Bei einem Großbrand im Lager Cox’s Bazaar in Bangladesch haben Tausende muslimische Rohingya-Flüchtlinge ihre Hütten aus Bambus und Plastikplanen verloren.
Bei einem Großbrand im Lager Cox’s Bazaar in Bangladesch haben Tausende muslimische Rohingya-Flüchtlinge ihre Hütten aus Bambus und Plastikplanen verloren. Unter den Betroffenen des Brandes im Camp 5 am frühen Sonntagmorgen seien mehr als 3.500 Kinder, teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) am Montag mit. Auch Schulen, Moscheen, Latrinen und Gesundheitseinrichtungen seien in Flammen aufgegangen. UN-Experten äußerten gegenüber Medien in Bangladesch den Verdacht von Brandstiftung.
Fast 60 Prozent der Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch sind Kinder. „Während wir das volle Ausmaß des Schadens analysieren und die Klassenzimmer wieder aufbauen, werden wir provisorische Zelte errichten, um den Kindern das Lernen zu ermöglichen“, sagte der Unicef-Vertreter in Bangladesch, Sheldon Yett.
In den Lagern in Bangladesch leben rund eine Million Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar. Etwa 700.000 von ihnen wurden im Sommer 2017 von der dortigen Armee gewaltsam vertrieben. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag leitete Ermittlungen wegen Völkermordes gegen Myanmar ein.
In den vergangenen Jahren hatte es bereits mehrere Großbrände in den Lagern gegeben. Seit einigen Monaten nimmt dort auch Gewalt durch kriminelle Banden und islamistische Terrorgruppen zu. 2023 kamen bei gewaltsamen Zusammenstößen solcher Gruppen mehr als 60 Menschen ums Leben.
Knapp sechs Jahre nach der Vertreibung von Hunderttausenden Rohingya von Myanmar nach Bangladesch hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch deren Perspektivlosigkeit beklagt. Die Flüchtlinge seien sowohl in ihrer Heimat Myanmar als auch in Bangladesch staatenlos, ihnen würden Grundrechte verwehrt und sie hofften darauf, nach Hause zu können, teilte Human Rights Watch mit. „Statt diese Probleme direkt anzugehen, bringen die Untätigkeit des UN-Sicherheitsrats und die Kürzungen humanitärer Hilfe durch Regierungen die Rohingya in eine noch verzweifeltere Situation.“ In beiden Ländern würden Behörden unter anderem ihre Bewegungsfreiheit einschränken, beklagte die Organisation in der Mitteilung vom Sonntag. Es gebe in den Lagern in Bangladesch auch zunehmend kriminelle Gruppen, Behörden würden die Flüchtlinge nicht vor ihnen schützen. (KNA/iQ)