Muslimfeindlichkeit ist in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet. Nun fordern unabhängige Experten die Ernennung eines Bundesbeauftragten für die Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit.
Eine muslimfeindliche Haltung hält sich laut dem Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung auf einem „beständig hohen Niveau“. Nach einem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Abschlussbericht stimmt jeder Zweite in Deutschland muslimfeindlichen Aussagen zu. Die Experten forderten einen Sachverständigenrat und einen Bundesbeauftragten gegen Muslimfeindlichkeit.
Es ist der erste Bericht dieser Art. Insgesamt leben rund 5,5 Millionen Muslime in Deutschland, von denen die Mehrheit die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt.
Laut Bericht sind Muslime, die offen ihre religiöse Zugehörigkeit bekennen, ob durch Kleidung oder Mitgliedschaft in Organisationen, am massivsten betroffen. Vor allem kopftuchtragende Frauen berichteten von „besonders drastischen Formen der Anfeindungen“. Männer sehen sich demnach „verstärkt Zuschreibungen von Aggressivität und Gewalt“ ausgesetzt. Die Expertise geht allerdings nicht auf das „unbestrittene Problem eines islamisch-religiös begründeten Extremismus“ ein, wie es heißt.
Unter Muslimfeindlichkeit versteht der Bericht „Zuschreibungen pauschaler, weitestgehend unveränderbarer, rückständiger und bedrohlicher Eigenschaften gegenüber Muslimen“. Ein „unbewusstes Vorverständnis“, Fehlinformationen, pauschale Ängste aber auch strukturellen Benachteiligungen führten zu einer „feindlichen Spaltung“ der Gesellschaft. Dabei konstatieren die Experten beim Rechtsextremismus „deutliche Ideologische Verbindungen“ zwischen Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus.
Der Bericht empfiehlt eine Melde- und Dokumentationsstelle sowie mehr Beratung. Zudem sollten die Kultusministerien die Lehrpläne und Schulbücher überarbeiten und die Politische Bildung einen eignen Themenbereich anbieten. Für den Kampf gegen institutionellen Rassismus sollten Berufsgruppen in allen staatlichen Einrichtungen stärker sensibilisiert werden.
Der Bericht sieht auch in vielen Medien eine „einseitig konfliktorientierte Berichterstattung“ über den Islam. Im Internet und den sozialen Medien falle das Negativbild noch drastischer aus. Auch christliche Medien nähmen „in sehr unterschiedlicher Intensität an einseitigen Islamdiskursen teil“. (KNA, iQ)