Kurz vor dem Start der Europameisterschaft löst eine Umfrage eine Welle der Empörung aus. Demnach wünscht sich jeder fünfte Deutsche mehr weiße Spieler in der Nationalmannschaft.
Am 14.6. beginnt in Deutschland die Fußball-Europameisterschaft der Männer, bei der 24 Nationen um den EM-Titel spielen. Für die Doku „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ geht Autor Philipp Awounou der Frage nach, wie sich der Migrationsanteil in der deutschen Nationalmannschaft in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat, was das über die deutsche Gesellschaft aussagt und wie sowohl Nationalspieler als auch Fans darauf blicken.
Sport Inside hat für den Film, der beim Thementag EURO am Mittwoch, 5. Juni, im Ersten ausgestrahlt wird und bereits ab dem 1. Juni 2024 in der ARD Mediathek zu sehen ist, auch eine repräsentative Umfrage bei Infratest dimap in Auftrag gegeben. Demnach fände es jeder fünfte Deutsche besser, wenn wieder mehr weiße Spieler in der DFB-Auswahl spielen würden. Die Mehrheit der Befragten (65 Prozent) stimmt dieser Aussage eher nicht oder überhaupt nicht zu.
Auf den sozialen Medien löst die Umfrage eine Welle der Empörung aus. „Meinetwegen kann deren Hautfarbe grün kariert sein, solange sie gewinnen“, „Solche Beiträge stiften nur Unruhe und sind meiner Meinung nach völlig unnötig!“, „Ich wünsche mir für 21% mehr intelligent“ und „ich wünsche mir ein Deutschland ohne Rassismus“, sind nur einige Kommentare von Usern, die die Umfrage kritisieren.
Die Sportschau bezog später Stellung und erklärte, dass der Autor bei den Dreharbeiten rassistische Aussagen über die Nationalmannschaft begegnet sei und man diese überprüfen wollte. „In diesem Fall – wie in vielen ähnlichen Fällen – werden die Befragten mit Aussagen konfrontiert, denen sie zustimmen können oder die sie ablehnen können. Und die Ergebnisse bilden wir ab“, so die Sportschau.
Auch Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich hat kurz vor der Heim-EM mit großem Missfallen auf eine Umfrage reagiert. „Gerade wer im Fußball aufgewachsen ist, weiß, dass das absoluter Quatsch ist. Gerade der Fußball ist ein Beispiel dafür, wie man verschiedene Nationen, verschiedene Hautfarben, verschiedene Religionen vereinen kann. Darum geht es auch bei uns in der Mannschaft. Ich würde sehr, sehr viele Spieler sehr vermissen, wenn sie nicht hier wären. Das ist absolut rassistisch und hat keinen Platz bei uns in der Kabine“, sagte Kimmich am Samstag im EM-Quartier des DFB-Teams in Herzogenaurach. Im vorläufigen 27-Mann-Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann stehen einige Akteure mit Migrationshintergrund.
In der gleichen Umfrage äußern sich zwei Drittel der Befragten positiv über die Zusammensetzung der Nationalmannschaft: 66 Prozent finden es gut, dass in der deutschen Mannschaft mittlerweile viele Fußballer spielen, die einen Migrationshintergrund haben.
Gleichzeitig finden 17 Prozent der Befragten es schade, dass der derzeitige Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft türkische Wurzeln hat. 67 Prozent stimmen dieser Aussage nicht zu. Ilkay Gündoğan, Sohn türkischer Einwanderer, ist seit Sommer 2023 Kapitän der DFB-Elf und wird diese bei der EURO das Team aufs Feld führen. (dpa, iQ)