An einem Bahnhof wird ein junge Frau rassistischen Mann angeschrien und geschubst. Grund: Ihr Kopftuch. Eine Zeugin geht dazwischen und verhindert Schlimmeres.
Ein 63 Jahre alter rassistischer Mann soll im Bahnhof im ostfriesischen Leer ein junges muslimisches Mädchen mit Kopftuch bedrängt und angeschrien haben, ihr Kopftuch abzulegen. Außerdem soll der Rassist versucht haben, die 16-Jährige zu schlagen und ins Gleisbett zu stoßen, wie die Bundespolizei mitteilte. Eine Passantin nahm laut den Beamten die Situation wahr, ging dazwischen und verhinderte Schlimmeres.
Nachdem sie die Situation beruhigt hatte und bevor eine erste Polizeistreife eingetroffen war, ging sie fort. Deshalb sucht die Bundespolizei nun nach ihr. Sie sei eine wichtige Zeugin, sagte ein Polizeisprecher. Das 16 Jahre alte muslimische Mädchen und eine Freundin, mit der es unterwegs war, blieben unverletzt. Polizisten stellten den 63-Jährigen noch im Bahnhof.
Die Bundespolizei ermittelt gegen den rassistischen Mann wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Der Tatverdächtige soll die 16-Jährige gezielt wegen ihres Kopftuchs, das das Mädchen aus religiösen Gründen trägt, bedrängt und geschubst haben, wie der Polizeisprecher sagte. Zu dem Vorfall kam es bereits am Abend des 12. Oktobers. Da das Verfahren zunächst von der Landespolizei bearbeitet worden und dann an die zuständige Bundespolizei übermittelt worden sei, komme es erst jetzt zu dem Zeugenaufruf, wie der Polizeisprecher sagte.
Im Jahr 2023 hat es in Deutschland deutlich mehr Angriffe auf Muslime und Moscheen gegeben. Insgesamt wurden 1464 Straftaten erfasst. Besonders nach dem 7. Oktober sind die islamfeindliche Angriffe drastisch gestiegen. Bei den Tätern handele es sich überwiegend um Rechtsextreme. 1211 von 1464 Straftaten werden dem rechten Spektrum zugeordnet.
Ein aktuelle Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) offenbart alarmierende Zahlen: In der EU ist fast jede zweite muslimische Person im Alltag mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert. Besonders betroffen sind Muslime, die in Österreich und Deutschland leben
Die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, zeigt sich entsetzt über die Ergebnisse und fordert eine „umfassende Strategie gegen religiöse Diskriminierung“. Eine Strategie gegen religiöse Diskriminierung müsse demnach Prävention und Sensibilisierung genauso umfassen wie einen verstärkten Diskriminierungsschutz. Schon jetzt sei darüber hinaus wichtig klarzustellen, dass Diskriminierung aufgrund der Religion verboten sei. Ataman sagte: „Ich kann Betroffenen nur raten, sich beraten zu lassen und dagegen vorzugehen.“ (dpa/iQ)