









Gemeinsame Iftar-Abende in Moscheen und Räumlichkeiten der islamischen Religionsgemeinschaften sind inzwischen Tradition. Auch dieses Jahr laden Muslime erneut zum gemeinsamen Iftar ein.
Im Ramadan besuchen sich Muslime gegenseitig zum Iftar, um mit dem Sonnenuntergang gemeinsam ihr tägliches Fasten zu brechen – eine langjährige Tradition. Durch diese Praxis werden familiäre und verwandtschaftliche Bindungen ebenso wie Freundschaften und nachbarschaftliche Beziehungen gestärkt.
Das Beisammensein bietet zudem die Gelegenheit, neue Bekanntschaften zu knüpfen.
Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) veranstaltete am Mittwoch in ihrer Zentrale in Köln-Holweide ein Iftar für geladene Gäste. Vertreter aus Politik, Kirchen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft folgten der Einladung.
Ali Mete, Generalsekretär der IGMG, betont in seiner Iftar-Rede die Bedeutung von Hoffnung in Zeiten der Krise. Er beschreibt den Ramadan als eine Zeit der Reflexion, des Verzichts und der Empathie für Bedürftige. Gleichzeitig erinnert er an weltweite Konflikte und Herausforderungen wie Krieg, Hunger und gesellschaftliche Spaltungen. Trotz dieser düsteren Realitäten hebt er hervor: „Gerade in Krisenzeiten brauchen wir Hoffnung.“ Er ruft dazu auf, an Gerechtigkeit zu glauben, als Gemeinschaft zusammenzustehen und aktiv für eine bessere Zukunft zu handeln. Inspiriert von einem Hadith des Propheten Muhammad (s) schließt er mit der Botschaft: „Habt Hoffnung!“
Kemal Ergün, Vorsitzender der IGMG, betonte anschließend die spirituelle Bedeutung des Fastens. Es schule den freien Willen, reinige die Seele und biete Raum zur Reflexion. Gerade in Krisenzeiten sei es essenziell, Hoffnung zu bewahren und moralische Werte zu stärken. Millionen Menschen weltweit litten unter Armut und Unterdrückung – daher sei es umso wichtiger, vorhandene Ressourcen mit den Bedürftigen zu teilen.
Bei der Veranstaltung am Mittwochabend in Köln betonte der Geschäftsführer der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog, Alexander Kalbarczyk, in einem Grußwort die Gemeinsamkeiten zwischen Christen und Muslimen. Beide Religionen verbinde das Prinzip der Hoffnung, „auch über die Grenzen der Religionsgemeinschaften hinweg“. Auch der Kölner Bürgermeister Ralph Elster, der Beauftragte für den interreligiösen Dialog der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ralf Lange-Sonntag, und der Generalkonsul der Republik Türkei in Köln, Hüseyin Kantem Al, richteten Grußworte an die Gastgeber.
Pfarrer Ralf Lange-Sonntag betonte dabei, dass das Fasten eine gemeinsame Erfahrung für Christen und Muslime sei. „Freiwilliger Verzicht, Einheit und Zusammenhalt sind Werte, die uns das Fasten vermittelt. Dieser Prozess bringt uns einander noch näher“, erklärte er. Bürgermeister Ralph Elster betonte die besondere Bedeutung des zeitgleichen Fastens von Christen und Muslimen. Er verwies auf den Koranvers „Haltet fest am Seil Gottes“ als Symbol für Einheit und Zusammenhalt und sagte, dass das Fasten ein Zeichen von Standhaftigkeit im Glauben sei. Der Generalkonsul Kantem Al wünschte allen Gästen einen gesegneten Ramadan und würdigte die Arbeit der IGMG für die muslimische Gemeinschaft in Deutschland.
Neben der IGMG haben auch andere islamische Religionsgemeinschaften auf Bundes- und Landesebene Iftar-Abende organisiert, darunter die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB). In der Kölner Zentralmoschee lud sie am Samstag über 200 Gäste ein, darunter hochrangige Politiker, Kirchenvertreter und Repräsentanten zivilgesellschaftlicher Organisationen. Hausherr Dr. Kuzey betonte die Bedeutung des Iftars als Ort der Begegnung und Solidarität, verwies aber auch auf die globalen Krisen, insbesondere das Leid in Gaza und die Zunahme des Populismus in Deutschland. Dennoch müsse man der gesellschaftlichen Spaltung mit Hoffnung und Zusammenhalt begegnen.