Peine

Mutmaßlicher Rechtsextremist gesteht Armbrust-Attacke an Bahnhof

Nach dem Schuss auf einen 22-Jährigen am Bahnhof von Peine sitzt der geständige Armbrust-Schütze in Untersuchungshaft. Bei seiner Vernehmung sprach der Mann laut Staatsanwaltschaft von psychischen Problemen.

20
06
2023
Symbolbild: Reichsbürger, Brandanschlag , Gericht, Prozess, Berlin Verhandlung ©
Symbolbild: Reichsbürger, Brandanschlag , Gericht, Prozess, Schüler Verhandlung © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Ein 29-Jähriger hat gestanden, am Bahnhof von Peine auf einen jungen Mann mit einer Armbrustgeschossen zu haben. Der Beschuldigte habe allgemein eingeräumt, dass der Tatvorwurf zutreffend sei und sich ansonsten auf seine psychischen Probleme berufen, sagte Christina Wotschke, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hildesheim, am Montag. Der Deutsche mit Wohnsitz im Landkreis Peine sitzt in Untersuchungshaft. Ihm wird versuchter Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen.

Das 22-jährige Opfer des Angriffs wurde am Samstagmittag schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Der junge Mann aus Peine schwebte aber nicht in Lebensgefahr, wie ein Polizeisprecher sagte. Ihm zufolge wurde der 22-Jährige in Deutschland geboren und hat syrische Wurzeln. Die Ermittler prüfen jetzt unter anderem, ob es sich um eine rassistische Tat handelte und der junge Mann gezielt ausgesucht wurde. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte Wotschke.

Rechtsextremistische Symbole

Der Beschuldigte trug den Angaben zufolge ein T-Shirt der vor rund 20 Jahren aufgelösten rechtsextremistischen Band Landser, die 2005 vom Bundesgerichtshof als kriminelle Vereinigung eingestuft worden war. Der Mann trug laut Polizei auch ein großes Messer mit sich. Nach Angaben des Polizeisprechers ist der Verdächtige nicht vorbestraft.

Nach den bisherigen Ermittlungen war der 29-Jährige am Samstag mit dem Auto zum Bahnhof gekommen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden inzwischen ein Fahrzeug sowie eine Wohnung durchsucht und Gegenstände sichergestellt. Ob weitere Waffen gefunden wurden, konnte die Behördensprecherin zunächst nicht sagen. „Die Auswertung dauert an“, sagte sie.

Im Internet kursieren mehrere Videos. Sie sollen den Täter, das Opfer und die Festnahme des 29-Jährigen zeigen. Ein Polizeisprecher bestätigte, dass zwei Beamte den Mann überwältigt hätten. Auf einem Video ist zu sehen, wie er von einem Polizisten mit lauter Stimme aufgefordert wird, auch die Machete wegzuwerfen und sich auf den Boden zu legen. Die Ermittler haben ein Hinweisportal eingerichtet, auf dem Zeugen Bilder und Videos hochladen können.

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens bedankte sich am Wochenende bei den beteiligten Polizeibeamtinnen und -beamten. Es sei dem entschlossenen Eingreifen der Einsatzkräfte zu verdanken, dass es nicht noch weitere Opfer gegeben habe, schrieb die SPD-Politikerin bei Twitter. Die Polizei war nach eigenen Angaben bereits zwei Minuten nach der Tat vor Ort.

„Am Bahnhof schießt einer um sich“

Mehrere Notrufe hatten die Polizei am Samstag gegen 12.43 Uhr erreicht. Zunächst war die Lage unübersichtlich. „Hier schießt einer um sich“, sagte ein Anrufer laut einem Polizeisprecher. Den bisherigen Ermittlungen zufolge wurde aber nur ein Schuss abgegeben, welcher den 22-Jährigen traf. Der Zugverkehr wurde bis etwa 14.00 Uhr umgeleitet, es kam zu Verspätungen. Das Bahnhofsgebäude blieb für die Spurensicherung noch länger gesperrt. Für Aufnahmen des Tatortes aus der Luft wurde unter anderem ein Hubschrauber eingesetzt. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Marco Polo sagt:
Es ist sehr lobenswert, wenn hier über einen Angriff eines Deutschen (29) auf einen in Deutschland geborenen 22-jährigen mit syrischen Wiurzeln in Peine ausführlich berichtet wird. Über andere auftretende Formen von Gewalt wird hier aber eisern geschwiegen. Eine Senatsanfrage zu den Tätergruppen von homophober Gewalt in Hamburg hat jetzt folgendes aufgedeckt: 70 Prozent der Tatverdächtigen bei Hassgewalt gegen homosexuelle Menschen sind Ausländer (Drucksache 22/12015). Für das Jahr 2022 wurden nämlich 20 Gewaltdelikte gegen Menschen aus dem nicht-heterosexuellen Spektrum der Gesellschaft aktenkundig, also gegen homosexuelle, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen. Alle diese Menschen wurden übrigens so von Gott geschaffen und in die Welt geschickt. Von den 20 Tatverdächtigen besitzen zehn Personen keinen deutschen Pass, bei vier weiteren Personen ist die Staatsangehörigkeit ungeklärt. Nicht wenige Menschen vertreten die folgende Ansicht: Wer als Ausländer hier lebende Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung angreift, der hat sein Gastrecht verwirkt und muß die volle Härte des Rechtsstaates zu spüren bekommen. Auch ist für Religionen, welche letztlich solche Hassgewalt hervorbringen, in Europa und Deutschland kein Platz vorgesehen. Ross und Reiter müssen da schon genannt werden dürfen und müssen auch genannt werden.
21.06.23
11:11