Bochum

Mehrere muslimische Familien erhalten islamfeindliches Schreiben

Vergangene Woche erhielten mehrere muslimische Familien in Bochum ein Schreiben mit der Überschrift „Da erschrickt die Muslima“. Die Quelle dieses Schreibens ist klar, jedoch bleibt der Absender unbekannt.

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03
2024
© shutterstock

In Bochum haben vergangene Woche mehrere muslimische Familien in derselben Wohnsiedlung ein islamfeindliches Schreiben in ihren Briefkästen entdeckt. Das Schreiben liegt der Redaktion vor und trägt die Überschrift „Da erschrickt die Muslima“. Sie enthält einen Auszug aus einer Publikation des Vereins „Christliche Mitte“, in dem eine Unterhaltung zwischen einem jungen muslimischen Mädchen und einem möglicherweise christlichen Herren geschildert wird.

In dieser Unterhaltung wird ein kritischer Blick auf einen Koranvers geworfen, den der Herr anspricht und mit dem das junge muslimische Mädchen konfrontiert wird. Ob es sich um eine fiktive Konversation handelt oder ob eine solche Unterhaltung tatsächlich stattgefunden hat und wer der Absender ist, ist derzeit nicht bekannt.

Das Schreiben, welches die muslimischen Familien erhalten haben. Auszug aus einer Publikation der „Christlichen Mitte“.

Dilara K. gehört zu einer dieser muslimischen Familien, die ein solches Schreiben erhalten haben. Gegenüber IslamiQ erzählt sie, dass ihr Vater das Schreiben bereits vergangene Woche im Briefkasten entdeckt habe. Vor allem die Mutter von Dilara mache sich seitdem Sorgen, dass es nicht nur bei dem Brief bleibt. „Das bereitet einem Sorgen, zumal mein Kind hin und wieder ein Kopftuch trägt, wenn sie z.B. zur Moschee geht und es jemand gesehen haben könnte. Ich glaube schon, dass es gezielt an uns gerichtet war. Ich stelle mir natürlich die Frage: Wie weit würden solche Menschen gehen?“, so Dilaras Mutter. Außerdem habe Familie K. mitbekommen, dass auch andere muslimische Nachbarn solch ein Schreiben erhalten haben. Eine Nachbarin habe der Familie gesagt, dass sie es als sehr provokativ empfinde und sich ebenfalls Sorgen mache. Dilara K. möchte sich nun an eine Antidiskriminierungsstelle wenden.

Die „Christliche Mitte“

Die Christliche Mitte (CM) ist eine Organisation, die sich selbst als Vertreter christlicher Werte sieht und ihre Grundlagen im christlichen Fundamentalismus hat. Ursprünglich als politische Partei von 1988 bis 2016 aktiv, nahm sie an einigen Wahlen teil. Aufgrund unzureichender Wahlergebnisse entschied sich die CM im Februar 2016, sich in einen politischen Verein umzuwandeln, der nicht mehr aktiv an Wahlen teilnimmt. Stattdessen konzentriert sie sich auf gesellschaftspolitische Öffentlichkeitsarbeit.

Die CM äußert Bedenken hinsichtlich einer möglichen „Islamisierung Europas“ und führt eine intensive Anti-Islam-Kampagne durch. Sie lehnt interreligiösen Unterricht oder Unterricht über den Islam ab.

Leserkommentare

Minimalist sagt:
Ist denn die abgebildete Fotokopie eines Artikels aus der Monatszeitung "Kurier der Christlichen Mitte" wirklich ein "islamfeindliches Schreiben"? Liegt diesbezüglich in Wahrheit nicht ein Denkfehler vor? Der Artikeltext wurde kopiert und mit einer handschriftlichen Quellenangabe versehen. That's it. Der CM-Organisation mit einem christlich-fundamentalistischen Weltbild sollte schon das gleiche Existenzrecht zugestanden werden, wie es viele fundamentalistische Islamgruppierungen für sich ganz selbstverständlich beanspruchen und in die Welt hinausposaunen. Gerne würde ich erfahren, was in dem gedruckten Text tatsächlich sachlich falsch sein sollte. Bei dem Ganzen darf auch nicht die Besorgnis des Vereins "Christliche Mitte" übersehen werden, wenn er in seiner Islamkritik für manche auch durchaus provozierend rüberkommen mag. Das hier gezeigte "Schreiben" erweckt eher den Eindruck eines informativen Info-Blattes und dürfte daher keinesfalls irgendetwas Strafbares darstellen. Zumal es auch quasi unverbindlich - wie eine Info-Post - in Briefkästen eingeworfen wurde. Scharia-Justiz-Anhänger dürften das natürlich ganz anders sehen und bewerten wollen. Aber eine solche Justiz gibt es hier ja nicht - Gott sei Dank.
29.03.24
1:58