Gastbeitrag

Der Islam als Religion des Friedens

Für den Islam steht der Erhalt des Friedens an erster Stelle. In Zeiten des Nahostkonflikts ist es umso wichtiger, sich auf die Grundprinzipien des Islams zurückzubesinnen. Ein Gastbeitrag von Dr. Hakan Aydın.

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2023
Der Islam als Religion des Friedens
Symbolbild: Islam © shutterstock, bearbeitet by iQ

„O die ihr glaubt, tretet allesamt in den Frieden ein und folgt nicht den Fußstapfen des Satans! Er ist euch ja ein deutlicher Feind.“

Eine Übersetzung des Wortes „Islam“ ist „Frieden“. Indem Gott dem Begriff „Islam“ die Bedeutung „Frieden“ zuschreibt, drückt er aus, dass es der wichtigste Grund für das Bestehen der Religion ist, Frieden herbeizuführen und Wohlbefinden zu gewährleisten, sowohl in dieser Welt als auch im Jenseits. Die ersten Verse des Korans beginnen mit der Erwähnung von Gottes Eigenschaften „Rahman“ (dt. Allerbarmer) und „Rahim“ (dt. Barmherzigen). Dies verdeutlicht Gottes Charakter und warum er das höchste Wesen und der Anbetung würdig ist. Wie Gott uns behandelt, so will er, dass wir uns seinen Geschöpfen gegenüber verhalten. So stellt von Liebe und Toleranz geprägtes Verhalten eine der wichtigsten Pflichten der Gläubigen dar.

Der Islam zielt darauf ab, fünf Dinge zu schützen: Leben, Eigentum, Glauben, Intellekt und Nachkommenschaft. Ein Religionsverständnis, das die Würde des menschlichen Lebens missachtet, widerspricht den Grundwerten des islamischen Glaubens. Eigentum und Lebensunterhalt sind notwendig, um menschliche Grundbedürfnisse zu stillen. Dies zu gewährleisten stellt deshalb die zweite Priorität dar. Unabhängig von der religiösen Überzeugung ist die freie Ausübung der Glaubens ebenfalls ein unverzichtbarer Wert und verdient es beschützt zu werden.

Was den Menschen vom Tier unterscheidet, ist der Verstand. Er ist die Quelle aller Menschlichkeit. Aus diesem Grund muss jeder Mensch das Recht besitzen, seinen Verstand vor schädigenden, verletzenden und korrumpierenden Einflüssen zu schützen. Der Schutz des Verstandes stellt ein unverzichtbares Prinzip des Islams dar. Dies kann als Hinweis auf und die Bedeutung der Meinungs- und Gedankenfreiheit verstanden werden.

Das fünfte unverzichtbare Prinzip für den Fortbestand des menschlichen Lebens ist die Erhaltung von Familie und Nachkommen. Rechtliche und soziale Gepflogenheiten sollen darauf abzielen, die Erhaltung der Familie und Nachkommen zu gewährleisten. Unwissenden und Ignoranten diese Werte zu vermitteln, um diese Werte am Leben zu erhalten, ist ein Grund für das Bestehen der Religion. 

Im Koran heißt es: „Aus diesem Grund haben Wir den Kindern Israels vorgeschrieben: Wer einen Menschen tötet, ohne dass dieser einen Mord begangen oder Unheil im Lande angerichtet hat, soll sein wie jemand, der die ganze Menschheit ermordet hat. Und wer ein Leben erhält, soll sein wie jemand, der die ganze Menschheit am Leben erhalten hat.“  Der Versuch, ein unschuldiges Leben zu töten, wird als gleichwertig mit der Tötung der gesamten Menschheit angesehen. Ebenso wird der Schutz dieses Lebens als Rettung der ganzen Menschheit angesehen. 

Infolge der technologischen Entwicklungen und infolge des unkontrollierten Einsatzes von  Kriegswaffen ist zu beobachten, dass viele unschuldige Kinder und Zivilisten erbarmungslos getötet, verwundet, körperlich und geistig misshandelt werden. Die Zerstörung einer Gesellschaft verabscheut Allah und er gab uns deshalb den Islam, um uns das begreiflich zu machen. Der Prophet Muhammad (s) betonte die unveränderlichen Regeln der Kriegsführung, indem er sagte: „Brecht nicht eure Abmachung, rüttelt nicht an den Körpern der Toten, und tötet keine Kinder!“

Hass darf nicht zu Ungerechtigkeit führen

Allah sagt im Koran: „O ihr, die ihr glaubt, steht ein für Gott als Zeugen der Gerechtigkeit! Der Hass, den ihr hegt gegen Leute, soll euch nicht verleiten, anders zu handeln als gerecht. Seid gerecht, das entspricht mehr der Gottesfurcht. Und fürchtet Allah. Wahrlich, Allah ist unterrichtet über das, was ihr tut.“ Nach islamischem Verständnis dürfen die Prinzipien der Gerechtigkeit auch in schwersten Zeiten niemals aufgegeben werden. Zum Beispiel darf ein Kind niemals für ein Verbrechen seines Vaters verantwortlich gemacht werden, oder die Tatsache, dass es in einer Gemeinschaft Kriminelle gibt, darf nicht als Anlass dafür genommen werden, die gesamte Gemeinschaft zu bestrafen. Verhältnismäßigkeit und das soziale Gleichgewicht muss immer gewahrt bleiben. 

Gutes wird belohnt, Schlechtes verurteilt

Allah vermittelt im Koran seine Botschaft, indem er Beispiele aus der Geschichte früherer Gesellschaften gibt und bereichert sie mit anschaulichen Lebensgeschichten, die jeder Mensch verstehen kann. Es ist möglich gute und schlechte Beispiele in all diesen Erzählungen zu sehen. Es ist nie der Fall, dass die Mitglieder der erwähnten Religion kollektiv gelobt oder verflucht werden. Wenn etwa die jüdische Gemeinschaft als die „Umma“ von Moses auf der Seite des Guten, des Rechten und der Wahrheit erwähnt wird, bedeutet das nicht, dass sie bis zum Tag des Gerichts gut sein wird. Auch die Tatsache, dass sie auf der Seite derer stehen, die nicht an Jesus glauben, bedeutet nicht, dass die Gesellschaften des jüdischen Glaubens bis zum Tag des Jüngsten Gerichts ignorant bleiben werden. Tatsächlich liegt der Schwerpunkt bei den beschriebenen Beispielen jeder Gesellschaft auf dem Charakter und den Verhaltensweisen, die aus ihm resultieren. Unabhängig von Gesellschaft oder Abstammung werden die guten Taten gelobt und die schlechten Taten verurteilt.

Rassismus ist im Islam eine Sünde

Es gibt zwei Arten von Rassismus. Die erste ist der Rassismus aufgrund von „Religion und Glauben“ und die zweite Art aufgrund der „Herkunft“. Der Prophet Muhammad (s) verbot alle Formen von Rassismus. Er sagte: „O ihr Menschen! Euer Herr ist einer. Auch euer Vater ist einer. Ihr seid alle Kinder von Adam, und Adam ist von der Erde. Der Araber ist nicht besser als der Nichtaraber, der Nichtaraber nicht besser als der Araber, der Rothäutige nicht besser als der Schwarze und der Schwarze nicht besser als der Rothäutige. Überlegenheit besteht nur in Takwa (Gottesfurcht).“ 

Frieden ist dem Krieg immer vorzuziehen

Die nachfolgende Koranstelle macht uns darauf aufmerksam, dass es immer Menschen geben wird, die ignorant sein und Krieg dem Frieden vorziehen werden. Gleichzeitig führt Allah mit dieser Stelle, ein Kriegsrecht ein und erhebt die Achtung des Kriegsrechts zu einem Gottesdienst. Im Falle eines Krieges ordnet Allah an, Orte der Anbetung wie Kirchen, Synagogen und Moscheen zu schützen: „Jenen, die schuldlos aus ihren Wohnungen vertrieben wurden, nur weil sie sagten: „Unser Herr ist Allah!“ Und hätte Allah nicht die einen Menschen durch die anderen abgewehrt, wären (viele) Klöster, Kirchen, Synagogen und Moscheen, in denen Allahs Name häufig gedacht wird, bestimmt zerstört worden. Und wer ihm helfen will, dem hilft gewiss auch Allah; denn Allah ist stark und mächtig.“

Wer gottergeben ist und Allah liebt, darf sich keinen Krieg wünschen. Er gilt in der islamischen Lebensweise als unerwünscht. Dies verdeutlicht der Prophet Muhammad (s) in einer Überlieferung: „Wünscht euch nicht, dem Feind zu begegnen, bittet Allah um Frieden und Wohlstand, aber wenn ihr zu Unrecht angegriffen werdet und dem Feind begegnet, befiehlt er, mit Geduld und Entschlossenheit zu kämpfen und das Kriegsrecht zu achten.“

Leserkommentare

grege sagt:
Auf der Erde ist mir kein einziges muslimisch geprägtes Land bekannt, das wirtschaftlichen Wohlstand in Paarung mit politischen und gesellschaftlichen Freiheiten aufweist. Die Tatsache, dass tausende Muslime ihren Heimatländern durch versuchte Migration in die westliche Staatenwelt den Rücken kehren, unterschreicht diese Tatsache. Daher hat der obige Artikel mit dem real existierenden Islam wenig gemein und blendet auf schönfärberische Weise die hausgemachten, durch religiösen Extremismus verursachten Probleme diverser muslimischer Communities aus. Hier tritt wieder das Problem komplett fehlender Selbstkritik zutage, was man getrost bei diesem Autor mit Selbsttäuschung gleichsetzen kann.
31.12.23
16:12
Dietmar sagt:
Ja sicher ist der Islam Friede, aber erst wenn der Rest der Welt islamisch ist, nicht vorher, steht alles so niedergeschrieben im Gebetsbuch
02.01.24
12:30
Anja sagt:
„O ihr Menschen! Euer Herr ist einer. Auch euer Vater ist einer. Ihr seid alle Kinder von Adam, und Adam ist von der Erde. Der Araber ist nicht besser als der Nichtaraber, der Nichtaraber nicht besser als der Araber, der Rothäutige nicht besser als der Schwarze und der Schwarze nicht besser als der Rothäutige. Überlegenheit besteht nur in Takwa (Gottesfurcht).“ Wo steht dieser Satz im Original. Ich habe das nirgends gefunden. Muhammed kannte dich noch gar keine Sioux und Apachen... Seltsam.
06.01.24
11:00
Anja sagt:
Fakt ist, dass die Familienmitglieder der Quaresch auf jeden Fall Vorrang vor allen anderen im. Islam haben, zumindest bei den Sunniten. Darum behaupten auch so viele da irgendwie dazu zu gehören. Und das ist nun mal eine arabische Familie. Rassismus ist in jeder Religion verboten... Allerdings kann man Rassismus weder erlauben noch verbieten, sondern man sollte ein tiefes Einsehen in die Erkenntnis haben, dass niemand von Geburt an über einem anderen steht, egal wie der/die aussieht. Rassismus im Islam: Warum Vorurteile gegen Schwarze weit verbreitet sind https://www.spiegel.de/panorama/rassismus-im-islam-warum-vorurteile-gegen-schwarze-weit-verbreitet-sind-a-20c56f35-7834-4de5-a8b0-3c809c6fc540
06.01.24
11:07