Unabhängiger Expertenkreis

Muslimfeindlichkeit weit verbreitet – Experten legen Bericht vor

Muslimfeindlichkeit ist in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet. Nun fordern unabhängige Experten die Ernennung eines Bundesbeauftragten für die Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit.

29
06
2023
Rassismus Muslimin, Kopftuch, Diskriminierung
Muslimin, Kopftuch © Shutterstock, bearbeitet by IslamiQ.

Eine muslimfeindliche Haltung hält sich laut dem Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung auf einem „beständig hohen Niveau“. Nach einem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Abschlussbericht stimmt jeder Zweite in Deutschland muslimfeindlichen Aussagen zu. Die Experten forderten einen Sachverständigenrat und einen Bundesbeauftragten gegen Muslimfeindlichkeit.

Es ist der erste Bericht dieser Art. Insgesamt leben rund 5,5 Millionen Muslime in Deutschland, von denen die Mehrheit die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt.

Musliminnen mit Kopftuch am meisten betroffen

Laut Bericht sind Muslime, die offen ihre religiöse Zugehörigkeit bekennen, ob durch Kleidung oder Mitgliedschaft in Organisationen, am massivsten betroffen. Vor allem kopftuchtragende Frauen berichteten von „besonders drastischen Formen der Anfeindungen“. Männer sehen sich demnach „verstärkt Zuschreibungen von Aggressivität und Gewalt“ ausgesetzt. Die Expertise geht allerdings nicht auf das „unbestrittene Problem eines islamisch-religiös begründeten Extremismus“ ein, wie es heißt.

Unter Muslimfeindlichkeit versteht der Bericht „Zuschreibungen pauschaler, weitestgehend unveränderbarer, rückständiger und bedrohlicher Eigenschaften gegenüber Muslimen“. Ein „unbewusstes Vorverständnis“, Fehlinformationen, pauschale Ängste aber auch strukturellen Benachteiligungen führten zu einer „feindlichen Spaltung“ der Gesellschaft. Dabei konstatieren die Experten beim Rechtsextremismus „deutliche Ideologische Verbindungen“ zwischen Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus.

Einseitige Berichterstattung über den Islam

Der Bericht empfiehlt eine Melde- und Dokumentationsstelle sowie mehr Beratung. Zudem sollten die Kultusministerien die Lehrpläne und Schulbücher überarbeiten und die Politische Bildung einen eignen Themenbereich anbieten. Für den Kampf gegen institutionellen Rassismus sollten Berufsgruppen in allen staatlichen Einrichtungen stärker sensibilisiert werden.

Der Bericht sieht auch in vielen Medien eine „einseitig konfliktorientierte Berichterstattung“ über den Islam. Im Internet und den sozialen Medien falle das Negativbild noch drastischer aus. Auch christliche Medien nähmen „in sehr unterschiedlicher Intensität an einseitigen Islamdiskursen teil“. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Evergreen sagt:
Muslimfeindlichkeit muss ernst genommen werden. Das Meiste der Experten-Ratschläge mag richtig sein. Aber ich – wir haben in der Familie Muslime – bringe Ergänzungen. 1] IslamiQ würde glaubwürdiger, wenn es auch konsequent gegen muslimischen Rassismus kommentieren würde. Am Donnerstag 29.6.2023 wurden jüdische Besucher an der Frankfurter Holocaust-Erinnerungsstätte von Jugendlichen verbal eingeschüchtert. Dann wurde eine Flasche geworfen, die zum Glück den Kopf einer Frau knapp verfehlte. Der Flaschenwerfer hatte vorher „Allahu akbar „ gerufen, so die Polizei. 2] IslamiQ hat mit solcher Heftigkeit Meldestellen von muslimischem Rassismus bekämpft, als hätte IslamiQ Angst, dass die Vorfälle von muslimischem Rassismus in Schulen und Vereinen bekannt würden. 3] Am 21.6.2023 schrieb der IslamiQ-Redakteur über einen üblen Cuxhavener Vorfall, bevor Einzelheiten klar waren, in die Überschrift „ Hetzjagd auf Muslime „ [ nachprüfbar in der IslamiQ-Rubrik GESELLSCHAFT ]. Ich schrieb einen Leserkommentar. Er wurde unterdrückt. Ich füge ihn hier an in der Hoffnung, dass er jetzt nicht unterdrückt wird. Evergreen sagt: Es gibt muslimischen Rassismus und anti-mulimischen Rassismus. Die Überschrift „ Cuxhaven – Hetzjagd auf Muslime „ verrät, dass der verantwortliche Redakteur mit einer schwarz-weiß-religiösen Brille indoktrinieren will, bevor überhaupt die Motive des Schlägertyps bekannt sind. Auch solch vorschnelles Ausschlachten von Ereignissen empfinde ich als Hetze. Gestern am 21.6.2023 musste in Berlin-NEUKÖLLN ein ganzes Freibad von Polizei geräumt werden, nachdem es an der Rutsche zu Rangeleien gekommen war. Das erinnert mich daran, dass vor etwa zwei Jahren in Düsseldorf ein Freibad innerhalb von drei Wochen dreimal komplett geräumt werden musste, weil etwa 50 Jugendliche nur ihresgleichen auf die Rutsche ließen und die Polizei ihrer nur Herr wurden, indem man jeweils komplett das Freibad räumen ließ – jeweils über 1.000 unbeteiligte, unschuldige Freibadbesucher wurden nach Haus geschickt. Erst als man im Ausland über die dreimalige Kompletträumung des Freibades berichtete, mussten auch deutsche Zeitungen reagieren. Ein religiöser Hetzer hätte geschrieben: Muslimische Jugendliche terrorisieren immer wieder Freibadbesucher. Doch zu Recht wollte man nicht stigmatisieren und ließ die religiöse Kinderstube unerwähnt. Diese etwa 50 Jugendlichen im Düsseldorfer Freibad waren nicht Opfer, sondern Täter wie die auf der Kölner Domplatte Silvester 2015. Damals hatte die Polizei das Geschehen zunächst unter den Teppich gekehrt. 22.06.23 13:30 Bitte beachten Sie unsere Netiquette
30.06.23
0:25
Johannes Disch sagt:
Ob dieser "Expertenrat" tatsächlich unabhängig ist, das darf mit guten Argumenten bezweifelt werden. Man schaue sich die Zusammensetzung an. Der Bericht ist äußerst fragwürdig. Er stuft jede kritische Äußerung über Muslime und den Islam als rassistisch ein. Das ist ein ausufernder und falsch gebrauchter Rassismus-Begriff. Aha, man empfiehlt die Einsetzung eines Bundesbeauftragten gegen Muslimfeindlichkeit. Noch ein Antidiskriminierungsbeauftragter, bezahlt aus öffentlichen Mitteln, also mit Steuergeld. Es wäre die dritte Stelle dieser Art, nach Ferda Ataman ("Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung") und Reem Alabi-Radovan ("Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung"). Diese Leute müssen natürlich täglich Rassismus aufspüren, um damit ihren Job zu rechtfertigen. Ja, mit Anti-Rassismus lässt sich in diesem Land mittlerweile kräftig Klientel-Politik machen. Der rot-grüne Staat als Erziehungsanstalt, der uns vorschreiben möchte, wie wir zu heizen haben, was wir zu essen haben und uns erklärt, wann wir uns rassistisch verhalten.
30.06.23
16:40