









Ungewöhnlich politisch beginnen 2025 die vor 30 Jahren ins Leben gerufenen Anti-Rassismus-Wochen: Initiator Jürgen Micksch mahnt, die künftige Bundesregierung dürfe Demokratie und Zivilgesellschaft nicht schwächen.
Unter dem Motto „Menschenwürde schützen“ haben die bundesweiten Wochen gegen Rassismus begonnen. Jürgen Micksch, Vorstand der Stiftung gegen Rassismus, sagte am Montag vor Journalisten in Frankfurt: „Wir blicken zurück auf einen migrationsfeindlichen Wahlkampf, an dem sich auch demokratische Parteien beteiligt haben.“ Die Folgen seien absehbar: „mehr Hass und Gewalt.“ Deshalb sei es wichtig, Flagge für eine menschenfreundliche Gesellschaft zu zeigen.
In den vergangenen Wochen seien Hunderttausende Menschen für ein „buntes Deutschland“ und gegen Rassismus auf die Straße gegangen. Doch sei zu befürchten, dass „mit der migrationsfeindlichen Politik auch nach der Bundestagswahl weitergemacht“ werde, kritisierte der Theologe. Jetzt komme es auf die Koalitionsverhandlungen an: „Verhindert werden muss eine Bundesregierung und ein Bundeskanzler, von denen die Demokratie und die Zivilgesellschaft geschwächt werden“, sagte Micksch.
Bis 30. März stehen in ganz Deutschland mehr als 5.000 Veranstaltungen wie Diskussionsrunden auf dem Programm der Wochen gegen Rassismus, darunter rund 2.000 religiöse Feiern. Den größten Anteil bilden dabei muslimische Gemeinden, die dafür etwa Freitagsgebete teils auch für Gastredner öffnen.
Rund 1.800 Moscheegemeinden wirken in diesem Jahr mit. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ist für einen Besuch am 21. März in einer Frankfurter Moschee angekündigt.
Dazu kommen rund 200 Veranstaltungen anderer Religionsgemeinschaften – darunter mehrere Dutzend christliche Feiern. Die zentrale religiöse Feier mit Vertretungen von neun Religionsgemeinschaften findet am 23. März um 10.00 Uhr im Frankfurter Dom statt. Die UN-Tage gegen Rassismus wurden in Deutschland vor 30 Jahren in Frankfurt ins Leben gerufen. Frankfurts Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) warnte nun vor einer Stimmungsmache gegen Migranten. Ohne Menschen mit Migrationshintergrund „wäre diese Stadt Frankfurt, wäre dieses Land lahmgelegt“, sagte sie. Zugleich warnte sie vor einer Abschaffung des Asylrechts. Es sei „das Herz unserer Verfassung“.
Der diesjährige Botschafter der Anti-Rassismus-Wochen, der Autor und Aktivist Gianni Jovanovic, betonte, es gelte „Kante zu zeigen“ gegen rassistische Einstellungen. Jeder Einzelne müsse in seinem Umfeld dagegen protestieren. „Seien Sie unbequem!“, mahnte er. (KNA/iQ)