Frankreich

Frankreich verbietet zum Schuljahresstart das Tragen von Abayas

An Frankreichs Schulen sind lange Gewänder ab Montag verboten. Um diese „Abayas“ gab es schon länger Streit.

03
09
2023
Gewand für Schülerinnen in Frankreich verboten
Abaya verbot in Schulen Frankreichs © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Um Kopftuch und Burkini-Badeanzüge hat Frankreich viel gestritten, nun sorgt ein Verbot von Abayas an Schulen für neuerlichen Wirbel. Zum Schuljahresbeginn von Montag an sind die traditionell von Frauen in islamischen Ländern getragenen knöchellangen Gewänder tabu, ebenso der entsprechende Überwurf für Männer, der Qamis. Das verfügte Frankreichs neuer Bildungsminister Gabriel Attal per Erlass. Dabei stützt er sich auf das seit langem geltende Verbot von sichtbaren religiösen Symbolen an Schulen in dem auf Laizität, also der strikten Trennung von Staat und Religion, bedachten Frankreich.

Schon eine Weile sind die Gewänder Diskussionsstoff in Frankreich. Eine entschiedene Antwort sei nötig, befand nun der vor den Ferien an die Spitze des Bildungsressorts gerückte Attal, der zuvor beigeordneter Haushaltsminister und Regierungssprecher war: „Die Abaya hat in unseren Schulen keinen Platz.“ Volle Rückendeckung erhielt er dabei von Präsident Emmanuel Macron: „Religiöse Symbole haben in der Schule keinen Platz“, sagte er. Mit der Problematik dürften Schulleitungen nicht alleine gelassen werden.

Regelung ist verfassungswidrig

Die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft ID-FO, Agnès Andersen, hält das für übertrieben. Das Kleid habe keinen religiösen Ursprung, sagte sie im Juni der Zeitung „Le Parisien“. Von Teilen der Opposition bezieht Macrons Mitte-Regierung Kritik für den Erlass. „Wie weit wird die Bekleidungspolizei gehen?“, sagte die Linksabgeordnete Clémentine Autain, die das Verbot bei X (vormals Twitter) auch als eine besessene Zurückweisung von Muslimen bezeichnete. Die Regelung sei verfassungswidrig, schrieb sie.

Dass die Regierung bei dem schwierigen Thema nun einen harten Kurs einschlägt, wird auch als Zugehen auf die konservativen Républicains gesehen, um deren Unterstützung das Präsidentenlager für die verbleibenden vier Regierungsjahre weiter buhlt. Seit gut einem Jahr hat Macrons Regierung keine absolute Mehrheit mehr im Parlament. Die meisten Schnittstellen gäbe es mit den Konservativen, mit denen eine wie auch immer geartete Kooperation aber bislang nicht gelungen ist.

Ministerium bangt über Klagen beim Verwaltungsgericht

Attals Vorgänger Pap Ndiaye hatte vor einem Verbot zurückgeschreckt. Der Staat könne keine Liste verbotener Kleidungsstücke aufstellen, hatte er im Senat gesagt. „Weil wir uns damit auf ein äußerst komplexes Terrain begeben würden. Aus rechtlicher Sicht ist die Abaya nicht einfach zu definieren, und wir würden in der nächsten Woche durch eine bestimmte Länge des Kleides, eine Kragenform oder dieses oder jenes Accessoire umgangen, was das Problem von Woche zu Woche verlängern und uns zwingen würde, mehr Rundschreiben zu verfassen, was uns direkt zum Verwaltungsgericht bringen würde, wo wir verlieren würden.“ Wie der neue Bildungsminister diese Fallstricke vermeiden will, hat er bislang nicht gesagt.

Und eine erste Klage ist bereits beim Staatsrat, dem obersten Verwaltungsgericht des Landes, von einem Verein zum Schutz der Rechte von Muslimen (ADM) eingereicht worden. „Wir haben beim Staatsrat eine Dringlichkeitsklage eingereicht, um die Aussetzung des Verbots der Abaya in der Schule zu fordern, das mehrere Grundfreiheiten verletzt“, sagte der Anwalt des Vereins, Vincent Brengarth. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Dilaver_Ç. sagt:
Die Absurdität des antimuslimischen Rassismus kennt keine Grenzen. Spätestens jetzt sollte auch dem letzten Deppen klar sein, dass Frankreich kein Staat ist, den man für Voll nehmen kann. Eine Abaya ist nichts anderes als ein langes Kleid. Sie wird nicht nur von muslimischen Frauen getragen. Im Orient wird sie auch von christlichen und jüdischen Frauen getragen. Ein Verbot der Abaya egal mit welcher Begründung ist falsch und nichtig. Wer für ein Verbot ist, der offenbart damit nur sein mangelndes Urteilsvermögen. Ein Katastrophe dass solche Idioten einen Staat in den sicheren Untergang führen. Armes Frankreich.
03.09.23
16:22
Abdurrahman sagt:
Ich finde in einem Staat mit so hoch gelobten demokratischen Werten und Meinungsfreiheit geht es überhaupt nicht, dem Mitmenschen seinen Willen aufzuzwingen. Kopftuch und Bedeckung sind ganz normale Bekleidungsstücke. Egal welche Religion man hat. Wer das verbietet der hat sich selbst damit verboten.Denn damit übertrieben er jedes Persönlichkeitsrecht im demokratischen toleranten Staat. Und wer sich von einer Kopfbedeckung oder einem langen Hemd bedroht fühlt, der sollte sich einmal über seine eigenen Werte Gedanken machen. Ich empfehle gemeinschaftlich in den Protest zu gehen. Oder Homeschooling zu machen, so lange ich keinen Hijab mehr tragen darf. Der Protest sollte von jedem Muslim ausgeführt werden, um die Stärke und die Gewalt der Umma auch richtig darzustellen. Dieser Anwalt hat nur das Gesetz gegen die Abaja gestoppt. Was ist mit dem Hijab. Keine Frau soll sich entblössen vor einem fremden Mann. Wo bleiben die Eltern dieser Frauen und Mädchen? Wo bleiben die Moscheen und Verbände? Ich höre und sehe euch nicht, wenn jemand deine Tochter in der Öffentlichkeit entblößt. Hallo schläfst du? Oder hast du überhaupt keine Angst vor Allah? Es geht hier um dein Recht. Deine Ehre. Deine Familie. Deine Religion. An was glaubst du eigentlich? An den Weihnachtsmann und Osterhasen? Dass die kommen und die Religion von Allah vertreten? Nein besser bleibt zu Hause und schickt eure Frauen und Töchter zur Entblössung.
05.09.23
3:53