Einer aktuellen Studie zufolge erleben Muslime in Europa zunehmend Diskriminierung im Alltag. Besonders hoch ist der Anteil in Österreich und Deutschland. Experten fordern, dass Islamfeindlichkeit entschieden bekämpft werden muss.
Ein aktuelle Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) offenbart alarmierende Zahlen: In der EU ist fast jede zweite muslimische Person im Alltag mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert. Die Erfahrungen muslimischer Menschen, die sowohl ihre religiöse Zugehörigkeit als auch ihre ethnische Herkunft oder ihren Migrationshintergrund zur Zielscheibe machen, zeichnen ein düsteres Bild der europäischen Realität.
Besonders betroffen sind junge Muslime, die in der EU geboren sind, sowie Frauen, die religiöse Kleidung tragen. Die FRA-Studie „Being Muslim in the EU“ dokumentiert das wachsende Ausmaß von antimuslimischem Rassismus und Diskriminierung, das seit der letzten Erhebung 2016 deutlich zugenommen hat.
Die Zahlen sind besorgniserregend: Nahezu die Hälfte der muslimischen Befragten (47 %) berichtete von rassistischer Diskriminierung, ein Anstieg im Vergleich zu 39 % im Jahr 2016. Besonders hoch sind die Diskriminierungsquoten in Österreich (71 %), Deutschland (68 %) und Finnland (63 %). Die größten Herausforderungen finden sich auf dem Arbeitsmarkt: Über ein Drittel der muslimischen Befragten (39 %) erlebte Diskriminierung bei der Arbeitssuche, während 35 % am Arbeitsplatz benachteiligt wurden. Auch auf dem Wohnungsmarkt sind die Hürden gewachsen, mit 35 % der Befragten, die aufgrund ihrer Herkunft oder Religion keinen Zugang zu Wohnraum hatten.
Frauen, die religiöse Kleidung tragen, sind von Diskriminierung besonders betroffen. Während 45 % bei der Jobsuche Nachteile erfuhren, stieg dieser Anteil bei jungen Frauen zwischen 16 und 24 Jahren sogar auf 58 %. In anderen Lebensbereichen wie Bildung und Gesundheit zeigen sich ähnliche Benachteiligungen: Die Wahrscheinlichkeit, die Schule vorzeitig zu verlassen, ist bei muslimischen Jugendlichen dreimal so hoch wie im EU-Durchschnitt, und fast ein Drittel der muslimischen Haushalte kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten.
Die FRA fordert die EU und ihre Mitgliedstaaten zu gezielten Maßnahmen auf. Dazu gehören die Verlängerung des EU-Aktionsplans gegen Rassismus, die stärkere Durchsetzung von Antidiskriminierungsgesetzen und der Kampf gegen diskriminierendes Profiling. Sirpa Rautio, Direktorin der FRA, warnte, dass die zunehmende Polarisierung Europas antimuslimische Ressentiments weiter schüre und rief dazu auf, ein Europa zu fördern, in dem sich alle sicher und respektiert fühlen können.
Auch die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, forderte eine „umfassende Strategie gegen religiöse Diskriminierung“. In Deutschland erlebten Menschen nach Österreich am häufigsten antimuslimischen Rassismus, so Ataman. „Muslimfeindlichkeit hat ein derart alarmierendes Ausmaß erreicht, dass wir reagieren müssen“, erklärte die Antidiskriminierungsbeauftragte. Eine Strategie gegen religiöse Diskriminierung müsse demnach Prävention und Sensibilisierung genauso umfassen wie einen verstärkten Diskriminierungsschutz. Schon jetzt sei darüber hinaus wichtig klarzustellen, dass Diskriminierung aufgrund der Religion verboten sei. Ataman sagte: „Ich kann Betroffenen nur raten, sich beraten zu lassen und dagegen vorzugehen.“ (KNA, iQ)