Die Kritik an der Umfrage zum islamischen Religionsunterricht in NRW hält an. Nachdem Eltern und Lehrer Bedenken geäußert haben, fordern islamische Religionsgemeinschaften, die Umfrage einzustellen.
Seit über zehn Jahren wird in Nordrhein-Westfalen islamischer Religionsunterricht angeboten. Um eine Evaluierung vorzunehmen, beauftragte das Bildungsministerium Prof. Mouhanad Khorchide von der Universität Münster. Doch die Umfragebögen stoßen bei Eltern und Lehrern auf Kritik und Besorgnis.
Nun haben sich auch islamische Religionsgemeinschaften in NRW (IRG NRW) zu der umstrittenen Umfrage geäußert. Wie der Vorsitzende der IRG NRW, Muhammed Işık, im Gespräch mit IslamiQ erklärt, haben sich der IRG NRW sowie die Landesreligionsgemeinschaften der DITIB, der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD) sowie der Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland mit einer gemeinsamen Stellungnahme an das Schulministerium gewandt und die Einstellung der Studie gefordert.
„Die umstrittene Umfrage ist nicht für eine qualitative Evaluierung geeignet“, erklärt Işık. In der Stellungnahme habe man gegenüber dem Ministerium betont, dass viele Fragen suggestiv und tendenziös seien, Misstrauen ausdrückten und altbekannte Vorurteile gegenüber Islam und Muslimen transportierten. Die Umfrage ähnele eher einem Gesinnungstest als einer wissenschaftlichen Studie.
Lehrer und Schüler werden mit Fragen konfrontiert wie: „Die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als die Gesetze des Staates, in dem ich lebe“, „Ich trage das Kopftuch, weil meine Eltern das erwarten“, „Wie setzt sich Ihr Freundeskreis zusammen?“, „Es ist die Pflicht jedes Muslims, Ungläubige zu bekämpfen und den Islam auf der ganzen Welt zu verbreiten“ und „Wenn Frauen ihren Männern widersprechen, dann dürfen die Männer sie leicht schlagen“.
„Laufende Umfrage muss eingestellt werden!“
Die Umfrage sei leicht manipulierbar, so Işık. „Dass jede Person, die den Link habe, an der Umfrage teilnehmen kann und Teilnehmende nicht überprüft werden können, entspricht keinem wissenschaftlichen Standard.“ Nicht zuletzt sei anzumerken, so Muhammed Işık, dass die Kommission für den islamischen Religionsunterricht in NRW in einer am zweiten Ramadan-Festtag anberaumten Sitzung nur oberflächlich informiert wurde, ohne dass ihr der detaillierte Inhalt der geplanten Umfrage mitgeteilt wurde.
Als islamische Religionsgemeinschaften sei man weiterhin bestrebt und bereit, einen Beitrag zu leisten, um einen flächendeckenden bekenntnisgebundenen Unterricht anbieten zu können. Angesichts der zahlreichen Bedenken und Mängel fordern die islamischen Religionsgemeinschaften in der Stellungnahme, dass das Ministerium die laufende Umfrage einstellt und eine geeignete Zusammenarbeit mit mandatierten Vertretern der zu befragenden Personenkreise anstrebt.