Nahost-Krieg

Forderung nach Konsequenzen aus Israel-Gutachten – Debatte

Zwar ist die Entscheidung des Obersten UN-Gerichts zu Israels Besatzung palästinensischer Gebiete nicht bindend – sie erhöht aber den diplomatischen Druck auf Israel. In Deutschland gibt es Forderungen nach Konsequenzen.

21
07
2024
Israelischer Luftangriff auf Rafah (c) AA
Israelischer Luftangriff auf Rafah (c) AA

In der Ampelkoalition gibt es Forderungen nach Konsequenzen aus dem Gutachten des Internationalen Gerichtshofs zu Israels Besatzung palästinensischer Gebiete. „Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten versagt. Der Friedensprozess von Oslo ist lange her, seitdem ist diplomatisch nicht viel passiert“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner dem „Tagesspiegel“ (Sonntag). Es brauche neue Initiativen mit konkreten Zeitplänen und vor allem Druck auf beide Seiten. „Die passive Zuschauerrolle reicht nicht mehr“, betonte er.

In den vergangenen Monaten hätten „Israels Premier Netanjahu und die Hamas de facto zusammengearbeitet, um eine Zwei-Staaten-Lösung zu verhindern“, sagte Stegner. Es brauche eine Lösung des Nahost-Konflikts, „die die Sicherheit Israels gewährleistet und zugleich den Palästinensern eine Perspektive gibt. Wenn wir immer wieder das eine oder das andere vernachlässigen, wachsen neue Generationen im Hass auf.“

„Der Krieg muss enden!“

Der Generalsekretär der Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Ali Mete, äußerte sich auf X zu dem Gutachten des Internationalen Gerichtshofs und forderte Konsequenzen. „Kämpfe im Gaza-Streifen gehen weiter, und auch in Tel Aviv kam es zu einer Explosion. Bisher sind in den Auseinandersetzungen in Gaza mehr als 38.000 Menschen gestorben, rund 90.000 wurden verletzt. Die verbliebenen Menschen werden ihrer elementarsten Rechten beraubt und müssen seit Monaten unter schwierigsten Bedingungen um ihr Leben bangen. Nun liegt es an der internationalen Gemeinschaft, auf die Feststellungen des IGH zu reagieren“, so Mete.

Die Staaten, darunter auch die deutsche Regierung, müsse Druck ausüben, um den Ausbau der Siedlungen zu stoppen und die illegale Besetzung zu beenden. Doch zuallererst müsse die humanitäre Katastrophe in Gaza ein Ende finden. Der Krieg müsse enden und humanitäre Hilfe müsse alle Bedürftigen erreichen. Alle Kriegsverbrechen, egal von wem sie begangen wurden und werden, müssen aufgearbeitet werden. „Um Frieden für alle Menschen in der Region zu schaffen, muss dem palästinensischen Volk ein eigener freier Staat zuerkannt werden“, sagt Mete abschließend. 

„Es gibt jetzt keine Ausreden mehr“

Ulrich Lechte, außenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, sagte dem „Tagesspiegel“, das Gutachten sei eine Aufforderung, eine Verhandlungslösung zu finden. „Es gibt jetzt keine Ausreden mehr. Dieses Gutachten kann und darf man nicht ignorieren. Das internationale Recht ist der Eckpfeiler der europäischen Außenpolitik.“

Das höchste UN-Gericht in Den Haag hatte Israels Vorgehen in den besetzten palästinensischen Gebieten am Freitag in einem Rechtsgutachten als unrechtmäßig bezeichnet. Israel mache sich faktisch der Annektierung schuldig. Die Richter verweisen in ihrer Begründung unter anderem auf das Völkerrecht. Israel wird in dem Gutachten aufgefordert, den Siedlungsbau zu stoppen und Entschädigungen zu leisten – auch durch Rückgabe von Land. Die Entscheidung des Gerichts ist nicht bindend, könnte aber den politischen Druck auf Israel auch im Hinblick auf den Krieg im Gazastreifen erhöhen. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Dilaver_Ç. sagt:
Liebe Islamiq-Redaktion, warum trauen Sie sich nicht, das Kind beim Namen zu nennen? Israel ist eine Apartheid.
22.07.24
13:13