Berlin

Islamkonferenz diskutiert über Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus

Am Dienstag will die Deutsche Islamkonferenz die Folgen des Nahostkrieges thematisieren. Für den Koordinationsrat der Muslime sollte eine angeblich fehlende Distanzierung kein Thema mehr sein.

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Symbolbild: Islamkonferenz © shutterstock, bearbeitet by iQ
Symbolbild: Islamkonferenz © shutterstock, bearbeitet by iQ

Die Deutsche Islamkonferenz nimmt die Auswirkungen des Nahostkrieges auf die Gesellschaft in den Blick. Unter dem Titel „Sozialer Frieden und demokratischer Zusammenhalt: Bekämpfung von Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung“ kommt die Konferenz am Dienstag und Mittwoch nächster Woche zu ihrer diesjährigen Fachtagung in Berlin zusammen.

Das Treffen diene dem Dialog über gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine vielfältige und tolerante Gesellschaft, teilte das Bundesinnenministerium am Donnerstag mit. Eingeladen sind demnach neben muslimischen Vertreterinnen und Vertretern auch Akteure aus dem jüdischen Leben, Repräsentanten der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, der Kirchen, der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wird laut Programm am Dienstag eine Rede halten. Sprechen wird auch Altbundespräsident Christian Wulff, der 2010 mit seiner Aussage „Der Islam gehört zu Deutschland“ eine gesellschaftliche Debatte ausgelöst hatte. Außerdem sind an beiden Tagen Diskussionsrunden geplant zu Themen wie Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus sowie zur Bekämpfung von „religionsgruppenbezogenen Formen von Menschenfeindlichkeit“ in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung, hieß es.

Anders als in früheren Jahren nehmen an den insgesamt drei Gesprächsforen keine Vertreterinnen und Vertreter des Koordinationsrat der Muslime teil. Lediglich ein Diskutant vom Bündnis Malikitische Gemeinde Deutschland ist unter den Angekündigten, darunter auch Familienministerin Lisa Paus (Grüne). Die KNA vermutet, dass der KRM wegen der fehlenden Distanzierung zur Hamas scharfe Kritik auf sich gezogen habe.

KRM: Distanzierungen müssen anerkannt werden

Auf Anfrage von IslamiQ erklärte der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime (KRM) Laurent Ibra, dass es grundsätzlich nicht an der fehlenden Distanzierung liegen dürfe. „Dem Innenministerium dürften die zahlreichen Distanzierungen sehr wohl bekannt sein. Nicht zuletzt haben die DIK-Verbände zu dem Thema eine gemeinsame Erklärung abgegeben“, so Ibra. Wenn trotz dieser mittlerweile unüberschaubaren Anzahl an Distanzierungen immer noch gesagt werde, dass sich die KRM-Mitglieder nicht distanziert hätten, „dann muss die Suche nach der Ursache für diese falsche Wahrnehmung in der Bereitschaft gesucht werden, sie auch wahrzunehmen und anzuerkennen.“ Denn islamische Religionsgemeinschaften haben sich auf unterschiedlichen Ebenen gleich mehrmals öffentlich distanziert. „Das alles war nachzulesen in der Presse, zu hören im Radio und zu sehen im Fernsehen. Das dürfte niemandem entgangen sein“ betont Ibra weiter.

Bei der Themenwahl ist Ibra geteilter Meinung. Dass dieses Thema auch zusammen mit dem Thema „Muslimfeindlichkeit“ behandelt werde, findet er gut, doch trage das Programm „der Perspektive der betroffenen Religionsgemeinschaften jedoch nicht in ausreichendem Maße Rechnung“, da es sich bei den allermeisten angegriffenen Moscheen um Mitgliedsgemeinden des KRM handle und Muslime, die Islamfeindlichkeit erleben, sich vom KRM vertreten fühlen, erklärt Ibra abschließend.

Der größte Hass kommt von rechts

Eine Antwort auf eine Kleine Anfrage zeigt, dass die Bundesregierung in den ersten neun Monaten bundesweit 1365 antisemitische Straftaten dokumentiert hat. Mit 1167 Straftaten wird der überwiegende Teil dem Phänomenbereich rechts zugeordnet. 

Die Deutsche Islamkonferenz war 2006 vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ins Leben gerufen worden. Sie dient als zentrale Dialogplattform zwischen Staat und Islam in Deutschland und soll die religions- und gesellschaftspolitische Integration der schätzungsweise rund 5,5 Millionen Muslime voranbringen. (KNA, iQ)