









Nach der Gedenkveranstaltung in Hanau sorgt das Rathaus für einen politischen Eklat: Die Koalition will künftige Gedenkveranstaltungen begrenzen – eine Entscheidung, die Angehörige scharf kritisieren.
Fünf Jahre nach dem rassistisch motivierten Anschlag von Hanau, bei dem neun Menschen ihr Leben verloren, sorgt ein Streit um das offizielle Gedenken für heftige Diskussionen. Die kommunale Koalition aus CDU, SPD und FDP kündigte an, künftige Gedenkveranstaltungen auf ein kleineres Format zu beschränken. Anlass für diese Entscheidung sei die Rede von Emiş Gürbüz, der Mutter eines der Opfer, Sedat Gürbüz.
Gürbüz hatte der Stadt Hanau bei der zentralen Gedenkveranstaltung schwere Vorwürfe gemacht. Sie warf der Stadt vor, Warnsignale des Täters ignoriert und notwendige Sicherheitsmaßnahmen vernachlässigt zu haben. „Deutschland und die Stadt Hanau schulden mir ein Leben“, sagte sie in ihrer emotionalen Rede.
Die Koalition kritisierte die Vorwürfe scharf und warf Gürbüz vor, die Veranstaltung zur Spaltung genutzt zu haben. CDU-Fraktionschef Pascal Reddig sprach von einem „Missbrauch der Gedenkveranstaltung“. Auch SPD-Fraktionsvorsitzende Ute Schwarzenberger äußerte sich kritisch und forderte Respekt im Umgang mit der Trauer.
Die Initiative „19. Februar Hanau“ reagierte empört: „Wir sind entsetzt und enttäuscht, dass die Worte einer Betroffenen zum Anlass genommen werden, über die Erinnerung an den rassistisch motivierten Anschlag von Hanau zu entscheiden.“ Die Initiative betonte, dass jede Familie unterschiedlich mit Verlust, Trauer und Schmerz umgehe und scharfe Worte von politischer Seite auszuhalten seien, wenn Verantwortung im Raum stehe.
Weiter heißt es: „Die Absage eines offiziellen Gedenkens betrifft nicht nur die Familien, sondern die gesamte Gesellschaft. Hanau trägt diese Narbe, und sie wird nicht verschwinden, wenn politisch entschieden wird, das Gedenken zu begrenzen.“ Erinnerungskämpfe seien zugleich Kämpfe um Anerkennung, so die Initiative. „Wenn die Stadt Hanau diese Anerkennung verweigert, heißt das nicht, dass wir vergessen werden.“