Nordrhein-Westfalen

„NRW-Ministerium muss Umfrage zum IRU einstellen“

Die Kritik an der Umfrage zum islamischen Religionsunterricht in NRW hält an. Nachdem Eltern und Lehrer Bedenken geäußert haben, fordern islamische Religionsgemeinschaften, die Umfrage einzustellen.

03
05
2024
IRU-Umfrage
Islamischer Religionsunterricht © Facebook, bearbeitet by iQ.

Seit über zehn Jahren wird in Nordrhein-Westfalen islamischer Religionsunterricht angeboten. Um eine Evaluierung vorzunehmen, beauftragte das Bildungsministerium Prof. Mouhanad Khorchide von der Universität Münster. Doch die Umfragebögen stoßen bei Eltern und Lehrern auf Kritik und Besorgnis.

Nun haben sich auch islamische Religionsgemeinschaften in NRW (IRG NRW) zu der umstrittenen Umfrage geäußert. Wie der Vorsitzende der IRG NRW, Muhammed Işık, im Gespräch mit IslamiQ erklärt, haben sich der IRG NRW sowie die Landesreligionsgemeinschaften der DITIB, der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD) sowie der Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland mit einer gemeinsamen Stellungnahme an das Schulministerium gewandt und die Einstellung der Studie gefordert.

Umfrage ähnelt einem Gesinnungstest

„Die umstrittene Umfrage ist nicht für eine qualitative Evaluierung geeignet“, erklärt Işık. In der Stellungnahme habe man gegenüber dem Ministerium betont, dass viele Fragen suggestiv und tendenziös seien, Misstrauen ausdrückten und altbekannte Vorurteile gegenüber Islam und Muslimen transportierten. Die Umfrage ähnele eher einem Gesinnungstest als einer wissenschaftlichen Studie.

Lehrer und Schüler werden mit Fragen konfrontiert wie: „Die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als die Gesetze des Staates, in dem ich lebe“, „Ich trage das Kopftuch, weil meine Eltern das erwarten“, „Wie setzt sich Ihr Freundeskreis zusammen?“, „Es ist die Pflicht jedes Muslims, Ungläubige zu bekämpfen und den Islam auf der ganzen Welt zu verbreiten“ und „Wenn Frauen ihren Männern widersprechen, dann dürfen die Männer sie leicht schlagen“.

„Laufende Umfrage muss eingestellt werden!“

Die Umfrage sei leicht manipulierbar, so Işık. „Dass jede Person, die den Link habe, an der Umfrage teilnehmen kann und Teilnehmende nicht überprüft werden können, entspricht keinem wissenschaftlichen Standard.“ Nicht zuletzt sei anzumerken, so Muhammed Işık, dass die Kommission für den islamischen Religionsunterricht in NRW in einer am zweiten Ramadan-Festtag anberaumten Sitzung nur oberflächlich informiert wurde, ohne dass ihr der detaillierte Inhalt der geplanten Umfrage mitgeteilt wurde.

Als islamische Religionsgemeinschaften sei man weiterhin bestrebt und bereit, einen Beitrag zu leisten, um einen flächendeckenden bekenntnisgebundenen Unterricht anbieten zu können. Angesichts der zahlreichen Bedenken und Mängel fordern die islamischen Religionsgemeinschaften in der Stellungnahme, dass das Ministerium die laufende Umfrage einstellt und eine geeignete Zusammenarbeit mit mandatierten Vertretern der zu befragenden Personenkreise anstrebt.

Leserkommentare

“İslam Din Dersleri Anketi Durdurulsun” sagt:
[…] Ren Vestfalya İslami Cemaatleri (IRG NRW) Başkanı Muhammed İsik isamiq.de haber portalına yaptığı açıklamada, tartışmalı anketin, bilimsel bir araştırma olmaktan […]
03.05.24
14:48
Minimalist sagt:
Eine solche Umfrage muss keineswegs eingestellt werden, wie hier gefordert wird. Das Hinterfragen von religiöser Motivation und Orientierung ist sinnvoll und hinsichtlich des islamischen Sektors besonders angebracht und hilfreich. Wollen DITIB e.V. und ähnliche Gruppierungen womöglich unliebsame Aufdeckungen verhindern? Dies dürfte aber nicht hingenommen werden. Wo ist ein Problem bei Fragen zur Gesinnung? Wenn jemand extremistische religiöse bzw. pseudoreligiöse Vorstellungen und Ansichten hat, die mit einem liberalen und demokratischen Grund- und Staatsverständnis nichts mehr gemein haben, dann sollte solchen schädlichen und destruktiven Umtrieben unbedingt nachgegangen werden dürfen. Oder etwa nicht? Alles schönreden und von brisanten Gemengelagen ablenken wollen, kann nicht das Gebot der Stunde sein. Naivität ist da völlig fehl am Platz.
04.05.24
16:15
grege sagt:
Wenn man in einer Umfrage extremistische Gesinnungen ermitteln will, lassen sich Fragestellungen nicht vermeiden, die jemand subjektiv eventuell als stigmatisierend wahrnimmt. Man kann gerne die Maßstäbe anlegen und solche Studien vermeiden, nur dann wären ebenso Studien zu den Themen Rechtsradikalismus, Fremden- oder Islamfeindlichkeit ebenso nicht statthaft. Kritiken zu der Methodik von den vorgenannten Themen hat islamiq.de nicht veröffentlicht, was einmal mehr die einseitige und manipulierende Berichterstattung ausgerechnet von islamiq.de aufzeigt. Anstatt andere Medien mit diesen Vorwürfen zu überhäufen, sollte erst mal "der Dreck vor der eigenen Tür" weggefegt werden.
10.05.24
18:15
Max Baldur sagt:
Es sollte bei dieser Studie um den islamischen Religionsunterricht gehen und nicht um extremistische Einstellungen. Aber muslime werden immer dahingedrückt. Von oben herab behandelt.
19.05.24
17:20