Nahostkonflikt

UN-Nothilfekoordinator nennt Gazastreifen „unbewohnbar“

Drei Monate nach Kriegsbeginn im Gazastreifen sprechen Hilfsorganisationen von einer drohenden Hungersnot, Südafrika gar von Genozid. Israel weist die Vorwürfe zurück.

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2024
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Symbolbild: Gazastreifen © Anadolu Images, bearbeitet by iQ
Symbolbild: Gazastreifen © Anadolu Images, bearbeitet by iQ

Drei Monate nach Beginn des Kriegs im Gazastreifen zwischen Israel und der islamistischen Hamas herrscht dort nach Beschreibung von Hilfsorganisationen der blanke Horror. „Gaza ist zu einem Ort des Todes und der Verzweiflung geworden“, sagte der Chef des UN-Nothilfebüros OCHA, Martin Griffiths, am Freitag. Das schwer zerbombte Gebiet sei «unbewohnbar» geworden. Eine Hungersnot drohe. Israels Armee erklärte dagegen, es gebe dort „hinreichend“ Nahrung.

Südafrika zerrt Israel nun gar vor den Internationalen Gerichtshof: wegen Völkermords. Eine mögliche Gerichtsanordnung zur einstweiligen Einstellung der Kämpfe will Israel einem Bericht zufolge abwenden.

UN warnen vor gesundheitlicher Katastrophe

„Vor allem für Kinder waren die letzten 12 Wochen traumatisch“, sagte UN-Nothilfekoordinator Griffiths. „Kein Essen. Kein Wasser. Keine Schule. Nichts als die schrecklichen Geräusche des Krieges, Tag für Tag.“ Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mehr als 22 000 Menschen getötet. Die Zahl lässt sich nicht prüfen, gilt aber als glaubwürdig.

Selbst Gebiete, in denen sich Zivilisten nach israelischer Aufforderung aufhielten, seien bombardiert worden, sagte Griffiths. Auch medizinische Einrichtungen würden „unerbittlich angegriffen“. Von wem die Attacken ausgingen, sagte er jedoch nicht. Die wenigen Krankenhäuser, die noch teilweise funktionsfähig seien, würden von verzweifelten Schutzsuchenden überlaufen. „Es bahnt sich eine gesundheitliche Katastrophe an.“ Dagegen sagte der für humanitäre Hilfe zuständige Vertreter der israelischen Cogat-Behörde, Elad Goren: „Wir haben die humanitäre Situation vor Ort stabilisiert“.

Israels Armee fordert von UN Aufstockung eigener Kapazitäten

Auch gebe es eine „Stabilisierung des medizinischen Systems“ in Gaza. Der Militärangehörige wies zugleich Vorwürfe zurück, Israel behindere die Lieferung humanitärer Hilfe. „Israel hat und wird den Menschen in Gaza, die nicht zum Terror gehören, keine menschliche Hilfe verweigern“, sagte Goren. Israels Armee tue alles, um Zivilisten in dem Krieg zu verschonen. Damit mehr Hilfe nach Gaza gelangen könne, müssten die UN- und andere Hilfsorganisationen «dringend» ihre Kapazitäten zum Empfang und zur Verteilung der Hilfen aufstocken.

Auslöser des aktuellen Gaza-Kriegs war war der Angriff der Hamas auf Israel m 7. Oktober. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden in Gaza seither 22 600 Menschen getötet.

Südafrika will Einstellung der Kämpfe erreichen

Griffiths forderte erneut ein sofortiges Ende des Krieges. Südafrika will erreichen, dass der Internationale Gerichtshof in Den Haag zunächst im Eilverfahren eine Einstellung der Kämpfe anordnet. Um das zu verhindern, hat Israels Außenministerium nach Informationen des Nachrichtenportals „Axios“ seine Botschaften im Ausland angewiesen, örtliche Diplomaten und Politiker zu einer Erklärung gegen Südafrikas Klage zu bewegen. Die Anhörung zur Klage ist nächste Woche angesetzt. Urteile des UN-Gerichts sind in der Regel bindend. Die Richter haben jedoch keine Machtmittel, um einen Staat zur Umsetzung zu zwingen. (dpa, iQ)