Der Ramadan, der Fastenmonat der Muslime, dauert an. Sebahat Özcan schreibt für IslamiQ, warum Muslime fasten und warum dies für Nichtmuslime oftmals unverständlich ist.
„O ihr, die ihr glaubt! Euch ist das Fasten vorgeschrieben, wie es den Menschen vor euch vorgeschrieben war; vielleicht werdet ihr gottesfürchtig.“ (Sure Bakara, 2:183)
Einmal im Jahr fasten Muslime einen Monat lang während des Ramadans. Währenddessen essen und trinken sie von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang nichts. Dass ein Mensch gerade im Sommer tagsüber nichts trinkt, ist für viele kaum nachvollziehbar. Umso deutlicher wird der Grund, warum Muslime fasten, erkennbar.
Es gibt verschiedene Gründe, weshalb man gerne versucht, Erklärungen für Dinge zu finden, die man tut. Ein Grund besteht beispeilsweise darin, dass Menschen eine Bestätigung für sich selbst wünschen, um sicherer in ihrer persönlichen Überzeugung zu werden. Wenn jemand aus Überzeugung einem Gebot nachkommt oder sich einer Sache sicher ist, dann ist er oftmals versucht sich zu rechtfertigen und verfällt in eine Erklärungsnot.
Der Prophet Abraham (a) bat Allah mit den Worten „Mein Herr, zeige mir, wie du die Toten lebendig machst.“ Und Allah antwortete ihm: „Glaubst du etwa noch nicht?“, und er sagte: „Doch! Aber ich möchte in meinem Herzen ganz sicher sein.“ (Sure Bakara, 2:260). Dennoch bat er um eine Bestätigung für das, woran er glaubte. Er wollte es mit seinen eigenen Augen sehen. Die Bestätigung, die er daraufhin bekam, festigte ihn noch tiefer in seiner Überzeugung.
Ein weiterer Grund ist der Versuch, vor Menschen, die einen in Erklärungsnot bringen, nicht irrational erscheinen zu wollen. Wie soll ich einem Nichtmuslim erklären, warum ich faste? „Weil mein Schöpfer es so will.“, lautet eigentlich die einzige Antwort. Aber vielen fällt es schwer, es dabei zu belassen. Man nennt einige der Gründe, die einem bekannt sind. „Fasten ist gut für die Gesundheit.“, „Es erinnert mich daran, wie gut wir es eigentlich haben.“, „Es fördert die Empathie gegenüber Bedürftigen.“, „Es ist schön, sich mal stundenlang nicht mit Essen zu beschäftigen.“, „So lerne ich Disziplin und Selbstbeherrschung.“, „Es stärkt meine Willenskraft.“, und was man noch alles sagen kann. Diese Erklärungen treffen sicherlich zu, doch sie reduzieren das Fasten auf einzelne Effekte unter den endlosen Weisheiten, die in ihm stecken. Einem Muslim sind tatsächlich viele positive Aspekte des Fastens bekannt. Und er weiß, wenn Allah etwas von ihm erwartet, dann hat es immer einen Sinn – wenn auch nicht direkt erkennbar. Aber der Sinn dessen ist nicht der Grund, weshalb er fastet.
Der Grund, weshalb er fastet, ist der modernen Welt fremd. „O ihr, die ihr glaubt! Euch ist das Fasten vorgeschrieben, wie es den Menschen vor euch vorgeschrieben war; vielleicht werdet ihr gottesfürchtig.“ (Sure Bakara, 2:183) Es gibt für den Muslim in seinem gesamten Dasein kein höheres Ziel als das Wohlgefallen seines Schöpfers zu erlagnen. „Wir hören und gehorchen. Schenke uns deine Vergebung, unser Herr! Und zu dir ist die Heimkehr!“ (Sure Bakara, 2:285)
Zu gehorchen, Demut zu zeigen, Ehrfurcht zu empfinden, sind in der heutigen Welt negativ besetzte Begriffe. Man kann sie kaum aussprechen, ohne dass man belächelt oder verurteilt wird, weil einem Unmündigkeit vorgeworfen wird. Für die meisten Menschen ist es kaum vorstellbar, dass man in Gottergebenheit Erfüllung finden kann. Es gibt anerkannte Normen innerhalb der Gesellschaft. Alles, was der Norm entspricht, braucht sich nicht zu rechtfertigen. Alles, was davon abweicht, muss sein Handeln und Denken immer wieder rechtfertigen. Dabei darf die Norm entscheiden, ob die Rechtfertigung vertretbar ist oder auch nicht. Mündigkeit wird dem abgesprochen, der sich entscheidet, Gott ergeben zu leben. Aber mündig ist scheinbar der, der Kant zitiert. Es bleibt außer Acht, wie dogmatisch und gewaltsam der Rationalismus zwischenmenschliche Beziehungen prägt, wo er ja heutzutage dominiert.
Der Maßstab, nach dem entschieden wird, ob der Muslim fastet oder nicht, ist nicht der Nutzen/Schaden Maßstab, über den man selber entscheidet. Also nicht: Meine ich, dass es mir nutzt, so faste ich; meine ich, dass es mir nicht nutzt oder gar schadet, so faste ich nicht.tNews Hitzewelle in Pakistan - Fasten brechen, um zu überleben.Die Lage in Pakistan wird immer dramatischer. Durch die Folgen der Hitzewelle starben in den vergangenen Tagen alleine in Karatschi mehr als 780 Menschen. Dieser dein "Maßstab" endet für viele tödlich.