Kommentar

Die Legende vom schweigenden muslimischen Vertreter

Sind Sie der Meinung, Muslime wären rückständige Barbaren, haben aber Angst sich den Vorwurf des Rassismus einzuhandeln? Dann versuchen Sie es doch mal mit Islamverbandskritik. Ein Gastbeitrag von Fabian Goldmann.

20
07
2024
© shutterstock, bearbeitet by iQ.
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Alle paar Wochen lässt sich in deutschen Social-Media-Accounts, Politiker-Reden und Zeitungsschlagzeilen dasselbe Schauspiel miterleben: Ein oder mehrere Islamverbände – so heißt im anklagenden Ton – hätten sich nicht distanziert. Wovon genau nicht distanziert? Das ist eigentlich egal.

Messerstecherei in der Fußgängerzone, Schulhofgewalt in Düsseldorf, Kalifats-Demo in Hamburg, Entführung in Nigeria, antiisraelische Proteste in Berlin, Gewalt in Nahost oder Randale im Duisburger Freibad – kein Schauplatz ist zu entfernt, kein gesellschaftliches Problem zu komplex, als dass man es nicht einem muslimischen Verbandsvertreter in die Schuhe schieben könnte.

Was genau nun zum Beispiel der Interessenvertreter türkeistämmiger Moscheegänger aus Köln-Mülheim mit dem Taliban-Anschlag im 5000 Kilometer entfernten Kundus zu tun hat, erfährt man meist nicht. Dafür aber, was mit ihm und seiner Organisation passieren soll: Einstellung aller staatlichen Kooperationen, Entzug von Geldern, öffentliche Ächtung, Verbot.

Rassismus heißt jetzt Verbandskritik

Die neue Inflation der Islamverbandskritiker ist Ausdruck eines schon einige Jahre andauernden Wandels in der Szene antimuslimischer Stimmungsmacher. Trugen „Islamkritiker“ früherer Tage wie Sarrazin, Kelek und Ulfkotte noch ganz offenen ihre Verachtung gegenüber Muslimen zur Schau, versucht der moderne Verbandskritiker allzu pauschale Anschuldigungen zu vermeiden. Wer heute Stimmung gegen Muslime machen, ihnen ihre Grundrechte absprechen will, der spricht nur noch selten von „den Muslimen“, eher schon von „Agenten des politischen Islam“ – oder eben von den damit synonymen „Islamverbandsfunktionären“.

Kein Take ist zu abgedroschen, kein Rassismus zu plump, als dass er sich nicht noch über den Umweg des „Islamverbandkritik“ zu einem vermeintlich seriösen integrationspolitischen Beitrag umlabeln ließe. Nur die Stereotype, die bleiben dann doch dieselben, egal ob dumpfer Muslimhass oder progressive Verbandskritik: Rückständigkeit, Gewalttätigkeit, Antisemitismus, ausländische Einflussnahme, Unterwanderung.

Umkehrung der gesellschaftlichen Machtverhältnisse

Für den „Islamverbandskritiker“ selbst bringt dieses Vorgehen gleich zwei Vorteile mich sich: Er vermeidet es, sich für seine antimuslimische Stimmungsmache die berechtigte Kritik des Rassismus einzuhandeln. Mit Verschwörungstheorien über eine islamische Unterwanderung der Gesellschaft hat er zudem die Möglichkeit, sich selbst als mutigen Widerstandskämpfer gegen eine vermeintlich mächtige islamische Bedrohung zu inszenieren.

Nehmen wir beispielsweise Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Wenn die in der BILD-Zeitung mittels Distanzierungsforderungen muslimische Funktionäre in die Nähe der Hamas rückt, handelt es sich da eigentlich um eine mit der ganzen Gewalt des Staats ausgestattete Vertreterin der deutschen Bundesregierung, die gepaart mit der publizistischen Macht von Europas reichweitenstärksten Boulevardzeitung auf Vertreter größtenteils ehrenamtlich organisierter und chronisch unterfinanzierter Verbände eindrischt. In der Selbstinszenierung der Verbandskritiker drehen sich die Machtverhältnisse aber völlig um: Die Stigmatisierung einer gesellschaftlich ohnehin schon marginalisierten Minderheit wird nun zum mutigen Aussprechen unbequemer Wahrheiten gegen eine vermeintlich übermächtige islamische Bedrohung.

Ein Grüner läutete die antimuslimische Zeitenwende ein

Nun ist das alles nicht neu. Auf der Idee, dumpfe antimuslimische Stimmungsmache und das Verbreiten von Verschwörungstheorien über „Islamisierung“ und „Politischen Islam“ als progressive, mutige und aufklärerische Kritik zu verkleiden, haben Generationen von „Islamkritikern“ ihre Karrieren aufgebaut. Neu ist hingegen, die breite gesellschaftliche Akzeptanz, auf die solche Pauschalisierungen stoßen.

Vor einem Jahr musste sich der AfD-Redner, der Muslime mit Gewalttätern und Antisemiten gleichsetzt, noch lautstarke Zwischenrufe aus den Reihen der Grünen, SPD und Linken im Bundestag anhören. Mittlerweile werden antimuslimische Pauschalisierungen über Parteigrenzen hinweg akzeptiert.

Die Zeitenwende der „Islamkritik“ läutete konsequenterweise ein Grüner ein: Robert Habeck. In seiner Rede über „Israel und Antisemitismus“ machte der Bundeswirtschaftsminister am 2. November letzten Jahres eigentlich nicht viel mehr als das, was in der rechten Schmuddelecke seit Jahren gang und gäbe ist: die Schuld auf Muslime zu schieben. Der Unterschied war nur: Anders als seine rechtspopulistischen Ideengeber wurde Habeck über das ganze politische Spektrum dafür gefeiert.

Muslime distanzieren sich ständig

Auch Habeck behauptete damals: Muslimische Repräsentanten hätten sich infolge antisemitischer Ausschreitungen auf propalästinensischen Demos nicht ausreichend von der Hamas distanziert. Außerdem drohte er ihnen, sie würden „ihren eigenen Anspruch auf Toleranz unterlaufen“. Sein Kabinetts- und Parteikollege Cem Özdemir schlug ein paar Tage später in die gleiche Kerbe. Auch er behauptete, die islamischen Religionsgemeinschaften hätten nicht die Gewalt der Hamas verurteilt und attestierte ihnen einen „höchst problematischen Umgang mit Antisemitismus.“

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Damit bedienten sich Habeck und Özdemir eines weiteren typischen Merkmals der Legende vom schweigenden Islamverband: Sie ist genau das – eine Legende. Zum Zeitpunkt von Habecks Rede hatten bereits alle relevanten islamischen Vertretungen von sich aus die gewünschte Distanzierung erbracht: die großen wie DITIB, Islamrat und Zentralrat der Muslime genauso wie die kleineren, die Union der Islamisch-Albanischer Zentren oder der Zentralrat der Marokkaner in Deutschland.

Ein Blick auf die Twitter-Accounts und Homepages der Organisationen zeigt: Getrieben vom gesellschaftlichen Generalverdacht sind muslimische Repräsentanten mittlerweile zu wahren Distanzierungsexperten geworden. Das hindert die wachsende Szene von Verbandskritikern freilich nicht daran, den Mythos vom wortlosen muslimischen Verbandsfunktionär weiterzuverbreiten.

Das gefährliche Schweigen der Islamverbände“, titelte Der Spiegel beispielsweise Anfang Juni, nach dem Mord an einem Polizisten in Mannheim. Im Text hieß es: „Von den Islamverbänden und Moscheevereinen in Deutschland hört man seither mehrheitlich: nichts“. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Textes hatten allerdings bereits zahlreiche islamische Institutionen die Tat verurteilt: ZMD, IGMG und VIKZ ebenso wie die Mannheimer Sultan-Selim-Moschee. Genützt hat ihre schnelle und eindeutige Reaktion nichts. Die Spiegel-Redaktion nutzte trotzdem ein Bild der Moschee, um den Artikel über vermeintlich zur Gewalt schweigende Muslime zu illustrieren.

Auch wer sich distanziert, macht sich erst recht verdächtig

Bringen also Distanzierungen überhaupt etwas? Lässt sich der Kampf gegen Rassismus und Spaltung gewinnen, indem man nach den Spielregeln der Rassisten und Spalter spielt? Verfolgt man die wiederkehrenden Rituale aus Distanzierungsforderungen und Distanzierungen, fällt schnell auf: Das Distanzierungsspiel lässt sich für Muslime gar nicht gewinnen. Denn nicht nur, wer sich nicht distanziert, verliert.  Auch wer sich distanziert, lädt die Kritiker damit nur zu neuer Kritik ein – dieses Mal an der Distanzierung selbst: zu früh, zu spät, zu laut, zu leise, zu spezifisch, zu pauschal!

Außerdem: Sind das nicht bloße Lippenbekenntnisse, um die Öffentlichkeit ruhigzustellen? Und überhaupt: Bestätigt der, der sich distanziert, nicht auch, dass vorher ein Näheverhältnis bestanden hat? Ob nun also mit oder ohne Distanzierung vom Terror: Hamas-Freund bleibt der muslimische Repräsentant ohnehin.

Auf Verbände zielen, Muslime treffen

Bleibt die Frage: Na und? Sind Weltbild und Moralvorstellungen vieler muslimischer Repräsentanten nicht wirklich etwas der Zeit gefallen? Geben DITIB, IGMG, ZMD und Co. nicht auch immer wieder Anlass für berechtigte Kritik? Ist es da wirklich so schlimm, wenn mal der ein oder andere Kritiker übers Ziel hinausschießt? Trifft es am Ende nicht doch auch die Richtigen?

Argumentation wie diese dürften einer der Gründe sein, warum sich Islamverbandskritik auch unter Linken zunehmender Beliebtheit erfreut. Wer sich in dieser Logik wiederfindet, kann einfach mal überlegen, warum er es (hoffentlich) ablehnt, jüdische Gemeinden in Deutschland für die Gewalt der israelischen Armee verantwortlich zu machen.

Aber wichtiger noch: Islamverbandskritik trifft eben nicht nur eine Handvoll antiquierter Verbandsfunktionäre. Sie trifft Muslime und Musliminnen – egal ob sie in eine DITIB-, IGMG, ZMD- oder gar keine Moschee gehen. Untersuchungen zeigen: Angriffe auf Muslime und ihren Einrichtungen nehmen immer dann stark zu, wenn ihre Interessenvertretungen mal wieder in den Schlagzeilen stehen.

Hinzu kommt: Gleichberechtigung und Teilhabe von Muslimen in Deutschland sind ohne die viel gescholtenen islamischen Religionsgemeinschaften nicht möglich. Auch wenn öffentliche Debatten einen anderen Eindruck vermitteln: Der Job muslimischer Repräsentanten in Deutschland erschöpft sich nicht darin, das Weltgeschehen zu kommentieren.

Gemeindeleben, Seelsorge, Islamunterricht, Extremismusprävention, interreligiöser Dialog, Jugendarbeit, Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung u. v. m.  Viele muslimische Repräsentanten und die unzähligen Freiwilligen in ihren Gemeinden engagieren sich tagtäglich für gesellschaftliche Teilhabe und Miteinander. Dabei reparieren sie auch in gewisser Hinsicht jene Schäden, die „Islam(verbands)kritiker“ mit ihren ausgrenzenden Debatten jeden Tag anrichten. Von Politik und Öffentlichkeit erhalten sie dafür zumeist nur eines: Schweigen.

Leserkommentare

EVERGREEN sagt:
Das Anliegen des Beitrags verstehe ich, die Sorgen teile ich großenteils. Doch leider geht der Verfasser wiederholt grobschlächtig vor, er verurteilt Pauschalierungen und praktiziert sie selber; pauschal und generell wer- den Kritiker diffamiert – zum Beispiel als Rassisten und Spalter. Muslimische Kritiker werden total ausgeblendet. Diffam und toxisch ist Goldmanns Satz : „ Messerstecherei in der Fußgängerzone, Schulhofgewalt in Düsseldorf, Kalifats-Demo in Hamburg, Entführung in Nigeria, antiisraelische Pro- teste in Berlin, Gewalt in Nahost oder Randale im Duisburger Freibad – kein Schauplatz ist zu entfernt, kein gesellschaftliches Problem zu kom- plex, als dass man es nicht einem muslimischen Verbandsvertreter in die Schuhe schieben könnte. „ Ein innerislamischer Dialog ist selbstverständlich darüber nötig, wie man die Ursprünge des Islams aufarbeiten kann, da er nur mit dem Schwert sich durchgesetzt, von Anfang an innerislamische Fragen mit dem Schwert geregelt wurden (z.B. Kerbela 680) und der Islam ge- waltsam mit dem Schwert expandierte. Ohne solche kritische Aufar- beitung wird man nicht die Sorgen unterdrücken, wenn weltweit Isla- misten sich auf die islamischen Ursprünge berufen und diese Methode praktizieren. Wie die Manheimer Sultan-Selim-Moschee sind in Deutschland sehr viele Moscheen nach kriegerischen Eroberern benannt. Ist das nicht besorgniserregend? Will auch hier Goldmann muslimische Kritiker diffamieren, damit nur ja keine innerislamische Diskussion über problematische Moscheenamen erfolgen kann?
20.07.24
18:23
grege sagt:
In dem Artikel geht Goldmann nur vereinzelt und sehr oberflächlich auf die Kritikinhalte gegenüber den Islamverbänden ein. Dass Islamverbänden problematische Gruppierungen unterstehen, wie ATIB wegen Verbindungen zu den Grauen Wölfen oder IZH in Hamburg als Ableger des iranischen Mullahregimes oder DITB, die der türksichen Religionsbehörde unterstellt sind, wird gar gar nicht thematisiert. Die Islamverbände reagierten zwar zeitnah mit einer Stellungnahme auf die Ereignisse am 7.Oktober, aber die Erklärungen waren äußerst vage und allgemein gehalten. Auf diesen Punkt ist Goldmann ebenso wenig eingegangen wie die Tatsache, dass einzelne Islamverbände wie Ditib den Terror der Hamas in einer Erklärung explizit verurteilt haben, aber nicht wagten, diese Erklärung wohl aus Sorge vor einer Reakion ihrer Mitglieder nicht auf der eigenen Websitezu veröffentlichen. Ausgerechnet Faeser, Habeck und Özdemir werden harsch von Goldmann kritisiert. Diese Personen haben sich sonst immer wohlmeinend gegenüber Muslimen und Migranten eingesetzt. Wenn diese Personen schon derartige Kritik üben, sollte das die Islamverbände nachdenklilch stimmen.
21.07.24
8:54
Minimalist sagt:
Deutschland und Europa benötigen keine islamische Ideologie-Teilhabe im öffentlichen Diskurs mit Islam-Propaganda & Missionierungsbestrebungen von soft bis hard. Das gilt es schon mal wirklich festzuhalten. Bei religiöser Erziehung, Islamunterricht etc. meint die 'TAZ': "Trennung von Staat und Kirche. Religion gehört nicht in die Kita". Und weiter: "Ist noch mehr Religion in Kitas wirklich gut? Sollte man sie im Sinne einer offenen, pluralistischen Gesellschaft nicht eigentlich aus allen Bildungseinrichtungen zurückdrängen...?" Islamische Normierungsvorstellungen sind letztlich Privatsache und kein Fall für entspr. Umsetzungsaktivitäten in der europäischen Gesellschaft. Muslimische Koranverfechter und Vertreter ihres diktatorischen Weltbildes können ihre Ansichten im eigenen Wohnzimmer vortragen und diskutieren. Im öffentlichen Raum wünschen aber die meisten Bürger eine derartige Agitation - ob nun sanft oder weniger sanft - definitv nicht. Auch ein vermehrt auftretender anti-westlicher Rassismus aus islamisch angeleiteten Kreisen und Gruppierungen wird selbstverständlich genau registriert. Die nächste Bundesregierung wird wohl mit dieser Thematik ganz anders und weniger tolerant und nicht mehr wohlwollend umgehen.
22.07.24
22:16
WhataboutWhatabout sagt:
@evergreen: Warum Warum Warum? Nennt sich Whataboutism. Der Autor geht konkret auf das Problem der Pauschalisierungen, des Generalverdachts, der Salonfähigkeit von Muslimkritik ein. Der Islam solle doch bitte mal die Entstehung von vor 1450 Jahren zu erst aufarbeiten. Was genau hat das eine mit dem anderen zu tun? Dein Beitrag ist nichts weiter als der Versuch das Thema mit dem Kommentar in eine andere Richtung zu bringen. Beschäftige dich doch mit dem Hier und Jetzt? Und überlasse die Historie doch Historikern und anderen Experten. Mal davon abgesehen, dass man beim Thema Rassismus anscheinend ja in DE so einiges nicht aufgearbeitet hat, sondern die Stunde Null als Konzept eingeführt wurde einfach. (Thema Whataboutism, man kann ja das Spiel einfach weiterspielen).
24.07.24
10:15
grege sagt:
Das IZH in Hamburg ist heute verboten worden und war lange Zeit mit dem ZMD verbandelt, zudem war diese Gemeinde auch in der Schura vertreten, die als Ansprechpartner gegenüber der Stadt Hamburg für Religionsunterricht an staatlichen Schulen diente. Skepsis ist daher gegenüer Islamverbänden wohl begründet. Solche Tatsachen sind Herrn Goldmann offenbar entgangen.
24.07.24
21:12
EVERGRENN sagt:
@WhataboutWhatabout Whatabout lenkt ab. Es geht darum, wie Islamverbände und Moscheen (auch diejenigen mit Eroberernamen) mithelfen können, dass Sorge von Nichtmus- limen und Muslimen vor Islamisten und Fundamentalisten abgebaut werden könnte. Nur dadurch, dass man an die Wurzel geht, auch wenn es 1450 zu- rückliegt, auf die sich Gewalt akzeptierende Islamisten berufen. Nur ein Beispiel von unzählig vielen : In der Langen Nacht der Religionen dozierte ein gut gekleideter Muslim, im KORAN blätternd : Ein Ex-Muslim, der laut seinen Glaubensverlust outet, ist des Todes, hier und jetzt ! Das war wortwörtlich gemeint. Wieviele Muslime kennen in ihrem eigenen Freundeskreis oder eigener Verwandtschaft solche Menschen, die sich nicht mehr als Muslime fühlen und darüber auch mit Anderen sprechen wollen. Doch in der Moschee traute sich niemand zu widersprechen. Solche Atmosphäre ist doch beängstigend. Und für solche Einschüchtungsversuche und Mobbing, auch Morddrohungen, gibt es doch zahllose Beispiele; und man beruft sich HEUTE immer wieder zurück auf das, was vor 1450 Jahren war. Und darüber muss frei auch unter Muslimen - nicht in Einbahnstraßen- manier - geredet, geforscht und diskutiert werden können, was das für HEUTE bedeutet. Die Antworten werden vielfältig sein. Wer das unter- binden will, fördert Sorgen bei Muslimen und Nichtmuslimen. Ich widerspreche auch, wenn Fundamentalisten unterschiedlicher Couleur ihre rechtswidrigen Vorstellungen mit Torah-Passagen aus der hebräischen Bibel rechtfertigen wollen.
24.07.24
23:19
EVERGREEN sagt:
@WhataboutWhatabout „ Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch! „ Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern weltweit und für alle Ideologien und jeglichen religiösen Fundamentalismus. Solchem Übel muss man grundsätzlich an die historischen Wurzeln gehen. WhataboutWhatabout wird sicherlich zustimmen, dass es fatal war, wenn man nach dem Rabin-Mord nicht ernstnahm, dass Leute wie Bezalel Smotrich (heute israelischer Finanzminister) und Itamar Ben-Gvir (heute israelischer Sicherheitsminister) weiterhin sich direkt auf Traditionen ihrer hebräischen Bibel bezogen und hieraus ihre Legitimation für ihre völkerrechtswidrigen Ziele ableiten wollen. Ebenso wenig darf man die Augen davor verschließen, wenn muslimi- sche Fundamentalisten offen anknüpfen an die gewaltgeprägten Ursprünge des Islam und damit heutige Gewalt rechtfertigen wollen. Natürlich darf man die Drangsalierungen von Muslimen in der Welt nicht relativieren; doch weltweit leiden Muslime und Nichtmuslime vor allem unter islamistischem Fundamentalismus (Afghanistan, Zentral- asien, Iran, Syrien, Sahelzone, usw. usf. ). Der Islam setzte sich nur mit dem Schwert durch, die innerislamischen Auseinandersetzungen wurden mit dem Schwert ausgetragen (Kamelschlacht 656, Ermor- dung des Kalifen Ali 661, Kerbela 680) und mit dem Schwert expan- dierte der Islam. Der Fahnenträger Mohammeds stand schon im sieb- ten Jahrhundert vor Konstantinopel und wollte es schon damals erobern !!! Mit welchem Recht? Wenn dann Moscheenamen nach diesem Fahnenträger und anderen Militärs und Gewalteroberern be- nannt sind, ist Sorge berechtigt. Wes Geistes Kind sind Menschen, welche ihre Gotteshäuser nach Militärs und Eroberern benennen? Wie würde man reagieren, wenn Kurden ihre Moscheen im Irak, Iran, Syrien, Türkei nach ihrem Nationalhelden Saladin benennen würden und analog der Hamas eine islamistische Befreiungsorganisation erhoffen würden? Darf man nicht Besorgnisse ernst nehmen, wenn aus Deutschland nach ihrem schulischen Islamunterricht junge Männer freiwillig nach Syrien zum Islamischen Staat gingen? GESCHICHTE ist auch wichtig, wenn man die Besorgnisse unter- schiedlicher Islamverbände verstehen will (wobei diese nicht gegen- einander ausgespielt werden sollten). Arabische Muslime scheuen oft zurück vor türkisch geprägten Moscheen – in Erinnerung an das osmanische Kolonialreich bis nach Algerien. Und farbige Muslime haben oft Scheu vor arabisch geprägten Moscheen – in Erinnerung an die arabischen Sklavenjagden. Ebenso muss man ernst nehmen die wechselseitigen Besorgnisse zwischen Juden, Christen und Muslimen - ohne geschichtliche Ehrlichkeit und Sensibilität wird man Besorgnisse nicht abbauen. Noch drei weitere Beispiele dafür , dass man nicht isoliert nur das HEUTE betrachten darf, sondern sehen muss, wie GESCHICHTE ständig mit giftigen Absichten instrumentalisiert wird. Geschichts- bewusste Türken kennen die Schlacht auf dem Amselfeld (15. Juni bzw. 28. Juni 1389). Gezielt an diesem Veitstag, 525. Jahrestag der Schlacht, wurde der habsburgische Erzherzog er- schossen; daraus entwickelte sich der Erste Weltkrieg. In dersel- ben Tradition hielt Milosevic am Veitstag dem 600. Jahrestag auf dem Amselfeld seine berüchtigte Rede. Man nahm sie nicht ernst. Und bis heute spielt dieser Veitstag für die Serben und Russen eine große Rolle; die muslimischen Kosovaren wissen darum und kriegen es zu spüren. Stalin hatte ein orthodoxes Priesterseminar besucht mit guten bis sehr guten Noten (jedoch nicht abgeschlossen). Im Rückgriff auf die Geschichte – schließlich galt Moskau als III. Rom und zuvor war Konstantinopel die orthodoxe Zentrale gewesen) forderte Stalin1952 für die Rote Armee Kasernen am Eingang und Aus- gang des Schwarzen Meeres. Das war Anlass für den Eintritt der Türkei in die Nato. Auch Putin instrumentalisierte die Geschichte, bevor er die Ukraine überfiel. Selbst Merkels Sicherheitsbeauf- tragter hatte das nicht für möglich gehalten, weil auch er die Berufungen auf die Geschichte nicht ernst nahm. Generalverdacht ist ein Übel. Naive Generalamnesie ebenfalls, egal ob von WhataboutWhatabout, Journalisten, Politikern, Religionsvertretern.
26.07.24
15:47