jahre alt waren, als sie getötet wurden. Auch die Zwillinge Samir und Semir Hasanović werden beigesetzt, sie waren zum Zeitpunkt ihres Todes erst 20 Jahre alt. Ihre sterblichen Überreste wurden in verschiedenen Massengräbern gefunden.
Seit dem Genozid werden jedes Jahr weitere Leichen identifiziert und am Jahrestag von Srebrenica beerdigt. Offiziell geht man mittlerweile von 8.372 Opfern aus. Davon sind knapp 6.700 Menschen identifiziert und in der Gedenkstätte Potočari beerdigt worden. Um den Massenmord zu verschleiern, wurden seitens der Täter einige Gräber später wieder ausgehoben und auf andere Gebiete verteilt. Jahre nach dem Völkermord wurden an über 570 Orten Leichen entdeckt. Erst letztes Jahr wurde ein neues Massengrab gefunden. Das jüngste Opfer, Fatima Muhič, wurde nach einigen Tagen ihrer Geburt ermordet.
Am 11. Juli 1995 wurde Srebrenica zum Schauplatz der grausamsten Tat in Europa nach dem zweiten Weltkrieg. Das Massaker gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Während des Genozids (1992-1996) in Bosnien und Herzegowina marschierten serbische Truppen im Juli 1995 in die Stadt ein. Die stationierten UN-Blauhelm-Soldaten konnten die Bevölkerung vor den Serben nicht schützen. Mehr als 8.000 muslimische Bosniaken wurden an diesem Tag zusammengetrieben und getötet.
Über mehrere Tage hat sich das Massaker von Srebrenica hingezogen. Spätere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Morde an verschiedenen Punkten gezielt und geplant begangen wurden. Knapp 7.000 Menschen galten Ende Juli 1995 als vermisst. Berichte über Vergewaltigungen und Morde sind erst Tage nach dem Massaker durch Flüchtlinge und Blauhelmsoldaten zu vernehmen gewesen.