Auf einem Festival in Solingen tötet ein Mann mehrere Menschen. Einen Tag später stellt sich der mutmaßliche Täter den Sicherheitsbehörden. Nun schaltet sich die oberste deutsche Anklagebehörde ein.
Nach dem tödlichen Messerangriff von Solingen hat die Bundesanwaltschaft den Fall an sich gezogen und ermittelt gegen den Tatverdächtigen wegen Mordes und des Verdachts der Mitgliedschaft in einer Terrormiliz. Das teilte eine Sprecherin der obersten deutschen Anklagebehörde der Deutschen Presse-Agentur in Karlsruhe mit.
Wie die Polizei mitteilte, hatte sich ein 26-Jähriger am Samstagabend den Ermittlungsbehörden gestellt. Der Mann habe angegeben, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Nach dpa-Informationen soll er blutverschmierte Kleidung getragen haben, als er sich gestellt hat. Berichten zufolge soll der Verdächtige Ende 2022 nach Deutschland gekommen und einen Antrag auf Asyl gestellt haben. Den Sicherheitsbehörden war er demnach bislang nicht als islamistischer Extremist bekannt. Diese Informationen wurden der Deutschen Presse-Agentur bestätigt.
Die Terrormiliz IS reklamierte zwar die Tat für sich, eine Bestätigung der Sicherheitsbehörden für ein islamistisches Tatmotiv gibt es bislang jedoch nicht. Aus Ermittlerkreisen wurde darauf hingewiesen, dass der IS in der Vergangenheit schon öfter eine Tat für sich reklamiert habe, ohne dass es belastbare Hinweise für eine Zusammenarbeit mit dem Täter gab.
Der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers hatte am Samstagnachmittag bei einer Pressekonferenz in Wuppertal zu den Hintergründen der Tat gesagt: „Eine Motivlage konnten wir bisher auch nicht erkennen, wir gehen aber nach den Gesamtumständen davon aus, dass der Anfangsverdacht einer terroristisch motivierten Tat nicht ausgeschlossen werden kann.“
Deutschlandweit löste die Tat in Solingen große Betroffenheit aus. Viele Politiker zeigten sich entsetzt. Die muslimische Gemeinschaft verurteilte den Angriff scharf. „Der Angriff auf das Solinger Stadtfest hat uns tief erschüttert. In diesen schweren Stunden trauern wir um die Opfer und möchten den Angehörigen unser herzliches Beileid aussprechen“, erklärte Burhan Kesici, Vorsitzender des Islamrats.
Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), schrieb auf X: „Angriffe auf unschuldige Menschen sind immer und überall falsch. Terror kann niemals gerechtfertigt werden. Wer solche grausamen Taten verübt oder unterstützt, begeht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es ist unsere gemeinsame Pflicht, uns für Frieden und Toleranz starkzumachen.“
Die Türkisch-Islamische Union e.V. (DITIB) zeigt sich auch bestürzt über den schrecklichen Messerangriff. „Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt den Angehörigen, die einen unerträglichen Verlust erlitten haben, sowie den Verletzten, denen wir von Herzen eine schnelle Genesung wünschen“, so die DITIB in einer Mitteilung. In Zeiten wie diesen rücke man als Gemeinschaft noch enger zusammen, um sich der sinnlosen Gewalt entgegenzustellen, die das Leben aller erschüttert habe. (dpa, iQ)