Entwicklungsministerium

Religion und Entwicklungshilfe sollen verknüpft werden

Das Entwicklungsministerium legte ein Konzept vor, um die deutsche Entwicklungshilfe stärker mit Religionen zu verknüpfen. Man wolle damit das entwicklungsfördernde und friedensstiftende Potenzial der Religionen nutzen. Das katholische Hilfswerk Misereor begrüßt das Vorhaben.

03
06
2015
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Das katholische Hilfswerk Misereor signalisiert Unterstützung für den Ansatz von
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), Fragen von Religion und Entwicklungshilfe enger zu verknüpfen. Religionen könnten zwar instrumentalisiert werden und negative Effekte auf das Zusammenleben haben, sagte der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks, Pirmin Spiegel, am Dienstag in Berlin. Auf der anderen Seite motiviere der Glaube die Menschen, für eine gerechtere Welt einzutreten. Hier setze Müller mit seinen Überlegungen an, so Spiegel.

Ziel müsse sein, das entwicklungsfördernde und friedensstiftende Potenzial von Religionen zu stärken. Im Zentrum stehe dabei die Frage: „Wie können religiöse Menschen, etwa 80 Prozent der Menschheit, dazu beitragen, aus ihrem persönlichen Glauben und ihren religiösen Organisationen heraus die Lebensbedingungen für alle
Menschen zu verbessern helfen?“ Falsch wäre es aus Sicht Spiegels, Entwicklungszusammenarbeit an das Bekenntnis zu einer bestimmten Religion zu knüpfen. „Aber ich glaube nicht, dass das die Idee des Ministers ist“, so der Misereor-Chef. „Vielmehr bringen religiöse Gemeinschaften Erfahrungen mit, vertreten Werte und verfügen über Strukturen, diese umzusetzen. Diese Kompetenz, bei aller Ambivalenz, kann einen Beitrag für eine gerechtere Welt leisten.“

In Müllers Ministerium gibt es seit längerem Überlegungen über ein neues Zueinander von Religion und Entwicklungshilfe. Ende März veröffentlichte das BMZ eine Broschüre mit dem Titel „Die Rolle von Religion in der deutschen Entwicklungspolitik“. In Expertenkreisen stießen die Überlegungen auf ein gemischtes Echo. Im Gespräch bekräftigte Müller jüngst, dass für ihn eine stärkere Rolle der Religion nicht im Widerspruch zu einer menschenrechtsbasierten Entwicklungspolitik stehe. In den meisten Ländern der Erde bezögen Menschen aus der Religion ihre Lebensstrukturen und ihren Lebenssinn. „Das müssen wir achten und religiöse Toleranz sowie den interreligiösen Dialog stärken“, sagte der Minister. Auch wenn etwa islamische Staaten ein anderes Modell von Kirche und Staat hätten, gebe es verbindende Werte der Religion. Diese gelte es „im Sinne eines gemeinsamen Ethos“ aufzuwerten.(KNA/iQ)