Religiöse Konflikte sind eine Herausforderung an deutschen Schulen. Forscher der Uni Vechta und der Internationalen Hochschule Bremen fürchten unter anderem eine Stigmatisierung muslimischer Schüler.
Laut einer Studie erleben über ein Drittel der pädagogischen Fachkräfte in Deutschland Konflikte an Schulen, die unter anderem aus religiösen Praktiken von Schülern resultieren. Dabei gehe es insbesondere um religiöse Feste und Feiertage oder aber das Versäumen von Unterricht und Klassenfahrten, das religiös begründet werde, wie Forscher der Universität Vechta und der Internationalen Hochschule Bremen am Dienstag mitteilten.
Solche Verunsicherungen und Konflikte müssten ernst genommen werden und betroffene Pädagogen stärker unterstützt werden, so Margit Stein, Professorin für Allgemeine Pädagogik an der Uni Vechta.
Nach Angaben der Forscher haben Pädagogen hauptsächlich junge Muslime im Blick, während Verhaltensweisen von Schülern anderer Religionen kaum erwähnt würden. Dies könne auf eine einseitige Wahrnehmung hinweisen und zu einer Stigmatisierung von Muslimen führen. Über ein Viertel der Befragten gab an, islamistische Einstellungen und Aussagen erlebt zu haben.
Dies lasse aber keine Rückschlüsse auf tatsächliche Herausforderungen zu, sondern belege vor allem Wahrnehmung und Deutung der Fachkräfte, hieß es. Diese Wahrnehmung beziehe sich häufig auf tatsächliche, aber auch auf vermeintliche Konflikte und Radikalisierung. Dies deute auf eine Verunsicherung von Lehrkräften.
„Ein sehr hoher Prozentsatz der Befragten gibt an, dass ein Weiterbildungsbedarf besteht und dass man sich Hilfe und Unterstützung bei Konflikten wünscht“, sagte Stein. Zudem müsse besser über bereits bestehende Fachberatungen für Lehrkräfte informiert werden. Diese gebe es auch zu religiösen Konflikten oder Verdachtsfällen von Radikalisierung.
Nach Angabe der Hochschulen entstand die nicht repräsentative Studie im Rahmen des Projektes „Distanz: Strukturelle Ursachen der Annäherung an und Distanzierung von islamistischer Radikalisierung – Entwicklung präventiv-pädagogischer Beratungsansätze“. Dazu wurden im Sommer 2023 694 Personen befragt. Rund zwei Drittel der Befragten seien weiblich, ein Drittel männlich. 78 Prozent arbeiten als Lehrkräfte, je ein knappes Zehntel war als Schulleiter oder Schulsozialarbeiter tätig, der Rest als Schulpsychologen. (KNA/iQ)