Hamburg

Schura distanziert sich von Gruppe „Muslim Interaktiv“

Tausend Menschen gehen in Hamburg auf die Straße und machen klar, dass ein Kalifat für sie die Lösung gesellschaftlicher Probleme darstellt. Die Schura zeigt sich besorgt von der Entwicklung und distanzierte sich von solchen Gruppen.

02
05
2024
Centrum Moschee in Hamburg
Centrum Moschee in Hamburg

Der Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg (Schura) hat sich von der Gruppe „Muslim Interaktiv“ distanziert. Deren Demonstration am Samstag in der Hansestadt, wo Teilnehmer ein sogenanntes Kalifat in Deutschland forderten, beobachte die Schura mit Sorge. „Wir beobachten die Parolen, das Auftreten und die verunsichernden Auswirkungen dieser Demonstration mit Sorge“, erklärte der Vorsitzende der Schura, Fatih Yıldız. „Hier zeigt sich, wie Religion für eine politische Ideologie mit einer emotionalisierten Rhetorik instrumentalisiert wird.“

Durch die Inszenierung als „Verteidiger des Islams“ werde ein Freund-Feind-Schema bedient, das Spaltung und Entfremdung befördere. „Dieses gefährliche Vorgehen steht unserem Ansatz eines pluralistischen Miteinanders diametral gegenüber.“

Auch lösten Gruppen wie Muslim Interaktiv keine „der realen und herausfordernden Probleme, mit denen Musliminnen und Muslime in Deutschland konfrontiert sind“, sagte Yıldız. „Stattdessen befördern sie rechtspopulistische Instrumentalisierungen von Flucht, Migration und Religion und verstärken eine Entfremdung aus der Gesellschaft.“

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Um spalterischen Bewegungen effektiver entgegenwirken zu können, brauche es eine Akzeptanz von Vielfalt in Deutschland und eine positive Haltung in Bezug auf Zugehörigkeit und gleichberechtigte Teilhabe von Musliminnen und Muslimen, sagte die Vizevorsitzende der Schura, Özlem Nas. „Ungleichbehandlungen im Bildungssystem, auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt müssen behoben und antimuslimischem Rassismus muss strukturell, institutionell und individuell begegnet werden.“

Für kommenden Samstag ist in Hamburg-St. Georg eine Demo gegen „Islamismus“ geplant. Ob und in welcher Form sich auch die Schura an der Demo am kommenden Samstag beteiligen wird, ließ Yıldız offen. Die Beratungen dazu würden noch laufen. (dpa, iQ)

Leserkommentare

grege sagt:
Im Vergleich zu muslimischen Staaten sind Religionsfreiheit sowie Gleichberechtigung von Geschlechtern und sexuellen Orientierungen in Deutschland sehr weit enwickelt.. Daher sollteFrau Özlem ihre Forderung nach Akezptanz von Vielfalt zunächst an ihre eigene Glaubensbrüder richten und entsprechende Missstände innerhalb ihres eigenen Umfelds bekämpfen, wo es genug zu tun gibt.
09.05.24
18:13