Die Zufriedenheit mit der Demokratie, wie sie in Deutschland gelebt wird, schwindet und ist so gering wie schon lange nicht mehr. Die rassistische Zustimmung in Westdeutschland nähert sich den Einstellungen im Osten an.
Die Zufriedenheit mit der Demokratie, ist im Osten so gering wie zuletzt 2006 (29,7 Prozent). Auch im Westen sinkt die Zustimmung (45,5 Prozent). „Ausländerfeindlichkeit“ hat sich zu einem bundesweit geteilten Ressentiment entwickelt: Die Zustimmung zu rassistischen Aussagen hat in Westdeutschland deutlich zugenommen und nähert sich den Einstellungen im Osten an. Dies geht aus einer Pressemitteilung der Heinrich-Böll-Stiftung hervor.
Dies sind Ergebnisse der Leipziger Autoritarismus Studie, die heute erschienen ist. Die Studie mit dem Titel „Vereint im Ressentiment. Autoritäre Dynamiken und rechtsextreme Einstellungen“ ist in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung und der Otto Brenner Stiftung entstanden. Seit 2002 erscheinen die Leipziger Studien – zum inzwischen 12. Mal. Das Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig hat die Befunde der neuen Untersuchung und die aktuelle Studie in Berlin vorgestellt.
„Die Leipziger Autoritarismus Studien sind eine Institution, ein zentraler Referenzpunkt für die offene gesellschaftspolitische Debatte“, sagt Jan Philipp Albrecht, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung und fügt hinzu: „Uns beschäftigt besonders die zunehmende Zahl der Befragten, die mit der gelebten Demokratie unzufrieden sind. Mit unserer politischen Bildungsarbeit wollen wir hier zu einer Änderung der Einstellungen beitragen.“
Jupp Legrand, Geschäftsführer der Otto Brenner Stiftung, verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung des Arbeitsplatzes als Erfahrungsraum: „Wir wissen, dass Beteiligung in der Arbeitswelt mit einer positiveren Einstellung zur Demokratie einhergeht – der konstatierte Rückgang betrieblicher Partizipationserfahrungen, insbesondere in Ostdeutschland, muss daher alarmieren.“ Künftig gälte es umso mehr, „Betriebsräte und Gewerkschaften weiter zu stärken“.
Ihren analytischen Blick wirft die diesjährige Erhebung auf die Einflüsse von sozialer Ungleichheit und sozialräumlichen Kontexten auf die Verbreitung rechtsextremer Einstellungen. Hier zeigt sich – ein sehr bemerkenswerter Befund – dass auf individueller Ebene Faktoren wie Arbeitslosigkeit und niedriges Einkommen wenig Erklärungskraft besitzen. Rechtsextreme Einstellungen scheinen viel stärker befördert durch subjektive Deprivationserfahrungen, insbesondere durch das Gefühl, dass es Deutschland insgesamt wirtschaftlich schlecht gehen würde.
Für die Studie wurden zwischen Anfang März und Ende Mai 2024 bundesweit 2.500 Personen mit Wohnsitz in Deutschland vor Ort befragt. Die Untersuchung ist repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung ab 16 Jahre.