Im Zuge des Bosnien-Genozids 1992–1995 wurden mehr als 100.000 Muslime gezielt ausgelöscht – mitten in Europa. 30 Jahre später will die SPD in Berlin in besonderer Weise an den Genozid erinnern.
Die Berliner SPD setzt sich für einen Gedenktag für die Opfer des Genozids an bosnischen Muslimen 1992-1995 in Bosnien ein. „Wir fordern das Abgeordnetenhaus und den Senat auf, den 11. Juli zum Gedenktag zu erklären, der künftig jährlich begangen wird“, sagte Timur Sarić von der SPD Charlottenburg-Wilmersdorf der Deutschen Presse-Agentur.
Er fordert, den 11. Juli 2025 in Berlin als 30. Jahrestag des Genozids in Srebrenica zu begehen, der 1995 dort mit der Ermordung von über 8.000 Menschen seinen traurigen Höhepunkt erreichte, und dabei öffentlich an die Opfer zu erinnern. „Wünschenswert wäre, wenn Senat und Parlament dazu Kontakt aufnehmen zu Opfer- und Überlebendenverbänden und der bosnischen Gemeinschaft in Berlin.“
Denkbar seien etwa eine Gedenkveranstaltung oder das Hissen der Flagge Bosnien-Herzegowinas vor öffentlichen Gebäuden, so Sarić. Eine andere Möglichkeit wäre aus seiner Sicht die Beleuchtung des Brandenburger Tores in den bosnischen Nationalfarben.
Auf ihrem Parteitag am 23. November fasste die Berliner SPD einen ähnlich lautenden Beschluss. Wichtig sei zudem, an Schulen über die Kriege im ehemaligen Jugoslawien in den 1990er Jahren und somit auch über den Genozid in Bosnien aufzuklären, heißt es in dem Papier.
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen beschloss im Mai dieses Jahres eine maßgeblich von Deutschland vorangetriebene Resolution, wonach der 11. Juli weltweit als „Tag der Reflexion und des Gedenkens“ an die Genozidopfer von Bosnien begangen werden soll. In Serbien und im serbischen Landesteil Bosniens, der sogenannten Republika Srpska, ist die Leugnung des Genozids und die Heroisierung der Täter gewissermaßen Staatspolitik.
Im Zuge des Bosnien-Genozids ermordeten bosnische Serben zwischen 1992 und 1995 mehr als 100.000 muslimische Bosnier systematisch. Der Höhepunkt der Gräueltaten war der 11. Juli 1995 und die darauffolgenden Tage, als in der damaligen UN-Schutzzone Srebrenica mehr als 8.000 Muslime, überwiegend Männer und männliche Jugendliche, getötet wurden. Frauen, Mädchen und Kinder wurden in Bussen an die Frontlinie in das von der bosnischen Armee kontrollierte Gebiet deportiert.
Urteile des Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien sowie des Internationalen Gerichtshofs haben den Genozid-Charakter der systematischen Morde in Bosnien, insbesondere in Srebrenica, juristisch anerkannt. Der damalige politische Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, und der Kommandant der sogenannten Bosnisch-Serbischen Armee, Ratko Mladić, wurden vom Internationalen Gerichtshofs zu lebenslangen Gefängnisstrafen verurteilt. (dpa/iQ)