Knapp 70.000 muslimische Schüler in Deutschland erhalten derzeit islamischen Religionsunterricht. Ein flächendeckendes Angebot fehlt weiterhin. Die Bundesländer gestalten den Unterricht unterschiedlich.
Rund 69.000 Schülerinnen und Schüler in Deutschland besuchen islamischen Religionsunterricht. Das ergab eine am Donnerstag in Berlin veröffentlichte Umfrage des Mediendienstes Integration unter den Kultusministerien der Bundesländer. Vor drei Jahren seien es noch etwa 60.000 gewesen. Varianten des islamischen Religionsunterrichts gibt es dem Dienst zufolge in allen Bundesländern außer den neuen, jedoch mit starken Unterschieden.
Insgesamt besucht allerdings nur ein Bruchteil der muslimischen Schülerinnen und Schüler in Deutschland eine Form des islamischen Religionsunterrichts. In Nordrhein-Westfalen seien es etwa 6 Prozent, in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz etwa 4 Prozent.
Laut Angaben gibt es drei Formen, in denen die Bundesländer den Unterricht gestalten: Islamischen bekenntnisorientierten Religionsunterricht, islamischen Religionsunterricht als Modellprojekt und islamische Religionskunde.
Beim Religionsunterricht (Berlin und Niedersachsen) verantworteten eine oder mehrere Religionsgemeinschaften die Inhalte und die Auswahl der Lehrkräfte. Der Staat stellt nur Räumlichkeiten in den Schulen zur Verfügung. So sollen Religionsfreiheit und zugleich die staatliche Neutralitätspflicht gewahrt werden.
In Hamburg soll im kommenden Schuljahr der „Religionsunterricht für alle“ eingeführt werden. An diesem Unterricht seien sowohl muslimische und christliche als auch die jüdische Gemeinschaft beteiligt.
In verschiedenen Modellprojekten gestalten den Recherchen des Mediendienstes zufolge die Länder den Unterricht mit. In Nordrhein-Westfalen etwa gebe es eine Kommission, in der muslimische Gemeinden vertreten seien und über deren Mitglieder die Landesregierung mit entscheide.
Religionskunde (Bayern, Schleswig-Holstein, teilweise Hessen) ist ein staatlich verantwortetes und kein bekenntnisorientiertes Angebot. Das bayerische Kultusministerium begründe die staatliche Verantwortung damit, dass „keine der in Deutschland tätigen Organisationen“ vollständig die Merkmale einer (islamischen) Religionsgemeinschaften erfülle, so der Mediendienst Integration.
Konflikte zwischen Bundesländern und Religionsgemeinschaften bremsen laut der Recherche mitunter die Entwicklungen. In Hessen etwa habe aufgrund fehlender Unabhängigkeit das Kultusministerium die Zusammenarbeit mit dem der türkischen Regierung nahe stehenden Kooperationspartner DITIB 2020 aufgekündigt. Daraufhin habe das Land eigene staatliche Islamkunde eingeführt, bis der Verband in zweiter Instanz Recht bekam und den Unterricht wieder erteilen durfte. (KNA, iQ)