Immer mehr Bibliotheken in Berlin werden zur Zielscheibe rechtsextremer Angriffe. Eine neuer Ratgeber soll im Umgang damit helfen.
Nach Übergriffen von Rechtsextremen auf Bibliotheken hat die mobile Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) Berlin eine Handreichung zum Umgang mit solchen Vorfällen vorgelegt. Bei der aktuellen gesellschaftlichen Polarisierung forderte die Projektleiterin des MBR die Bibliotheken dazu auf, sich zu positionieren und sich mit einer klaren Haltung „dem Kulturkampf von rechts“ entgegenzustellen, wie Bianca Klose am Montag bei der Vorstellung der Broschüre in der Berliner Staatsbibliothek sagte.
Seit 2017 habe die MBR insgesamt 100 Anfragen von Bibliotheken und anderen Kultureinrichtungen in Berlin zum Umgang mit Angriffen von rechts bekommen. Die MBR startete insgesamt acht Beratungsprozesse mit Berliner Bibliotheken.
Die Handreichung „Alles nur leere Worte? Zum Umgang mit dem Kulturkampf von rechts in Bibliotheken“ ist 60 Seiten stark und gibt Bibliotheken Praxistipps: so etwa zur Erstellung eines demokratischen Leitbildes, zum Umgang mit Anfeindungen oder dazu, wie man Veranstaltungen störungsfrei halten kann.
Die Senatorin für Antidiskriminierung Cansel Kiziltepe (SPD) betonte, dass rechtsextremistisches Gedankengut nicht nur im Internet immer mehr Raum einnehme. „Auch in Bibliotheken, Schulen und Kultureinrichtungen versuchen rechtsextreme Kräfte, ihre Ideologien und menschenfeindlichen Ideen zu verbreiten und immer häufiger bekommen sie dafür Unterstützung und Beifall.“ Kiziltepe habe so einen rechten Angriff selbst einmal mitbekommen.
Von solchen rechten Vorfällen berichtet auch der Leiter der Stadtbibliothek Tempelhof-Schöneberg, Dr. Boryano Rickum. Unter anderem seien Bücher zerschnitten worden, in denen es um den Umgang mit Rechtsextremismus oder um linke Persönlichkeiten gehe. In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat sich die Zahl der Vorfälle seiner Wahrnehmung nach erhöht. Der „Kulturkampf von rechts“ sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen. (dpa, iQ)