Nach dem Übergriff auf zwei Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft in Sebnitz hat der Sächsische Flüchtlingsrat appelliert, den Vorfall ernst zu nehmen.
Nach dem Übergriff auf zwei Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft in Sebnitz hat der Sächsische Flüchtlingsrat appelliert, den Vorfall ernst zu nehmen. „Er ist kein Einzelfall, weil er im Einklang mit rassistischen Vorfällen und gesellschaftlichen Tendenzen steht, die wir insbesondere in einigen Stadtteilen von Großstädten und in ländlichen Regionen Sachsens seit einiger Zeit beobachten“, teilte Osman Oğuz vom Flüchtlingsrat am Mittwoch mit. Viele Geflüchtete etwa aus Zwickau oder Bautzen berichteten ihm, dass sie sich nicht mehr trauten, auf die Straße zu gehen.
„Die Grenzen des öffentlich Sagbaren haben sich längst bis zur Entmenschlichung verschoben, und die Hetze gegenüber Geflüchteten gehört auf immer mehr Straßen zur Normalität.“ Zur Normalisierung würden auch Äußerungen von Politikerinnen und Politikern etablierter Parteien wie der CDU beitragen: „Der Versuch, rechter zu werden, vermeintlich um dem Rechtsruck vorzubeugen, bewirkt genau das Gegenteil.“
Inzwischen hat die Polizei einen ersten Tatverdächtigen ermittelt. Der 20 Jahre alte Deutsche stehe im Verdacht, am Samstagabend mit einer Sturmhaube maskiert in das Haus in Sebnitz (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) eingedrungen zu sein und zwei afghanische Staatsbürger (16 und 18 Jahre) mit einer Stange attackiert zu haben, teilte die Polizei am Montag mit. Zudem soll er rassistische Parolen gerufen haben. Der 16-Jährige blieb unverletzt, der 18-Jährige musste ambulant versorgt werden. Gegen den Tatverdächtigen werde unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung sowie Hausfriedensbruchs ermittelt.
Die Ermittler des für politisch motivierte Straftaten zuständigen Staatsschutzes der Dresdner Polizei fahnden noch nach einem Komplizen des 20-Jährigen. Zudem prüft die Kriminalpolizei die Tatbeteiligungen zweier weiterer Männer, die sich vor dem Haus aufhielten. (dpa, iQ)