RECHTSEXTREMISMUS

Deutschland zeigt Gesicht und demonstriert gegen Rechts

Seit Tagen demonstrieren in vielen Städten Tausende Menschen gegen rechts. Anlass waren Berichte des Medienhauses Correctiv über ein bis dahin nicht bekanntes Treffen von Rechtsradikalen mit Politikern von AfD und CDU. Weitere Demonstrationen sind geplant.

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01
2024
Deutschland demonstriert gegen Rechts, Demos
Demos, Deutschland demonstriert gegen Rechts, hier in Berlin. © Anadolu Images, bearbeitet by iQ

Das Medienhaus Correctiv hatte vorige Woche über ein bis dahin nicht bekanntes Treffen von Rechtsradikalen mit Politikern von AfD und CDU in einer Potsdamer Villa im November berichtet. Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte dort nach eigenen Angaben über „Remigration“ gesprochen.

Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang. Als Folge der Berichte über das Treffen hatten in den vergangenen Tagen in mehreren deutschen Städten Tausende von Menschen gegen die AfD demonstriert und ein Verbot gefordert – beispielsweise in Berlin, Leipzig, Potsdam und Rostock. Auch am kommenden Wochenende sind bundesweit Demonstrationen angekündigt.

Zehntausende demonstrieren gegen Rechts

In Köln haben am Dienstag laut Medienberichten 30.000 Menschen an der Demo teilgenommen.  Mehrere Tausend Menschen haben am Mittwochabend in Berlin und Freiburg gegen Rechtsextremismus demonstriert. Die Organisatoren der Freiburger Demonstration berichteten von 10 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. In Berlin haben am Mittwochabend etwa 3500 Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Die Menschen versammelten sich mit Plakaten wie „Nazis raus“ und Parolen gegen den AfD-Politiker Björn Höcke vor dem Roten Rathaus.

Im Sommer wurde in Berlin das Bündnis “Hand in Hand – #wirsinddiebrandmauer” gegründet. Ziel sei es den anhaltenden Rechtsruck zu bekämpfen. Nach der Correctiv-Recherche sei das Bündnis erstmal öffentlich gegangen. Diese rufen jetzt am 03.02. zu einer Großdemo vor dem Bundestag auf.

Termine für anstehende Demonstrationen

Vielerorts mobilisieren sich Menschen, die sich bisher nicht öffentlich gegen Rechtsextremismus engagiert hatten. Gemeinsam werden lokale Bündnisse gegründet, die dann zu Demos aufrufen. Einige davon sind:

19.1., 15.30 Uhr – Hamburg Rathausmarkt

19.1., 17 Uhr – Bielefeld-Jahnplatz

19.1., 17 Uhr – Stralsund-Alter Markt

20.1., 13 Uhr – Frankfurt Römer

20.1. Braunschweig (Zeit+Ort tba)

20.1., 14 Uhr – Kassel-Friedrichsplatz

20.1., 14 Uhr – Halle August-Bebel-Platz

20.1., 16 Uhr – Aachen Hbf

20.1. – Magdeburg

20.1. – Erfurt

20.1., 15 Uhr – Lübeck, Kohlmarkt

20.1., 15 Uhr – Gießen-Berliner Platz

20.1., 16 Uhr – Oldenburg Schlossplatz

21.1., 13 Uhr – Detmold-Marktplatz

21.1., 14 Uhr – München Ort unbekannt

23.1., 17.30 Uhr – Eitorf Bahnhof

24.1. – Schorndorf

19.1., 18 Uhr – Münster-Stubengasse

20.1., 15 Uhr – Heidelberg, Schwanenteilanlage

20.1., 11 Uhr – Buxtehude-Has‘ und Igel-Brunnen

27.1., 12 Uhr – Düsseldorf, DGB-Haus

3.2., 13 Uhr – Berlin-Bundestag

Bundeskanzler und Bischöfe unterstützen Demos

Bundeskanzler Olaf Scholz dankte den Zehntausenden, die seit Tagen vielerorts gegen rechts demonstrieren. Sie gingen „gegen Rassismus, Hetze und für unsere freiheitliche Demokratie“ auf die Straße, schrieb der SPD-Politiker auf X, früher Twitter. „Das macht Mut und zeigt: Wir Demokratinnen und Demokraten sind viele – viel mehr als diejenigen, die spalten wollen.“

Auch die Bischöfe der ostdeutschen Landeskirchen unterstützten die jüngsten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie. „Forderungen nach einer Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund weisen wir als Kirche klar und entschieden zurück“, teilten sie am Donnerstag im Rahmen eines Treffens der Landesbischöfe der ostdeutschen Landeskirchen in Schwerin mit. „Wir lassen Hass und Extremismus keinen Platz. Denn wir stehen ein für unsere Demokratie, unser Land, unser vielfältiges Leben“, erklärten die Bischöfe.

„Muslimisches Leben war noch nie so stark bedroht“

„Es reicht nicht, dass demokratische Parteien sich namentlich von der AfD distanzieren, sie müssen dies inhaltlich tun, insbesondere wenn es um Menschenrechte geht“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), am Montag in einer Pressemitteilung.

Mit den jüngsten Enthüllungen dürften jegliche Restzweifel an der Gesinnung der AfD ausgeräumt sein. Angesichts der aktuellen Umfragen blicke die Islamische Gemeinschaft mit großer Sorge in die Zukunft. „In manchen Bundesländern könnte die offen islamfeindliche AfD größte politische Kraft werden. Die Lage ist ernst, das muslimische Leben in Deutschland war noch nie so stark bedroht. Wer der AfD weiter politisch in die Hände spielt, macht sich mitschuldig“, so Mete abschließend. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Timotheus sagt:
Gott sei Dank zeigt Deutschland auch Gesicht bei drohendem Islamextremismus. Der radikalislamische Prediger Mohamed Hoblos wollte am vergangenen Freitag vor etwa 800 Anhängern in Berlin auftreten. Die Veranstaltung musste ausfallen, denn nach Informationen des rbb hinderten ihn die Behörden an der Einreise nach Deutschland. Informationen von 'rbb24 Recherche' zufolge versuchte der einflussreiche Australier zunächst über die Schweiz in den Schengen-Raum zu gelangen und danach über Oslo. Zweimal sei er von den Behörden schnurstracks zurückgewiesen worden. Das erfuhr der 'rbb' aus deutschen Sicherheitskreisen. Der international bekannte Prediger mit auffällig wucherndem Vollbart hat in sozialen Medien mehrere Hunderttausend gläubige Follower und Verehrer, die hingebungsvoll an seinen Lippen hängen. Der redegewandte Mann hatte jetzt Auftritte bei zwei Großveranstaltungen in Hamburg und Berlin geplant. Mit dem bemerkenswerten Titel "Reviving the Ummah" - also die "Wiederbelebung der weltweiten Gemeinschaft der Muslime". Die Veranstaltungsorte waren zunächst geheim und sollten erst kurzfristig bekannt gegeben werden. Die Behörden gingen davon aus, dass Mohamed Hoblos Besucher aus dem "salafistischen Personenspektrum" anziehe. Mitunter schreit der predigende Weltreisende auch in sein Mikrofon, wenn er bei seinen oft ausverkauften Veranstaltungen richtig loslegt und seine Zuhörerschaft in den Bann zieht und mit seinen speziellen Botschaften eindringlich impft. Das vor allem junge Publikum habe auch noch nach Geschlechtern getrennt dem Vortrag zuhören sollen. >> Für eine neue und bessere Welt, die mit eiserner Scharia-Hand vom Islam beherrscht wird?
22.01.24
22:46
Dilaver_Ç. sagt:
Der Hass gegen den Islam, gegen Muslime und ihre Verbände sowie gegen alles was nicht der "deutschen Leitkultur" entspricht oder als "nicht integriert" gilt, hat noch nie zu einer Lösung geführt und wird es auch in Zukunft nicht, sondern wird neue Probleme schaffen und vorhandene Probleme verschärfen, was schlimmstenfalls in einem Bürgerkrieg endet. Möge Gott uns davor bewahren. Die Zukunft Deutschlands liegt ausschließlich im Miteinander und niemals im Gegeneinander. Und wenn man zur Wahrung des öffentlichen Friedens sowie der eigenen Integrität gewissen Leuten möglichst aus dem Weg geht, dann ist das auch in Ordnung.
23.01.24
11:59