Niedersachsen

AWO lehnt Muslimin wegen Kopftuch ab

Ein Psychiatriezentrum der AWO erteilt einer Muslimin kurz vor dem Vorstellungsgespräch eine Absage. Grund dafür ist ihr Kopftuch. Kein Einzelfall.

07
06
2024
Übergriffe auf Muslime © Shutterstock, bearbeitet by iQ.
Symbolbild: Muslimin mit Kopftuch © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Eine junge Muslimin aus Niedersachsen hat sich bei der AWO beworben und wurde aufgrund ihres Kopftuchs abgelehnt. Die islamfeindliche Absage des AWO Psychiatriezentrums in Königslutter geht derzeit auf den sozialen Medien viral.

Demnach bewarb sich eine 26-jährige muslimische Psychologin für eine Stelle im Psychiatriezentrum. Zuvor reichte sie ihre Bewerbungsunterlagen mit einem Foto ein, auf dem sie mit einem Kopftuch zu sehen ist.

Als sie nach 70 Kilometern Anfahrt zum Termin erschien, wurde ihr noch vor Beginn des Vorstellungsgesprächs mitgeteilt, dass sie mit einem Kopftuch nicht arbeiten dürfe. Somit war das Vorstellungsgespräch bereits beendet, und sie musste die Heimreise antreten. Auf die Frage, ob auch muslimische Patienten ihr Kopftuch ablegen müssen, wenn sie im AWO-Zentrum behandelt werden, antwortete der Mitarbeiter mit einem „Ja!“. Den Vorfall teilte die junge Muslimin auf den sozialen Medien.

Für die junge Muslimin war dies ein Schock, da die AWO aufgrund ihrer Bewerbungsunterlagen bereits wusste, dass sie ein Kopftuch trägt.

Eine IslamiQ-Anfrage an die AWO wurde zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags noch nicht beantwortet. Muslimische Bewerberinnen haben es beim Zugang zum Arbeitsmarkt besonders schwer. Dies bestätigte auch das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), das feststellt, dass Arbeitgeber das Tragen religiöser Symbole unter bestimmten Bedingungen verbieten dürfen. Dieses Urteil führt jedoch häufig zu Diskriminierungen von Musliminnen mit Kopftuch.

Leserkommentare

Salim Spohr sagt:
Wir sollten uns darauf konzentrieren, Behörden, Arbeitgebern und Gerichten klarzumachen, daß das Kopftuch für die Muslimin gar kein religiöses Symbol, sondern bloß eine harmlose Form persönlichen Schutzes ist, die von Teilen der Gesellschaft zu einem religiösen Symbol nurmehr gemacht wird. — So wenig europäische Träger eines Hutes damit ein religiöses Symbol betätigen, so sehr zeigt sich dessen wahre Bedeutung schonen in seinem Namen "Hut", so er nämlich seinem Träger eine Form der "Behütung" gewährt. — Dasselbe geschieht, wenn eine Frau ein Kopftuch trägt, unter dem sie eine vergleichbare Form der "Behütung" erfährt. Sieht man sich die Sache einmal genauer an, so erweist sich jene "religiöses-Symbol"-Zuweisung als von nachgerade idiotischer Einseitigkeit.
07.06.24
21:09
Minimalist sagt:
Zum Salim-Spohr-Vorschlag kann man anmerken, dass grundsätzlich ein Kopftuch sicherlich auch ein Gefühl von "Behütung" vermitteln kann. Nun aber gleich behaupten zu wollen, dass an den Islam glaubende Frauen mit (muslimischem) Kopftuch nur "Behütung" erfahren möchten, die gar nicht in einem religiösen Symbol-Zusammenhang stehen würde, ist schon sehr dreist und von geradezu idiotischer Einseitigkeit und Realitätsferne. Die AWO müsste ja nach dieser Behütungs-Zuschreibung auch akzeptieren, wenn Mitarbeiter (m/w/d) unbedingt z.B. einen Tiroler-Hut, ein Adidas-Käppi, eine Strick-Mütze, eine Sturmhaube, einen Turban, ein Sport-Stirnband oder ein Klobuk ständig auf dem Kopf tragen wollen. Ein AWO-Psychiatriezentrum ist zudem ein besonderer Ort. Patienten (m/w/d) könnten sich gerade dort auch bedroht fühlen oder ängstigen, wenn sie von einer islamisch verhüllten Person betreut werden. Die genannte Kopftuch-Verfechterin müsste gerade als Psychologin gelernt haben, dass gerade im beruflichen Kontext jegliche religiöse Zurschaustellung unpassend, einseitig und unprofessionell ist. Es sei denn, sie möchte sich vielleicht als "Islam-Psychologin" betätigen und profilieren, was ja etwas ganz was neues wäre. Soll der Islam denn auch in der Psychiatrie Eingang finden und Fuß fassen? Eine Art islamische Einflußnahme und langsame Unterwanderung der Psychiatrie soll gut sein? Die angeblich überraschte Psychologen-Muslimin spricht von einem "Schock", weil im genannten AWO-Psychiatriezentrum islamische Kopftuch-Verhüllungen nicht willkommen sind. Wenn sie schon wegen so einer Kleinigkeit einen Schock bekommt, dann wäre sie wohl für die vorgesehene Tätigkeit sowieso nicht geeignet. Dass nun diese Psychologin die Ablehnung ihrer Bewerbung in den sozialen Medien an die große Glocke hängt und sich dort empört zum wichtigen Thema und Opfer machen will, das dürfte viele Betrachter des Ganzen erst recht empören. Will sie demnächst auch noch überall Interviews geben und dann auch noch Schmerzensgeld juristisch erstreiten? Im AWO-Grundsatzprogramm heißt es: Wir streiten für eine demokratische Gesellschaft. Das meint wohl auch: Wir streiten nicht für eine islamische Gesellschaft. Meine Feststellung lautet: Der Islam ist nicht demokratisch und war es auch nie und will es letztlich auch nicht sein.
08.06.24
23:17
Salim Spohr sagt:
Wie jeder Scharfmacher wendet "Minimalist" in Widerspruch zu seinem Namen doch eine ganze Menge an Text auf, um meine oben geäußerte Ansicht als "extrem", "einseitig" und "realitätsfern" erscheinen zu lassen. Heiß es in seinem Text, "aber gleich behaupten zu wollen, dass an den Islam glaubende Frauen mit (muslimischem) Kopftuch nur "Behütung" erfahren möchten, ...", so antworte ich, daß das von ihm in den Text hineingeschmuggelte "nur" bei mir nirgends vorkommt. Und wirft er mir "idiotische(r) Einseitigkeit un Realitätsferne" vor, frage ich mich, wie es möglich ist, daß dieser vielschreibende Minimalist sich anmaßt, die Lebenswirklichkeit einer musischen Frau realitätsnäher beurteilen zu können als jemand, der mit so einem Juwel verheiratet ist. Dem Umstand, daß der Koran und der Prophet ﷺ den Frauen das Kopftuch anempfohlen haben, lag keineswegs die Absicht der Installierung eines "religiösen Symbols" zugrunde, sondern nichts anderes als die, den Schutz und die Behütung der Frauen und die Bewahrung ihrer Reinheit zu befördern, einer Reinheit, die muslimische Frauen zu den schönsten ihres Geschlechts macht, einer Reinheit, die einem abgehalfterten Weiberhelden aber als reine Provokation erscheinen muß, da es ihn fuchst, daß gerade die Schönsten für ihn unerreichbar sind. Hinzukommt noch sicher die Absicht, sich mit der Ausübung einer Sunna unter den Segen des Propheten zu stellen, was aber mit der „Demonstrierung eines religiösen Symbols“ gar nichts zu tun hat.
13.06.24
10:23
Ibn Battuta sagt:
Zu Salim Spohrs treffendem Kommentar sei noch folgender Aspekt angemerkt: Es gibt im Islam mehrere Ebenen. Gemäß Ibn Gazali gibt es dem entsprechend auch unterschiedliche Gläubige. Es gibt die "Sklaven", d.h. die aus Folgsamkeit heraus glauben. Oder den Händler/Krämermentalität, der anhand einer Kosten/Nutzen-Rechnung heraus seine Religion lebt: "Tue ich dies, bekomme ich dafür das". Und dann gibt es die höchste Ebene: aus der Liebe heraus. Angewandt auf das Beispiel Kopftuch. Von der untersten Ebene her - deren Manifestation das islamische Recht ist - trägt die Frau es, weil es entsprechend Quran bzw. Sunna geboten ist. Auf der obersten Ebene - deren Manifestation die Tariqa-Orden sind -, trägt die Frau es aus der Liebe zum Propheten bzw. aus dem nachahmenden Beispiel der Ehefrauen des Propheten, für die man Liebe in sich trägt. Aktuell - dies ist natürlich eine rein subjektive Einschätzung - beobachte ich in der hiesigen deutschen Großstadt seit einigen Jahren eine regelrechte Konversionswelle vor allem unter jungen deutschen Frauen/Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren, interessanterweise aus anderen Gründen als dies vor etwa 20 Jahren der Fall war (der Klassiker: deutsche Frau verliebt sich in türkischen/arabischen Migranten). Tatsächlich wirkt das problematische, oft aggressive Verhalten - die vor allem psychologische und soziale Ursache hat - gerade nahöstlicher Jugendlicher eher islamabschreckend - so dass junge Konvertierte Musliminnen rasch den offensichtlichen Widerspruch in deren Verhalten mit den tatsächliche islamischen Werten erkennen. Ach ja, und niemand von ihnen trägt das Kopftuch als ein "religiöses Symbol". Ebenso wenig wie mein Juwel. Es ist nicht anzuzehmen, dass ignorante Islamverächter es sich nehmen lassen werden, weiterhin aus ihrer eigenen einseitig angelernten Mischung aus Unwissenheit und Halbwahrheiten heraus "über den Islam" herzuziehen und wider besseren Wissens Bewertungen abzugeben, statt inne zu halten und muslimische Standpunkte erstmal zur Kenntnis zu nehmen. Aber wie ein islamischer Gelehrter einst sagte, es gibt vier unterschiedliche Kategorien von Menschen (in Bezug zu ihrem Verhältnis von Wissen). Mit drei davon kann man unterschiedlich umgehen, jedoch gilt es die vierte Kategorie schlicht zu ignorieren: Derjenige, der unwissend ist, jedoch nicht weiß, das er unwissend ist. Freilich nicht ohne diesen Leuten zu wünschen, dass Ihnen Gott Einsicht geben möge.
14.06.24
11:05