Imamausbildung

„Eine neue Ära“? – Imam-Entsendung aus der Türkei wird schrittweise beendet

Die Bundesregierung will die Entsendung von Imamen aus der Türkei nach Deutschland mittelfristig beenden. Hierzu wurde eine neue Vereinbarung mit der DITIB und der Diyanet getroffen. Künftig sollen jährlich 100 Imame in Deutschland ausgebildet werden.

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2023
Symbolbild: Imame in der Moschee
Symbolbild: Imam in der Moschee © shutterstock, bearbeitet by iQ

Sieben Jahre sollen die Gespräche zwischen Berlin und Ankara über eine Imamausbildung in Deutschland gedauert haben mit dem Ziel, die Entsendung von staatlich bediensteten Imamen aus der Türkei zu beenden. Am Donnerstag verkündete das Bundesinnenministerium (BMI) offiziell: Künftig sollen 100 Imame pro Jahr in Deutschland, in Kooperation mit dem Islamkolleg, ausgebildet und schrittweise auf die über 900 Moscheegemeinden der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) verteilt werden.

Ministerin Nancy Faeser (SPD) spricht von einem Meilenstein für die Integration muslimischer Gemeinden in Deutschland. „Wir brauchen Prediger, die unsere Sprache sprechen, unser Land kennen und für unsere Werte eintreten.“

Bisher werden die Imame von der türkischen Religionsbehörde Diyanet nach Deutschland entsendet und bleiben für vier Jahre. In den Moscheen arbeiten sie als Vorbeter, Prediger, Seelsorger und Lehrer im Islamunterricht. Die Zahl der Imame soll nun in dem Maße zurückgehen, wie der Nachwuchs aus den Seminaren in Dahlem und Osnabrück nachrückt. Somit dürfte in zehn Jahren jeder Imam einer DITIB-Moschee die deutschsprachige Ausbildung absolviert haben.

Auch soll die DITIB ab 2024 laut BMI von der Diyanet die „Fachaufsicht“ über die entsandten Imame übernehmen, etwa bei dienstlichen Beschwerden.

DITIB will Imamausbildung professionalisieren

Die DITIB kommentiert diese Vereinbarung als eine „neue Ära“. Mit der neuen Vereinbarung möchte man die Imamausbildung auf eine neue Stufe heben und professionalisieren. „Die Notwendigkeiten zu Veränderungen, die im Rahmen der gesellschaftspolitischen Debatten um Sprachkompetenz und Sozialisation von Imamen seit nunmehr zehn Jahren intensiv geführt werden, sind der DITIB wohl bekannt und leiten auch die internen Diskurse“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Neben den staatlichen Förderungen werde die DITIB für neue Imamausbildung eigene finanzielle und personelle Ressourcen aufbringen müssen. Dabei sei es von Bedeutung, keine Rückschritte bei der fachlichen Standardisierung einzugehen. Näheres zum Konzept und zur Umsetzung werden die DITIB Anfang nächsten Jahres bekanntgeben.

Innenministerium fördert Kooperation mit 500.000 Euro

Für die Ausbildungskooperation zwischen DITIB und dem IKD in Osnabrück sollen Theologie-Absolventen aus den sieben islamisch-theologischen Universitätsstandorte in Deutschland sowie der Türkei angeworben werden. Das Curriculum der Ausbildung umfasse neben dem Erwerb der deutschen Sprache (falls erforderlich) und der theologischen und seelsorglichen Fortbildung auch einen gesellschaftspolitischen Teil. Darin geht es etwa um die deutsche Verfassung und Geschichte.

Wir möchten Imame ausbilden, die auf dem festen Boden unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen“, sagte der IKD-Vorsitzende Samy Charchira der KNA. „Imame, die im Einklang sind mit der hiesigen Lebenswirklichkeit und dem Alltag von Muslimen in Deutschland.“ Das BMI fördert die Kooperation zwischen dem Islamkolleg und der DITIB jährlich mit 500.000 Euro. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Minimalist sagt:
Die Wahrheit ist, dass die Türkei mit Herrscher Erdogan weiterhin Einfluß haben wird. Der umstrittene Moscheeverband DITIB ist der deutsche Arm jener politisch-religiösen Instanz in Ankara, dem Amt für religiöse Angelegenheiten. Im DITIB-Beirat sitzen nach wie vor und seit Jahren Vertreter des türkischen Religionsministeriums mit weitgehenden Durchgriffsrechten in ihrem Verband. Solches wird natürlich immer wieder abgestritten und geleugnet. Der Einfluß des Staates Türkei wird unter präsidialer Anleitung weiterhin rigoros betrieben und eifrigst ausgenutzt. Wer davor warnt, wird gerne verunglimpft und beschimpft.
15.12.23
23:08