Islamfeindlichkeit

Jeder zweite Muslim in Europa fühlt sich im Alltag diskriminiert

Einer aktuellen Studie zufolge erleben Muslime in Europa zunehmend Diskriminierung im Alltag. Besonders hoch ist der Anteil in Österreich und Deutschland. Experten fordern, dass Islamfeindlichkeit entschieden bekämpft werden muss.

26
10
2024
Studie: Muslime in Europa fühlen sich im Alltag diskriminiert - FRA Studie
Muslimin mit Kopftuch © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Ein aktuelle Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) offenbart alarmierende Zahlen: In der EU ist fast jede zweite muslimische Person im Alltag mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert. Die Erfahrungen muslimischer Menschen, die sowohl ihre religiöse Zugehörigkeit als auch ihre ethnische Herkunft oder ihren Migrationshintergrund zur Zielscheibe machen, zeichnen ein düsteres Bild der europäischen Realität.

Besonders betroffen sind junge Muslime, die in der EU geboren sind, sowie Frauen, die religiöse Kleidung tragen. Die FRA-Studie „Being Muslim in the EU“ dokumentiert das wachsende Ausmaß von antimuslimischem Rassismus und Diskriminierung, das seit der letzten Erhebung 2016 deutlich zugenommen hat.

Muslime werden in vielen Bereichen diskriminiert

Die Zahlen sind besorgniserregend: Nahezu die Hälfte der muslimischen Befragten (47 %) berichtete von rassistischer Diskriminierung, ein Anstieg im Vergleich zu 39 % im Jahr 2016. Besonders hoch sind die Diskriminierungsquoten in Österreich (71 %), Deutschland (68 %) und Finnland (63 %). Die größten Herausforderungen finden sich auf dem Arbeitsmarkt: Über ein Drittel der muslimischen Befragten (39 %) erlebte Diskriminierung bei der Arbeitssuche, während 35 % am Arbeitsplatz benachteiligt wurden. Auch auf dem Wohnungsmarkt sind die Hürden gewachsen, mit 35 % der Befragten, die aufgrund ihrer Herkunft oder Religion keinen Zugang zu Wohnraum hatten.

Frauen, die religiöse Kleidung tragen, sind von Diskriminierung besonders betroffen. Während 45 % bei der Jobsuche Nachteile erfuhren, stieg dieser Anteil bei jungen Frauen zwischen 16 und 24 Jahren sogar auf 58 %. In anderen Lebensbereichen wie Bildung und Gesundheit zeigen sich ähnliche Benachteiligungen: Die Wahrscheinlichkeit, die Schule vorzeitig zu verlassen, ist bei muslimischen Jugendlichen dreimal so hoch wie im EU-Durchschnitt, und fast ein Drittel der muslimischen Haushalte kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten.

Islamfeindlichkeit musst bekämpft werden

Die FRA fordert die EU und ihre Mitgliedstaaten zu gezielten Maßnahmen auf. Dazu gehören die Verlängerung des EU-Aktionsplans gegen Rassismus, die stärkere Durchsetzung von Antidiskriminierungsgesetzen und der Kampf gegen diskriminierendes Profiling. Sirpa Rautio, Direktorin der FRA, warnte, dass die zunehmende Polarisierung Europas antimuslimische Ressentiments weiter schüre und rief dazu auf, ein Europa zu fördern, in dem sich alle sicher und respektiert fühlen können.

Auch die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, forderte eine „umfassende Strategie gegen religiöse Diskriminierung“. In Deutschland erlebten Menschen nach Österreich am häufigsten antimuslimischen Rassismus, so Ataman. „Muslimfeindlichkeit hat ein derart alarmierendes Ausmaß erreicht, dass wir reagieren müssen“, erklärte die Antidiskriminierungsbeauftragte. Eine Strategie gegen religiöse Diskriminierung müsse demnach Prävention und Sensibilisierung genauso umfassen wie einen verstärkten Diskriminierungsschutz. Schon jetzt sei darüber hinaus wichtig klarzustellen, dass Diskriminierung aufgrund der Religion verboten sei. Ataman sagte: „Ich kann Betroffenen nur raten, sich beraten zu lassen und dagegen vorzugehen.“ (KNA, iQ)

Leserkommentare

D. Maryschok sagt:
Ja sieh mal an. Was glaubt ihr, wie sich jüdische Mitbürger fühlen ? Von anderen die diskriminiert werden, abgesehen.
27.10.24
13:59
Marco Polo sagt:
Jeder zweite Muslim in Europa und alle anderen auch sollten sich schon die Frage stellen, weshalb der Islam global so umstritten ist und vielfach kritisiert & angefeindet wird. Gerade der radikale, fundamentalistische Islam bietet genügend Angriffsfläche. Extremistische und terroristische Strömungen - jenseits freiheitlicher, liberaler und demokratischer Grundordnungen - sind Bestandteile des Islam insgesamt und sorgten & sorgen immer wieder für Aufruhr, Umsturzversuche und Kriege. Das islamische Weltbild als oberstes Wahrheits- und Erlösungskonzept für alle Ewigkeit? Vielfach vertreten und verkündet von einer erlauchten, privilegierten Herrschaftsminderheit geistlicher Prägung, die allen anderen autoritär vorgeben will, wie sie leben, handeln und denken sollen. Da kann es nicht verwundern, wenn viele Menschen anti-islamisch eingestellt sind und mit einem diktatorischen Scharia-Islam nichts zu tun haben wollen. Genügend Experten fordern eindringlich, dass zuerst einmal der Islam seine eigenen bedrohlichen Schattenseiten mit sehr inhumanen Eigenheiten bekämpfen und radikal beseitigen muß.
28.10.24
16:54
Jojo sagt:
Sehr besorgniserregende Zahlen, für Betroffene aber sicherlich nicht schockierend oder überraschend und auch als Nichtbetroffene kann man diese Entwicklung deutlich beobachten, wenn man nicht ganz die Augen davor verschließt. Als Atheistin kann ich mir diesbezügliche Ängste - aber wirklich auch nur Ängste - erklären - nicht rechtfertigen - aus den vielen negativen Erfahrungen, die Menschen hierzulande mit (zumeist der christlichen) Religion bzw. religiösen Institutionen gemacht haben: Unterdrückung, Missbrauch, Unfreiheit, Lebens- und Lustfreundlichkeit usw.. Dies allein rechtfertigt aber keine Diskriminierung und keine Menschenfeindlichkeit, im Gegenteil: Worunter man selbst eventuell gelitten hat, sollte man ja aktiv selbst anders praktizieren - erst recht. Hier liegt für mich der Hund begraben in all den Debatten um (selten mit) den Islam. Am meisten schmerzt mich, dass immer größere Teile von Politik und Medien gruppenfeindliche Menschenfeindlichkeit in der Variante 'Muslimfeindlichkeit' augenscheinlich zur politischen bzw. wirtschaftlichen Erfolgsstrategie auserkoren haben. Das lässt für die Zukunft Schlimmeres befürchten, und ich hoffe, dass, sollte es auf Kipp stehen, es am Ende hierfür keine Mehrheit gibt.
28.10.24
19:32
Daniel sagt:
Ich finde, wir sollten mit allen Mitmenschen freundlich umgehen, egal welche Hautfarbe, welches Geschlecht oder welche Religion jemand hat. Die schockierenden Zahlen aus dieser Studie müssen uns doch zumindest zu denken geben. Hinter diesen Zahlen stehen Menschen.
29.10.24
14:01
Adnan sagt:
Hallo an alle, das Hauptproblem der meisten Menschen liegt Grundlegend darin an das nehmen ohne zu geben. Erste frage wer hat euch das leben gegeben, seit nicht so egoistisch und lernt zu geben in dem ihr anfängt zu glauben. Ciao
07.11.24
16:02
Grege sagt:
Islamvertreter suhlen sich mal wieder in der opferperspektive. Von muslimen ausgehender rassismus sowie terrorismus, unter denen hierzulande juden zu leiden haben, wird totgeschwiegenen, ganz bewusst auch von islamiq.de
08.11.24
19:48