Monheim

Fall Ercan Tümer – Stürmte das SEK die falsche Wohnung?

Auf der Suche nach einem Gewalttäter aus der Rockerszene hat ein SEK in Monheim eine falsche Tür aufgebrochen und einen Mann verletzt. Dieser muss nun operiert werden. Eine Entschuldigung der Polizei blieb aus.

24
06
2024
Ercan Tümer © Privat, bearbeitet by iQ.
Ercan Tümer © Privat, bearbeitet by iQ.

In Monheim, nahe Düsseldorf, durchsuchte die Polizei frühmorgens um 4 Uhr das Haus eines türkischen Mannes namens Ercan Tümer. Dabei sprengten die Beamten die Wohnungseingangstür und gingen direkt in das Schlafzimmer, wo Ercan Tümer und seine Ehefrau schliefen. Ohne, dass der junge Mann Widerstand zeigen konnte, wurde er mit unverhältnismäßiger Gewalt und zwei Faustschlägen zu Boden gebracht, und abgeführt.

Nach Angaben seines Vaters, Fatih Tümer, erlitt Ercan bei dem Übergriff so schwere Verletzungen, dass er in die Universitätsklinik Düsseldorf eingeliefert werden musste. Dort steht am 2. Juli eine Operation an. In der Polizeimeldung hieß es hingegen, dass der junge Mann nur leichte Verletzungen erlitt, von einem Arzt untersucht und dann entlassen wurde.

Ercan Tümer und seine Ehefrau wurden durch den SEK-Einsatz schwer traumatisiert. Der Vater fügte hinzu, dass sein Sohn fälschlicherweise für einer andere Person namens Ercan gehalten wurde, die in mehrere Gewalttaten eines Rockermilieus verwickelt sein sollen. Er betonte, dass sein Sohn bisher nie in illegale Aktivitäten verwickelt war. Der eigentlich gesuchte Ercan wohne ebenfalls auf dieser Straße.

In dem Durchsuchungsbeschluss, der der IslamiQ-Redaktion vorliegt, steht, dass Ercan Tümer im Verdacht steht, eine gefährliche Körperverletzung begangen zu haben. Demnach habe er zwei Männer mit einer Axt und einem Messer schwer verletzt. Laut Polizei dürfte diese Auseinandersetzung einen Hintergrund im Umfeld der Rockerszene haben. Eine solche Gewalttat lehnt Ercan Tümer aber ab. Er habe nichts mit so einer Tat zu tun. Mit dem Durchsuchungsbefehl erhoffte sich die Polizei Zugang zur Tatkleidung und zu seinem Handy.

Anwalt: Die Polizei wusste, dass sie in der falschen Wohnung ist

Wie Yalçın Tekinoğlu, der Anwalt von Ercan Tümer, gegenüber IslamiQ mitteilte, wurde nun Strafanzeige gegen die am Einsatz beteiligten SEK-Beamten, den zuständigen Staatsanwalt sowie den Richter des Amtsgerichts, der den Beschluss genehmigte, gestellt. „Erst nachdem mein Mandant erklärte, dass er Sicherheitsmitarbeiter am Flughafen bei der Bundespolizei gewesen ist und kein Krimineller aus dem Rockermilieu ist, wurden ihm die Handschellen abgenommen“, so Tekinoğlu.

Nachdem die Beamten den Vater des Opfers um 04:53 Uhr anriefen, damit er seinen Sohn von der Polizeidienststelle abholen konnte, wurde Ercan Tümer aus der Wohnung abgeführt. „Seit wann werden die Väter von Kriminellen angerufen, damit sie ihren Sohn abholen können“, fragt sich Tekinoğlu. Er sei sich sicher, dass die Beamten zu diesem Zeitpunkt bereits wussten, dass sein Mandant nicht der gesuchte Ercan ist. Wie der Anwalt auch weiter mitteilte, versuchten die Spezialeinheiten im Anschluss, die Wohnung etwas zu säubern und boten Ercan Tümer an, sich hinzulegen und ihm Wasser zu reichen. Zudem fragten sie ihn, ob in der Wohnung Kameras angebracht seien.

Außerdem wurde die Ehefrau des Opfers, trotz ausdrücklicher Bitte, ohne Kopftuch fotografiert. Als sie versuchte, das Kopftuch aufzusetzen, wurde es ihr nicht gestattet. Nachdem der Arzt der Polizei in die Wohnung kam, wurde nicht erwähnt, dass Ercan Tümer mit zwei Faustschlägen ins Gesicht geschlagen wurde, weshalb er laut Polizeimitteilung „nur leichte Verletzungen“ davongetragen habe.

Polizei: Es wurde keine „falsche“ Person durchsucht

Die Polizei Düsseldorf ist sich allerdings keiner Schuld bewusst. Auf Anfrage von IslamiQ erklärte sie, dass sie den geschilderten Vorfall von Ercan Tümer nicht in dieser Form bestätigen könne. „Es wurde keineswegs bei einer ‚falschen‘ Person durchsucht“, so ein Pressesprecher der Polizei Düsseldorf. Weitere Fragen wurden nicht beantwortet. Eine Entschuldigung an Ercan Tümer stehe deshalb auch nicht im Raum.

Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass Spezialeinheiten in den letzten Jahren falsche Wohnungen stürmten, so beispielsweise in Bielefeld, Essen und Köln.

Leserkommentare

Dilaver_Ç. sagt:
Die deutsche Nazi-Polizei räumt nicht einmal ihren Fehler ein. Ganz zu schweigen davon dass sie sich nicht einmal dafür entschuldigt hat. Das muss harte Konsequenzen gegen sie haben. Sowie gegen jeden, der dieses Vorgehen unterstützt.
25.06.24
4:10