Kleine Anfrage

Zahl der Angriffe auf Geflüchtete hat sich 2023 fast verdoppelt

Im vergangenen Jahr hat es so viele Straftaten gegen Geflüchtete außerhalb von Asylunterkünften gegeben wie seit 2016 nicht mehr. 2022 registrierten die Sicherheitsbehörden laut Ministerium 1420 Delikte, 2023 waren es 2378.

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02
2024
Symbolbild: Polizei © Shutterstock, bearbeitet by iQ.
Symbolbild: Polizei © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Im vergangenen Jahr hat es so viele Straftaten gegen Geflüchtete außerhalb von Asylunterkünften gegeben wie seit 2016 nicht mehr. Bundesweit wurden 2378 solcher Taten erfasst, darunter 313 Gewaltdelikte, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage der Abgeordneten Clara Bünger (Linke) hervorgeht. 2016 waren nach Angaben des Bundesinnenministeriums 3042 Straftaten gegen Asylbewerber und Flüchtlinge außerhalb der Unterkünfte registriert worden. Zuvor hatte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ über den Anstieg berichtet.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Straftaten gegen Geflüchtete außerhalb von Unterkünften stark gestiegen: 2022 registrierten die Sicherheitsbehörden laut Ministerium 1420 Delikte. Damals wurden 192 Menschen verletzt, bei den Angriffen im vergangenen Jahr waren es 219.

Doch nicht nur außerhalb von Unterkünften gibt es einen Anstieg der Straftaten gegen Geflüchtete. Auch Straftaten, bei denen eine Asylunterkunft als Angriffsziel vermerkt wurde, haben zugenommen: 2023 wurden laut Innenministerium 180 solcher Delikte erfasst – der höchste Wert seit 2017, als es 315 gab. Die Zahlen zu Fällen politisch motivierter Kriminalität für 2023 sind nach Ministeriumsangaben vorläufig.

Anstieg ist „besorgniserregend“

Bei den Angriffen handele es sich größtenteils um rechtsextremistische Straftaten, die harte strafrechtliche Konsequenzen haben müssten, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). „Diejenigen, die permanent gegen Geflüchtete hetzen und ein hasserfülltes Klima schaffen, tragen hierfür eine Mitverantwortung.“

Bünger nannte den Anstieg der Straftaten „sehr besorgniserregend“. Sie sagte: „Seit Monaten erleben wir, dass nicht nur die AfD und andere extrem rechte Kräfte unverhohlen gegen Geflüchtete hetzen und ihre Menschenverachtung auf die Straßen tragen.“ Die Linken-Politikerin kritisierte, dass auf EU-Ebene „mit Zustimmung der Bundesregierung beispiellose Asylrechtsverschärfungen“ verabschiedet worden seien und aktuell „rund um das Thema Bezahlkarte Stimmung gegen Asylsuchende gemacht“ werde. Bünger forderte Schutzkonzepte für Asylunterkünfte, eine Stärkung von Initiativen für Flüchtlinge, besonders auf dem Land, sowie ein klares Bekenntnis zum Recht auf Asyl. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Hasan Gilic sagt:
Als "Angriffe gegen Geflüchtete" wird in der Polizeistatistik jeder flüchtlingsfeindliche Internetpost gewertet. Durch Aufhellung dieses Straftatenbereichs im weltweiten Netz lassen sich diese Zahlen insofern durch entsprechenden Ermittlungsaufwand sehr einfach in die Höhe treiben, ohne dass es einen wirklichen Anstieg von Straftaten gibt. Hier spielt es übrigens auch keine Rolle, ob ein Post von einer KI in Panama gepostet wird. Sobal er im "deutsprachigen Internet" auftaucht, geht er in die Statistik. Für "Angriffe" gegen Asylunterkünfte gilt dasselbe. Einen Anstieg echter Angriffe auf Asylbewerber gibt es de facto nicht. Im Gegenteil: Wenn es um die Zahl der körperlichen und verbalen Angriffe auf Geflüchtete geht, befindet sich Deutschland auf einem extrem niedrigen Niveau.
25.02.24
11:42