Mit einer Einzelausstellung des bedeutendsten zeitgenössischen Vertreters der Sini-Kalligraphie zeigt das Museum für Islamische Kunst erstmals ausgewählte Werke von Haji Noor Deen in Berlin.
Sini-Kalligraphie ist die Schriftkunst der muslimischen Minderheit in China. Ihre Geschichte reicht bis in das 14. Jahrhundert zurück. Die Besonderheit der Sini-Kalligraphie ist die Verschmelzung von Techniken und Stilen der arabischen und chinesischen Schrifttraditionen.
Arabische Kalligraphie folgt einer jahrhundertealten Tradition von strengen Regeln mit genau definierten Proportionen der Buchstaben. Sini-Kalligraphie hingegen ist völlig frei von diesen Vorgaben. Oberstes Gebot ist die empfundene Schönheit und Ausgeglichenheit der Komposition. Selbst die Schriftrichtung kann frei gewählt werden, entweder von oben nach unten, wie in der chinesischen, oder von rechts nach links, wie in der arabischen Schrift.
Haji Noor Deen ist ein Meister der Sini-Kalligraphie. Inspiriert durch kalligraphische Traditionen von China bis Istanbul kreiert der Künstler mit expressiver Linienführung Werke, die auf den ersten Blick chinesisch anmuten, bei genauer Betrachtung aber weit darüber hinausgehen.
Auch die Malwerkzeuge des Künstlers spiegeln diese Vielfältigkeit wieder: Haji Noor Deen malt die arabischen Buchstaben mit einem Pinsel, der für chinesische Kalligraphie charakteristisch ist. Genauso schätzt er den Qalam, die Rohrfeder der arabischen Schriftkunst. Hinzu kommen ganz neue Werkzeuge, wie mit Stoff bespannte Holzspatel, die er selbst kreiert. Mit meisterhaftem Können entstehen so Kunstwerke von großer ästhetischer Kraft, die überraschen und berühren.