In vielen französischen Städten gehen Zehntausende gegen Polizeigewalt auf die Straße. Grund ist der Tod eines Jugendlichen, der bei einer Polizeikontrolle erschossen wurde. Nun gab es erneute Zusammenstöße.
In Frankreich sind am Samstag mehrere tausend Menschen gegen Polizeigewalt auf die Straße gegangen. Landesweit gab es etwa 100 Protestveranstaltungen. Bei der Kundgebung in Paris wurde ein Polizeiauto von Demonstranten mit Eisenstangen angegriffen, wie der französische Nachrichtensender BFTMV unter Berufung auf die Polizei berichtete. Dabei sollen Beamte verletzt worden sein.
Zu den Demonstrationen haben zahlreiche Organisationen drei Monate dem Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle bei Paris aufgerufen. Sie beklagen systemischen Rassismus, Polizeigewalt sowie eine wachsende soziale Ungleichheit, unter der vor allem die Bewohner der Vorstädte zu leiden hätten.
Nach dem Tod des 17-jährigen Nahel Ende Juni durch einen Polizeischuss war es in den Vorstädten Frankreichs zu tagelangen schweren Unruhen gekommen. Videobilder zeigten, dass der Jugendliche bei der Polizeikontrolle die Beamten keineswegs umzufahren versuchte, wie diese zunächst angegeben hatten. Ende September kam es erneut zu einer tödlichen Verletzung nach einer Polizeikontrolle. In einem Pariser Vorort wurde der 16-jährige Sefa bei einer Polizeikontrolle tödlich verletzt, als er versuchte, mit seinem Motorrad dieser zu entkommen und mit dem Polizeiauto kollidierte. Zwei Polizisten wurden daraufhin in Gewahrsam genommen und von der Polizeiaufsicht befragt.
Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron hat seit Ende Juni weder ein Konzept zur Verbesserung der Lage in den sozial abgehängten Vorstädten vorgelegt, noch wurde das Polizeiauftreten kritisch analysiert.
Laut einem Bericht der Generalinspektion der Nationalen Polizei (IGPN) zufolge starben bei Polizeieinsätzen im Jahr 2022 insgesamt 38 Menschen und 66 wurden verletzt (im Vergleich zu 37 Toten und 79 Verletzten im Jahr 2021).