Mannheim

Mann sticht auf mehrere Menschen ein – Muslime verurteilen Gewalttat

Ein Mann greift mehrere Menschen vor dem Stand der rechtspopulistischen Bürgerbewegung „Pax Europa“ mit einem Messer an. Muslime und Politiker zeigen sich betroffen. Die Hintergründe der Tat in Mannheim sind unklar.

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05
2024
Symbolbild: Marktplatz in Mannheim © shutterstock, bearbeitet by iQ
Symbolbild: Marktplatz in Mannheim © shutterstock, bearbeitet by iQ

Mit einem Messer hat ein Mann auf dem Marktplatz in Mannheim mehrere Menschen verletzt, darunter auch einen Polizisten. Er schwebte nach der Attacke am Freitagmittag in Lebensgefahr und musste operiert werden. Nach Angaben der rechtspopulistischen Bewegung „Pax Europa“ (BPE) galt der Angriff ihrer Versammlung auf dem Marktplatz. Nach Darstellung der BPE-Schatzmeisterin Stefanie Kizina wurde bei dem Angriff auch das Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger verletzt.

BPE-Schatzmeisterin Stefanie Kizina sagte der „Bild“-Zeitung: „Der Angriff geschah, bevor die Veranstaltung überhaupt losging, das muss von langer Hand geplant worden sein.“ Eine Sprecherin der Stadt Mannheim bestätigte, dass die Organisation für Freitagvormittag eine Veranstaltung angemeldet hatte. Zu Stürzenbergers Verletzungen sagte Kizina: „Er wurde am Bein und im Gesicht getroffen, wird notoperiert. Lebensgefahr besteht offenbar nicht.“

Der 59-Jährige ist einer der führenden Köpfe der Bewegung. Die BPE macht auf ihrer Website keinen Unterschied zwischen Islam und Islamismus – beiden schreibt sie unter anderem „aggressive Verachtung und Intoleranz“ zu. Der bayerische Verfassungsschutz schrieb in seinem Bericht für 2022 über Stürzenberger und den bayerischen Landesverband der BPE, es lägen „tatsächliche Anhaltspunkte“ dafür, dass diese „verfassungsschutzrelevante islamfeindliche Bestrebungen“ verfolgten, „die auf eine Abschaffung der Religionsfreiheit für Muslime gerichtet sind“. Im jüngsten Bericht der Behörde für 2023 tauchen Stürzenberger und die BPE nicht mehr auf. Nach Angaben des Landesamts für Verfassungsschutz liegt das aber nur daran, dass diese weniger aktiv seien. Sowohl Stürzenberger als auch der BPE Landesverband Bayern würden weiter beobachtet.

Video im Internet zeigt Messerattacke

Kurz nach dem Angriff kursierte ein Video von der Tat im Internet: Darauf zu sehen ist ein Mann, der auf bei der Veranstaltung auf mehrere Menschen einsticht. Umstehende rufen: „Das Messer weg“. Auf dem Video ist auch zu sehen, wie ein Beamter auf den Angreifer schießt. Mehrere Polizisten fixieren ihn danach auf dem Boden. Nach Angaben der Polizei wurde auch der mutmaßliche Täter verletzt. Der Mannheimer Marktplatz befindet sich mitten im Zentrum der 300 000-Einwohner-Stadt im Norden Baden-Württembergs.

Muslimische Vertreter verurteilen „schrecklichen Angriff“

Der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaften Millî Görüş, Ali Mete, verurteilt den Angriff auf Michael Stürzenberge und die Polizisten. „Es gehört zum Wesen unserer demokratischen Gesellschaft, die Meinung des anderen auszuhalten. Mit Gewalt auf eine Meinung zu reagieren, die man nicht teilt, ist durch nichts zu rechtfertigen“, erklärt Mete.

„Gewalt ist keine Meinung“, erklärt der Islamrat der Bundesrepublik Deutschland auf der Plattform X und verurteilen den Angriff auf das Schärfste. Nichts könne eine solche Gewalt rechtfertigen. äußert sich zum schrecklichen Vorfall in Mannheim.

Die Islamische Religionsgemeinschaft DITIB Baden-Württemberg äußert sich ebenfalls schockiert. Dieser schockierende Vorfall sei ein Angriff auf die Grundwerte der offenen Gesellschaft. „Hass und Gewalt stellen eine große Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das friedliche Zusammenleben dar. Als Muslime und Bürger dieses Landes stehen wir klar für Meinungsfreiheit und lehnen jegliche Form von Hass und Gewalt strikt ab“, so die DITIB. Gewalt könne und dürfe niemals eine Antwort auf Meinungsäußerungen sein.

Angriff löst Betroffenheit aus

Kanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich erschüttert. „Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar“, schrieb er auf der Plattform X. „Mehrere Personen sind von einem Attentäter schwer verletzt worden. Meine Gedanken sind bei den Opfern. Gewalt ist absolut inakzeptabel in unserer Demokratie. Der Täter muss streng bestraft werden.“ Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einem schrecklichen Verbrechen. „Die Bilder dieser brutalen Gewalttat sind erschütternd.“ Faeser erklärte, die Ermittlungen würden die Hintergründe der Tat aufklären, insbesondere den Hintergrund und die Motive des Täters.

Der Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) zeigte ebenfalls sich tief getroffen: „Dieser brutale Angriff erschüttert und schockiert uns, er macht uns sprachlos“, sagte er. Er sei in Gedanken bei dem verletzten Polizisten und auch bei den anderen Opfern. Zugleich rief er die Menschen dazu auf, nicht über die Hintergründe zu spekulieren, sondern stattdessen die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten.

Motivation des Täters noch unklar

Zahlreiche Fragen sind noch offen: Wie viele Menschen verletzt wurden, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Sie kamen in Krankenhäuser. Ein Sprecher nannte die Verletzungen „teilweise erheblich“. „Über die Motivation des Täters können wir noch nichts sagen“, sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Freitag in Mannheim. Die Ermittlungen liefen derzeit unter Hochdruck. Die Staatsschutzabteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat die Ermittlungen übernommen. Wie die Beamten am Freitag weiter mitteilten, seien zudem Landeskriminalamt und Polizeipräsidium Mannheim in die Untersuchungen eingebunden. (dpa, iQ)

Leserkommentare

grege sagt:
Ein Muslim, Murat Kaymann, waretet nicht und flüchtet sich nicht in Floskeln wie ein Vorredner hier oder diverse Islamverbandsvertreter, die islamisch motivierte Verbrechen stets als individuelles Vergehen von Einzeltäternn mit einer gestörten Persönlichkeit darstellen. Seine Aussage lautet: Nötig sei jetzt, auch bei den schweigenden muslimischen Verbänden, die sich gern an politische Tische setzen, eine: „Offene und selbstkritische Diskussion über die innermuslimischen Faktoren, die den Weg zu dieser Gewalt ebnen. Die bisherige Strategie des Wegduckens und Wartens bis das Unwetter vorbeizieht, hilft uns nicht.“
03.06.24
22:11
Ethiker sagt:
Würde man Recht und Gereichtigkeit walten lassen, dann müssten alle Unheilstifter für ihre Gräultaten in Afghanistan bezahlen (mehr als eine Millionen Umgebrachte Afghanen in Afghanistan durch NATO und Verbündete in den letzten Jahren seit dem Überfall auf Afghanistan), man müsste Befürwörter wegen Anstiftung und Zelebrierung dieser Schandtaten in Haft nehmen und eine Strafe vollziehen lassen. Diese erstrebenswerte und gerechte Welt gibt es nicht einmal in Ansätzen und deshalb muss man sich sofern man verantwortungsvoll mit Anvertrauten auf dieser Erde umgehen will, sich bemühen zumindest alles was jene Gerechtigkeit realisieren kann affirmativ zu helfen. Wie kann man sie fördern? Mit einer Theorie der Ausgewogenheit von Gütern in allen relevanten Bereichen. Beispielsweise müsste man jetzt noch mehr Räume für eine Disskussionskultur schaffen, anstatt Ansichten weiter zu zensieren. Eine Begriffsklarheit sollte vorangetrieben werden, um Missverständnisse und Equivokationen aufzuklären, um jene bestenfalls erst gar nicht entstehen zu lassen. So ist zwischen Neutrale Haltung, Kritik, Allgemeine Ablehnung, Gegengesinnung, und Hass zu unterscheiden im Einklang historischer Entwicklungen und Wahrnehmungen. Sollte man jedoch Prinzipien wie im "Might is Right" folgen, leben und zelebrieren, dann ist dem Agonalem actio und reactio als monumentales Prinzip, die stetige Zerstörung des Anvertrauten zu erwarten.
05.06.24
0:05
grege sagt:
Anstatt hier akademisch wohlklingende Phrasen sinnentleert aneinander zu reihen, sollte man sich lieber um eine faktengestützte Argumentation bemühen. Bei den besagten Kriegen in Afghanistan oder auch im Irak und Syrien handelte es sich vorwiegend um innermuslimische und religiös motivierte Auseinandersetzungen. Islamischer Extremismus ist in den Ländern soweit verbreitet, dass Extremisten unterschiedlicher Konfessionen (Sunniten und Schiiten) um die Dominanz kämpfen und sich gegenseitig abgeschlachtet haben. Massaker der Taliban, des IS oder syrischen Regierungstruppen sind nicht durch die Nato verübt worden. Grundlage für ein friedfertiges Zusammenleben sind die Einhaltung gesetzlicher Normen seines Aufenthaltslandes. Das impliziert die uneingeschränkte Anerkennung des Rechts auf negative Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit auch durch Migranten und gläubigen Anhängern von Minderheitsreligionen. Wer mit der empfundenen Beleidigung seiner Religion sich mit Gewalt nicht zurückhalten kann, verstößt gegen die Gesetze und hat in diesem Land nichts verloren. Eine schlichte Tatsache, die keiner weiteren intellektuellen Gymnastik bedarf.
05.06.24
21:56
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