Die Polizei stellt das Ermittlungsverfahren gegen Ercan Tümer ein – Grund: Der richtige „Ercan“ wurde identifiziert. Eine Einsicht der Polizei fehlt. Ercans Anwalt fordert Konsequenzen.
Der Fall von Ercan Tümer sorgte in weiten Kreisen für Aufruhr. Auf der Suche nach einem Gewalttäter aus dem Rockermilieu hat ein SEK in Monheim eine falsche Tür aufgebrochen und einen jungen Mann verletzt.
Nach einer Woche hat die Polizei nun erklärt, dass Ercan Tümer nicht mehr als tatverdächtig gilt und das Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt wird. Ein Polizeisprecher bestätigte gegenüber der WELT, dass der „richtige“ Tatverdächtige inzwischen identifiziert wurde – ebenfalls ein Mann namens Ercan, jedoch mit einem anderen Nachnamen. Eine Pressemitteilung werde im Laufe des Tages folgen.
Anwalt Yalçın Tekinoğlu, der Ercan Tümer vertritt, erklärte: „Für einen vernünftigen Dritten stand es von vornherein fest, dass mein Mandant nicht im Entferntesten mit dem Rockermilieu zu tun haben kann.“ Eine einfache Überprüfung hätte gezeigt, dass Tümer als Sicherheitsmitarbeiter am Flughafen für die Bundespolizei arbeitet, keinen Motorradführerschein besitzt, keine Tätowierungen hat und ein einwandfreies Führungszeugnis vorweisen kann.
Obwohl die Polizei inzwischen den richtigen „Ercan“ ermittelt hat, bleibt eine offizielle Entschuldigung an Ercan Tümer und seine Familie aus. Der Polizeisprecher erklärte, dass „alles optimal gelaufen“ sei und man sich auf einen richterlich genehmigten Durchsuchungsbeschluss und die Aussagen der Zeugen verlassen habe. Er betonte, dass die Zeugen sehr wohl den Nachnamen genannt hätten, und erklärte, dass er nicht wisse, ob die Polizei die Zeugenaussagen durch Fotos von Ercan Tümer verifiziert habe.
Anwalt Tekinoğlu kritisiert diese Haltung scharf: „Es ist ein Armutszeugnis, dass die Polizei erst auf öffentlichen Druck und nach Einschaltung eines Anwalts reagiert hat. Viele Betroffene können sich keinen Anwalt leisten oder trauen sich nicht, rechtliche Schritte einzuleiten.“ Der Fall sei noch lange nicht abgeschlossen. „Wir haben gegen alle Beteiligten des SEK-Einsatzes Anzeige erstattet. Es gibt zahlreiche Versäumnisse. Eine vorherige Observation des Zielobjekts hätte gezeigt, dass mein Mandant nicht der Gesuchte ist. Leichtfertig werden unschuldige Menschen in Mitleidenschaft gezogen“, betont Tekinoğlu.
Auch der Monheimer Bürgermeister Daniel Zimmermann äußerte auf Anfrage von IslamiQ zum Fall. „Falls es sich tatsächlich um einen Fehler handeln sollte, muss sich die Polizei für den Irrtum entschuldigen, Herrn Tümer rehabilitieren und den entstandenen Schaden ersetzen. Wir leben in einem Rechtsstaat.“
In Monheim, nahe Düsseldorf, durchsuchte die Polizei frühmorgens um 4 Uhr das Haus eines türkischen Mannes namens Ercan Tümer. Dabei sprengten die Beamten die Wohnungseingangstür und gingen direkt in das Schlafzimmer, wo Ercan Tümer und seine Ehefrau schliefen. Der junge Mann wurde mit unverhältnismäßiger Gewalt und zwei Faustschlägen zu Boden gebracht und abgeführt.
Nach Angaben seines Vaters, Fatih Tümer, erlitt Ercan bei dem Übergriff so schwere Verletzungen, dass er in die Universitätsklinik Düsseldorf eingeliefert werden musste. Dort steht am 2. Juli eine Operation an.