Telegram verspricht seinen Nutzern hohe Anonymität. Für deutsche Rechtsextremisten sei der Messengerdienst von größter Bedeutung, sagt das Bundesamt für Verfassungsschutz.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hält Telegram inzwischen für eine zentrale Kommunikationsplattform des rechtsextremistischen Spektrums in Deutschland. „Telegram hat sich in den letzten Jahren zu einer Anker- und Sammelstelle verschiedener rechtsextremistischer Szenen entwickelt“, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Broschüre des Inlandsnachrichtendienstes.
Darin heißt es weiter, auf der Plattform würden ideologische Inhalte ungefiltert verbreitet. Via Telegram würden Nutzer für rechtsextremistische Veranstaltungen mobilisiert und für die Szene rekrutiert. „Rassistische, antisemitische, islamfeindliche oder gewaltorientierte Äußerungen bis hin zu abstrakten oder konkreten Tötungsabsichten bleiben oftmals unwidersprochen oder werden von anderen Nutzern unterstützt“, stellt der Verfassungsschutz fest. Der Messengerdienst sei für Rechtsextremisten auch deshalb attraktiv, weil er es Nutzern einerseits ermöglicht, sich untereinander zu vernetzen, und andererseits über Kanäle viele User gleichzeitig erreicht werden können. Ausschlaggebend für die Relevanz von Telegram sei außerdem, dass der Messengerdienst auch von vielen Menschen über die Szene hinaus genutzt werde. „Sowohl in einfachen Chatgruppen mit bis zu 200 Mitgliedern als auch in sogenannten Supergruppen mit bis zu 200.000 Mitgliedern können Szeneangehörige auch nicht extremistische Diskurse beeinflussen.“
Ein weiterer Grund für die Beliebtheit des Dienstes bei Rechtsextremisten sei, dass sich die Akteure dort sicher fühlten. Der Plattformbetreiber verspricht ein hohes Maß an Anonymität und bietet eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Einzelchats an. Accounts werden laut Bundesamt nur selten wegen rechtsextremistischer Inhalte gesperrt. Neben Messengern und sozialen Netzwerken nutzen Rechtsextremisten dem Inlandsnachrichtendienst zufolge auch schlicht gestaltete und weitgehend unmoderierte Internetforen, sogenannte Imageboards, sowie Plattformen für Onlinespiele für ihre Zwecke. Nutzer dieser Kommunikationsplattformen setzten teils auf rassistische Memes, um Hassbotschaften zu verbreiten. Auch gezielte Desinformation und Hasspostings seien oft Teil der Strategie. (dpa, iQ)