Traditionen gläubiger Muslime werden von vielen Deutschen nicht akzeptiert. Eine Studie aus Mannheim zeigt, wann Alltagskonflikte besonders groß sind und wie sie sich entschärfen lassen.
Religiös bedingte Verhaltensweisen von Muslimen stoßen laut einer Studie der Universität Mannheim in Deutschland vor allem dann auf Vorbehalte, wenn Anhänger anderer Religionen und Weltanschauungen dadurch eigene Interessen bedroht sehen. Das gilt nach Angaben der Forscher sowohl für den Wunsch nach einem eigenen Feiertag als auch für die Forderung nach Halal-Essen in Schulkantinen.
Die Sozialwissenschaftler um Marc Helbling und Richard Traunmüller hatten für ihre Studie rund 2600 Teilnehmer einer Online-Befragung in mehrere Gruppen aufgeteilt, denen jeweils unterschiedliche Vorschläge unterbreitet wurden, zu denen sie sich positionieren sollten.
In der Gruppe, der vorgeschlagen wurde, einen christlichen Feiertag durch einen muslimischen Feiertag zu ersetzen, sprachen sich 22 Prozent der Befragten dafür aus. Von den Teilnehmern der Gruppe, die sich zu dem Vorschlag äußern sollte, einen zusätzlichen muslimischen Feiertag einzuführen, an dem dann alle Menschen in Deutschland freihaben sollten, stimmten den Angaben zufolge 40 Prozent für diese Idee. Eine dritte Gruppe bekam einen anderen Vorschlag vorgelegt, wonach Muslime das Recht erhalten sollten, an einem für sie bedeutenden Feiertag nicht zu arbeiten, verbunden mit der Verpflichtung, dies mit Überstunden auszugleichen.
Ähnlich verhielt es sich, als das Meinungsforschungsinstitut Respondi im Auftrag der Forscher nach dem Essen in Schulkantinen fragte. In der Gruppe, der vorgeschlagen wurde, in Schulkantinen aus Rücksicht auf Muslime zusätzlich zu anderen Gerichten Speisen ohne Schweinefleisch zu servieren, befürwortete eine Mehrheit von 59 Prozent eine solche Maßnahme. In der Gruppe, die gefragt wurde, ob in Schulkantinen kein Schweinefleisch mehr angeboten werden sollte, „um Rücksicht auf muslimische religiöse Regeln zu nehmen“, fiel die Zustimmung zu dieser Maßnahme mit 21 Prozent deutlich niedriger aus.
Die Wissenschaftler stellten außerdem fest, dass viele Menschen in Deutschland ein Störgefühl haben, wenn Muslime aus religiöser Überzeugung einem Angehörigen des anderen Geschlechts den Handschlag verweigern – sowohl im beruflichen Kontext als etwa auch in der Schule. Etwas weniger Unmut verursacht eine solche Weigerung den Angaben zufolge, wenn derjenige, der seinem Gegenüber nicht die Hand geben wolle, stattdessen zum Gruß die Hand aufs Herz legt. „Generell können gesellschaftliche Konflikte entschärft werden, wenn wir deutlich machen, dass muslimische Rechte nicht in Konkurrenz mit den eigenen Gepflogenheiten stehen müssen“, sagte Traunmüller. (dpa/iQ)