In einer gemeinsamen Stellungnahme verurteilen muslimische Wissenschaftler die Gewalteskalation im Gazastreifen und rufen zum Frieden auf.
In einer Stellungnahme haben muslimische Wissenschaftler ihre Verurteilung zum Nahostkonflikt im Gazastreifen zum Ausdruck gebracht. Deren Verfasser, Professorinnen und Professoren des Zentrums für Islamische Studien Frankfurt/Gießen (Zefis), zeigen sich zutiefst erschüttert über die Gewalteskalation und bekunden ihre Solidarität mit den Opfern. Unterzeichnet wurde die Stellungnahme von weiteren Professoren der Zentren für Islamische Theologie Berlin, Münster, Osnabrück, Tübingen und Erlangen-Nürnberg.
„Den Appellen vieler internationaler Akteure, die Standards von Humanität und internationalem Völkerrecht einzuhalten, die zivile Bevölkerung durch realistische Schutzmaßnahmen zu verschonen und humanitäre Maßnahmen zu ergreifen und zu erlauben, schließen wir uns an“, zeigt sich das Zefis.
Seit vielen Jahren trete das Zefis als muslimische Akteure in Deutschland für Dialog und Anerkennung ein. Man weise in Forschung und Lehre auf die historischen und gegenwärtigen Gefahren von Enthumanisierung, Stigmatisierung und Diskriminierung von Einzelnen und Gruppen hin. Aktiv sei man im Austausch mit Jüdinnen und Juden, baue in Deutschland jüdisch-muslimische Allianzen auf und positioniere sich gemeinsam gegen Ausgrenzung, gegen Antisemitismus und Judenfeindlichkeit ebenso wie gegen Islamfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus.
„Wir geben der Anerkennung unterschiedlicher Ausgrenzungserfahrungen Raum. Wir setzen uns in Deutschland und Europa für die Legitimität unterschiedlicher Erinnerungen und Leidensgeschichten sowie gegen Menschenfeindlichkeit und Rassismus ein“, so das Zefis weiter. Angesichts der Tatsache, „dass Menschen getötet werden und Familien und Freunde in Sorge und Ungewissheit leben,“ sei man in Gedanken bei allen unschuldigen Opfern.
Weiter heißt es in der Stellungnahme: „Eine Relativierung des Leids und der Opfererfahrung des jeweils Anderen, sei es mit Blick auf die Geschichte, sei es mit Blick auf die gegenwärtigen Entwicklungen, verbietet sich aus Respekt vor den Menschen und ihrer Würde. Nur wenn wir dieselben ethischen Maßstäbe für uns und die anderen, für die „eigene“ und die „andere“ Gruppe, für Inland und Ausland, gelten lassen – und nur wenn wir uns nicht selektiv und vereinnahmend auf Prinzipien, Werte und Bedürfnisse berufen, während wir sie anderen absprechen – nur dann können wir glaubhaft und zielführend an einem friedlichen Miteinander in unseren jeweiligen Bereichen mitwirken.
Die muslimischen Wissenschaftler rufen dazu auf, aktiv für Humanität, für Menschenrechte und für Frieden einzutreten und sich entschieden gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit zu stellen. „Gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern aller Religionen und Ethnien aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen gehen wir diesen Weg solidarisch und auf der Basis einer gemeinsamen Werteorientierung weiter“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Zum Schluss rufen die Wissenschaftler die Politik dazu auf, sich in vermittelnder und friedensstiftender Rolle einzubringen und die vielen zivilen Stimmen auf beiden Seiten dieses Krieges, die zur Deeskalation und für Frieden aufrufen, wahrzunehmen.“