Berlin Monitor

Fast jeder Zweite lehnt den Islam überzeugt ab

In der Berliner Bevölkerung haben Ressentiments gegen Muslime und Juden zugenommen. Laut der Befragung lehnt fast jeder Zweite den Islam ab.

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2023
Menschen Vielfalt Studie, Islam
Symbolbild: Islam, Bevölkerung © shutterstock, bearbeitet by islamiQ

In der Berliner Bevölkerung haben Ressentiments gegen Muslime, Juden und sexuelle Minderheiten zugenommen. Auch rechtsautoritäre Einstellungen sind seit 2019 deutlich gestiegen. Das geht aus dem am Montag vorgestellten „Berlin Monitor 2023“ hervor. Laut der repräsentativen Befragung lehnt fast jeder Zweite (48 Prozent) den Islam ab. 42 Prozent finden, es gebe zu viele Muslime in Deutschland; 2019 waren 29 Prozent dieser Ansicht.

27 Prozent der Berliner halten die Gründung Israels für eine schlechte Idee (2021: 12 Prozent). Gut jeder Siebte ist der Auffassung, dass der „Einfluss der Juden zu groß“ sei. Etwa 19 Prozent der Befragten wünschen sich einen starken Führer, 2021 waren es 10 Prozent. Eine verfestigte Verschwörungsmentalität wiesen 31 Prozent der Befragten auf, 2019 waren es nur 18 Prozent. Das Vertrauen in Politiker sank in den vergangenen drei Jahren von 47 auf 43 Prozent.

Die Senatorin für Integration und Antidiskriminierung, Cansel Kiziltepe (SPD), erklärte, ihr bereiteten die Zahlen große Sorgen: „Ich habe die Wucht so nicht so erwartet.“ Wichtig sei nun Präventions- und Integrationsprojekte auszuweiten und mit einer offenen Auseinandersetzung den Trends entgegenzuwirken.

Für die Demokratie in Berlin zeigt sich laut Studie aber dennoch insgesamt das Bild einer weitgehend demokratisch denkenden Stadt, in der allerdings sichtbare Gruppen existieren, die von Vorurteilen, Abwertung und sozialer Distanz geprägt sind. „Es muss uns bedenklich stimmen, wenn die rechtsextremen Überzeugungen anwachsen – selbst wenn es sich um Minderheiten handelt“, erklärte der Studienleiter und Religionssoziologe Gert Pickel von der Universität Leipzig. 90 Prozent der Befragten stimmten zu, dass die Demokratie am ehesten zur Gesellschaft passe.

Der „Berlin Monitor“ wird als repräsentative Langzeitstudie seit 2019 im Auftrag des Berliner Senats alle drei Jahre erstellt. Im Zeitraum von Ende Mai bis Ende Juli 2023 befragten Wissenschaftler der Universität Leipzig und der Hochschule Magdeburg-Stendal dazu 2.048 Berlinerinnen und Berliner im Alter ab 18 Jahren. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Charlene Riske sagt:
Dass der Islam als bedrohlich wahrgenommen wird, ist nicht verwunderlich, denn Berlin war von einem schrecklichen Terrorangriff betroffen. Insgesamt gibt der Islam ein anachronistisches Bild ab. Den Frauen im Iran würde es sicherlich besser gehen, könnten sie den Islam endlich abschütteln. Es gibt halt zu viele Nachteile bei dieser Religion: Die Schlechterstellung der Frau, die fehlende Möglichkeit zum Austritt, die Aufforderung zum Kampf gegen "Ungläubige", der Hang zu Parallelgesellschaften und Separatismus, die Ableitung des Rechts aus dem Koran (Scharia) und damit die fehlende Trennung von Staat und Religion. Das sind allesamt Aspekte, die auf den Müllhaufen der Geschichte gehören und in einer modernen und offenen Gesellschaft nichts zu suchen haben. Man hat aber den Eindruck, dass es eher schlimmer anstatt besser wird. Von daher muss man sich nicht wundern, wenn die Sichtweise auf den Islam kritisch ist. Es kommen von dort einfach zu wenig Initiativen zur Modernisierung. Stattdessen ist ständig ein hohes Gefahrenpotential vorhanden.
19.12.23
12:40
D.Hammad sagt:
Liebe Frau Riske! Wer bestimmt denn, was "chronistisch" ist und "in die Zeit passt"? Sehen Sie sich doch bitte in unserer "modernen und offenen Gesellschaft" um. Sehen Sie die bindungsgestörten Kinder, denen ich täglich dutzendweise im Job begegne. Reden Sie mit völlig überforderten Kinder- und Erwachsenenpsychiatern. Betrachten Sie genau die menschenunfreundlichen Auswüchse dieser Gesellschaft, die mediale Verblödung, die Obdachlosen, den immer noch vorhandenen Sexismus am Arbeitsplatz, da kann man gendern, wie man will. Eine wirklich offene Gesellschaft muss keine Gewalt und keinen Terrorismus dulden, wohl aber jegliche Art von Kleidung und Religion. Fehlverhalten von jeder Seite muss ohne Naivität aufgezeigt und korrigiert werden. Was aber nun ist Fehlverhalten? Fehlverhalten ist, wenn ein Mensch einen anderen Menschen in Wort oder Tat erheblich und absichtsvoll verletzt. Das ist nicht duldbar. Jedes andere abweichende Verhalten, mit oder ohne Kopftuch, ist von einer "offenen Gesellschaft" zu tolerieren. Es geht andere Menschen schlicht und einfach nichts an, ob Frauen ein Kopftuch tragen oder nicht. Niemand hat darüber zu urteilen, dass ich meine Weihnachtsente halal esse, einem fremden Mann den Handschlag verweigere und mit Kopftuch unterrichte. Ebenso wenig hat jemand darüber zu urteilen, dass meine christlichen leiblichen Kinder an Eid ein Weizenbier trinken und dass wir Hunde halten, um das Haus zu bewachen. Wenn nur die Menschen endlich aufhören würden, über andere zu urteilen. Übrigens: das Kopftuch und die angebliche "Schlechterstellung der Frau" ist ganz sicher für die allermeisten muslimischen Frauen das kleinste Problem- außer man geht in Deutschland damit einkaufen oder hat komische Arbeitskollegen. Meine Schwägerin und der Rest der angeheirateten Familie im Mittleren Osten hat ganz, ganz sicher andere Probleme. Inflation, Politik, Schulerfolg der Kinder, Klimawandel- genau wie bei uns. Muslimische Paare und Familien müssen als Team arbeiten, um unter den klimatischen und politischen Bedingungen ihrer Länder zu leben. Da ist kein Platz und keine Notwendigkeit für Albernheiten wie z.B. Kopftuchdiskussionen. Ich kann Ihnen mit 100%iger Sicherheit sagen, dass es den Frauen im Iran ohne Islam nicht besser gehen würde. Der Islam, richtig verstanden und nicht zum Erhalt der eigenen Macht missbraucht, ist eine Wohltat für die menschliche Spezies an sich. Allerdings hat das gläubige Individuum zum Wohle der Gesellschaft im Islam seine Bedürfnisse sehr einzuschränken und ist ein Alptraum für den Kapitalismus. Das ist es, was westliche Gesellschaften am Islam so abschreckt.
21.12.23
13:09
grege sagt:
Liebe Frau Hamad, der Sexismus in der Silvesternacht 2015 ist uns allen noch sehr präsent ebenso wie die religiös motivierte Diskriminierung von Frauen in islamischen Ländern. Afghanische Frauen würden z.B.den von Ihnen sehr pauschalisierrend beklagten Sexismus am Arbeitsplatz geradezu als marginale Lappalie wahrnehmen ebenso wie ägyptische Frauen, die ständig im Gedränge betatscht werden. Im übrigen kann und darf jeder in diesem Land jede beliebige Religion ablehnen, ohne Rechtfertigung.
31.12.23
16:24