Die Lage für die Menschen in Rafah im südlichen Gazastreifen spitzt sich mit dem Vorrücken der israelischen Armee nach Aussagen weiter zu. Hilfsorganisationen sprechen panischen und chaotischen Szenen.
Rund 110.000 Menschen sind nach UN-Angaben seit dem Vorrücken der israelischen Armee in Rafah im südlichen Gazastreifen aus der mit Flüchtlingen überfüllten Küstenstadt geflohen. Sie seien auf der Suche nach Sicherheit, schrieb das UN-Hilfswerk für Palästinenser UNRWA am Freitagmorgen auf X, ehemals Twitter. Die Lebensbedingungen seien grausam. Die einzige Hoffnung sei eine sofortige Waffenruhe, hieß es.
Das israelische Militär hatte am Montag Einwohner des östlichen Teils von Rafah dazu aufgerufen, das Gebiet zu verlassen. In Rafah sollen sich insgesamt mehr als eine Million Binnenflüchtlinge aufhalten.
Israels westliche Partner, allen voran die USA, haben die israelische Regierung wegen der erwarteten dramatischen humanitären Folgen eindringlich vor einem großangelegten Militäreinsatz in Rafah gewarnt. Israel will die islamistische Hamas nach den Massakern in Israel am 7. Oktober vollständig zerstören, deren führende Köpfe es in Tunneln unter Rafah vermutet, wo zu deren Schutz vermutlich auch israelische Geiseln festgehalten werden.
Die Großoffensive auf Rafah wird sich laut dem Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş, Ali Mete, katastrophal auf die humanitäre Lage der Menschen auswirken. „In Rafah ‚leben‘ mehr als eine Million Menschen, seit sieben Monaten, in Not und unter menschenunwürdigen Bedingungen. Weil sie dorthin fliehen mussten. Weil es keine Alternativen gab/gibt. Der Versuch, sie zu ‚evakuieren‘, wird zu einer noch größeren humanitäre Katastrophe führen“, so Mete. Es sei unerträglich, dass angesichts immensen Leids Frieden nicht möglich bzw. nicht gewollt zu sein scheint.
Die Hilfsorganisation Save the Children berichtete am Freitag von „chaotischen Szenen“. Die Straßen seien voller Autos, Menschen klammerten sich an Lastwagen, Kinder drängten sich auf Eselskarren zwischen den letzten Habseligkeiten ihrer Familien. „Wer kein Fahrzeug hat, läuft – mit allem, was er tragen kann“, sagte Rachael Cummings, Leiterin des Einsatzes von Save the Children im Gazastreifen. Kinder versuchten verzweifelt, mit den Erwachsenen Schritt zu halten. Es sei ein schrecklicher Ort für Kinder. Es gebe weder Wasser noch sanitäre Einrichtungen. An den Straßenrändern säßen weinende und schreiende Kinder, die von der Panik und dem Chaos, das sie erlebten, völlig überwältigt seien. (dpa, iQ)